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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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die Order wie ein Glaubensbekenntnis. Dann verschwand er in der Stube, als wüßte er nicht, daß sie da waren.
    McMullen schwankte, und Delacroix fing ihn.
    „Gehen wir. Ich helfe Ihnen“, sagte der große Mann.
    „Es tut mir leid“, entschuldigte sich der Meister. „Es ist alles ein bißchen viel.“
    Der Engländer nickte steinern. „Das ist es wohl“, sagte er nur.
    Sie gingen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, zurück zur anderen Hälfte der Gruppe. „Haben Sie etwas Neues erfahren?“ fragte Cérise.
    „Der Mann hat gesagt, man habe Leutnant von Görenczy gefangen.“ Asko bemühte sich um einen sachlichen Ton.
    „Du lieber Gott! Was werden sie mit ihm tun?“
    „Ausländische Spione werden gemeinhin exekutiert, Mlle. Denglot. Für Österreich war er nichts anderes. Wir alle sind nichts anderes für die örtlichen Behörden.“
    „Er mag noch am Leben sein“, fügte Delacroix an. „Sie werden ihn haben ausfragen wollen.“
    „Wird er uns verraten?“
    „Nein“, sagte Asko.
    „Nicht leichtfertig und nicht gleich“, korrigierte Delacroix.
    „Er würde eher sterben als jemanden verraten“, insistierte Asko empört.
    „Es gibt immer Möglichkeiten, die Wahrheit aus Menschen herauszuholen“, beschwichtigte der Meister. „Nicht alle sind so harmlos wie die, die ich gerade angewandt habe.“
    „Was ist mit dem Mädchen?“ fragte Frau Treynstern.
    „Der Mann wußte nichts über sie.“
    „Einem jungen Mädchen würden sie doch nichts tun, oder doch?“ fragte sie noch einmal hoffnungsvoll.
    Die Männer sagten nichts darauf.
    „Gott sei uns gnädig“, flüsterte die Dame und hob ihre Hände an die Wangen. „Und ich habe sie auch noch mitgeschickt.“
    Die Gruppe durchquerte still das Dorf und lief hinunter zum See. Asko fühlte sich wie ein Teil einer makabren Zirkusparade. Sie hatten ihre Waffen versteckt, bevor sie ins Dorf gekommen waren, doch ihre Kleidung verriet deutlich, daß sie eine Art Abenteuer hinter sich hatten. Sie paßten nicht in diese friedliche Gegend.
    Wieder waren es Delacroix und McMullen, die zwei Einheimische ansprachen, welche mit ihren Booten beschäftigt waren.
    „Würden Sie uns jetzt bitte zurück zum Ladner-Wirt rudern?“ bat McMullen die Männer. „Sie erinnern sich doch! Heute früh sind wir auf einen Spaziergang hierhergekommen. Und jetzt bitten wir Sie, uns wieder zurückzurudern.“
    Der Blick der Fischer erschien seltsam leer. Sie widersprachen nicht. Asko war entsetzt, wie einfach es für den Magier war, das Denken der Männer zu beeinflussen. Es machte ihn wütend. Wie konnte man sich je auf irgend etwas in seinem Leben verlassen, wenn jeder dahergelaufene Zauberkünstler einem Dinge zurück ins Gedächtnis rief, die nie stattgefunden hatten?
    Erneut kam er zu dem Schluß, daß die Welt ein besserer Ort wäre, wenn es keine Arkanwissenschaften gäbe – und keine Sí. Doch die Welt war, wie sie war, brutal, unanständig und voller Verrat. Unwillkürlich glitt sein Blick zu Charlotte von Sandling. Sie sah zu Tode erschöpft aus und krank. Jemand sollte sich dringend um sie kümmern, sie stützen, sie tragen, ihr helfen.
    Sie hatten für diesen Auftrag alle zuviel bezahlen müssen. Doch letztlich hatten sie die schrecklichste Waffe, die es je gegeben hatte, zerstört. Sogar ihre Spuren hatten sie einigermaßen verwischt.
    Er trauerte um seinen Freund und auch um Corrisande Fairchild, deren Blut nun an seinen Händen klebte. Er blickte zu Delacroix, der im Boot saß wie versteinert. Seine Finger hingen ins Wasser, als warte er darauf, daß die Fluten ihn streichelten.
    McMullen kämpfte wieder gegen einen Anfall von Nasenbluten an.
    „Was sind Ihre weiteren Pläne, junger Mann?“ fragte er durch das Taschentuch hindurch, und Asko sah sich um, um zu sehen, ob der Fährmann zuhörte.
    „Keine Angst. Er kann uns nicht hören.“
    Asko starrte den Magier mißbilligend an.
    „Sie sind genauso schlimm wie der Sí“, knurrte er und deutete mit dem Kopf in Richtung des Feyons, der im anderen Boot saß.
    „Ich bin so – gut – wie er. In manchen Dingen. In anderen komme ich nicht einmal näherungsweise an ihn heran. Sagen Sie mir jetzt, was Sie vorhaben? Oder haben Sie sich noch nicht entschieden?“
    „Ich werde zu diesem Jagdschloß reiten und herausfinden, was in der Höhle des Löwen abläuft. Vielleicht kann ich Leutnant von Görenczy und das arme Mädchen retten. Zumindest sollte ich herausfinden, was ihnen geschehen

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