Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
wenn Sie nicht lernen, etwas umsichtiger zu sein, werden Sie nicht lange leben. Ich habe absolut kein Recht, Ihnen Ratschläge zu erteilen, doch Sie sollten besser auf sich achtgeben.“
„Sie meinen, ich sollte wegrennen, wenn ich jemandem begegne, gegen den ich nicht ankomme?“
„Ganz genau!“
Sie lächelte noch einmal reumütig. „Aber genau das tue ich jetzt, Mr. Fairchild. Ich laufe weg, bevor ...“ Sie hielt inne.
„... bevor Leutnant von Orven wiederkommt. Ich verstehe“, beendete er ihren Satz. Der Schmerz anderer war leicht zu verstehen, wenn man selbst von Schmerz zerrissen wurde.
Sie senkte den Blick und errötete. Die Unterhaltung geriet ins Stocken.
„Weiß denn der junge Narr um Ihre Gefühle für ihn?“ fragte er schließlich, wobei ihm sehr wohl bewußt war, daß er kein Recht hatte, eine solche Frage zu stellen.
Sie nickte. Er wußte nicht, was er darauf sagen sollte. Nach einer Weile sah sie wieder zu ihm hoch.
„Es ist unerheblich“, sagte sie. „Ich möchte ihm nur einfach nicht mehr unter die Augen kommen. Frau Treynstern begleitet mich nach Hause und wird bei mir bleiben und versuchen, meinen Ruf zu retten, so sie kann. Von Mr. McMullen junior habe ich mich verabschiedet. Ich hätte gerne auch Arpad Lebewohl gesagt, doch er ist ... beschäftigt ...“ Sie blickte betreten beiseite, vermied seinen Blick.
Der Sí hatte sich mit Cérise zurückgezogen. Sie erholten sich in der ihnen eigenen Art. Die Vorhänge waren zugezogen.
„Ich habe Graf Arpad einen Brief geschrieben“, fuhr sie fort. „Ich wollte Sie bitten, ob Sie ihm diesen nicht übergeben könnten, wenn er ... wenn Sie ihn wiedersehen?“
Sie hielt ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier entgegen. Er nahm es und steckte es in seine Brusttasche.
„Ich werde ihn ihm übergeben, Fräulein von Sandling. Versprechen Sie mir, auf dem Weg nach Hause vorsichtig zu sein?“
Sie nickte. „Ich bin hier zu Hause, Mr. Fairchild. Wir nehmen das Boot nach Grundlsee. Dort wohnt eine ehemalige Dienstmagd von uns. Sie wird uns einen Transport zum Schlößchen verschaffen. Ich denke nicht, daß uns jemand belästigen wird. Es ist gar nicht weit. Und ich werde Marthas Mann bitten, uns zu begleiten. Er ist ein großer, starker, zuverlässiger Mann. Wir werden in Sicherheit sein. Am liebsten wäre es mir, Sie würden alle mitkommen. Diese Poststation kann nicht halb so sicher sein wie unser Schlößchen. Und Schwarzenecks Leute werden uns dort vielleicht nicht suchen.“
Sie hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Mr. Fairchild, bitte erlauben Sie mir, daß ich Sie einlade, zu uns zu kommen, falls Sie noch etwas hier in der Gegend verweilen möchten. Mein Onkel und ich leben zurückgezogen und ruhig. Wir würden Ihnen sicher nicht im Wege sein, und Sie hätten es bei uns bequemer als in einem Gasthaus.“
Er akzeptierte ihre Freundlichkeit, ohne das Angebot in Betracht zu ziehen. Freundlichkeit war derzeit schwer zu ertragen.
„Ich habe mich, was meine Pläne anbelangt, noch nicht entschieden. Aber vielen Dank für die Einladung. Bitte lassen Sie uns eine Nachricht zukommen, wenn Sie gut zu Hause angekommen sind.“
Sie nickte, erkannte den letzten Satz jedoch nicht als die Abschiedsfloskel, die sie war. Statt dessen blickte sie auf einmal zu ihm auf, mit erneuter Sorge in den Augen.
„Ich ... ich wollte nur noch ... Es ist vermutlich gänzlich nebensächlich, aber ... “ Sie verstummte und brachte kein weiteres Wort mehr über die Lippen.
„Was ist denn, Mädchen?“ Sie sollte nun wirklich gehen. Er war ganz und gar nicht in der Stimmung für eine emotionale Szene.
„Ich wollte Ihnen nur versichern, daß Graf Arpad und ich ... ich meine, er hat sich immer wie ein Gentleman benommen. Sie haben gehört, was Leutnant von Orven gesagt hat, und ich wollte nur, daß Sie wissen ...“
„Sie schulden mir keine Erklärung, Fräulein von Sandling. Doch ich verstehe schon. Graf Arpad hat sich adäquat verhalten, was er bei seiner Befähigung nicht hätte zu tun brauchen. Das macht ihn sympathischer, als ich dachte, daß er sei.“
Letzteres war keine Lüge. Er hatte tatsächlich angefangen, den dunklen Feyon zu schätzen. Allerdings trug Delacroix derzeit auch kein Schutzamulett. Da mochte man den Feyon wahrscheinlich nur allzuleicht. Es gab Gründe, ihn zu mögen, doch die meisten fußten vermutlich auf Zauber und Verführung.
„Er ist ein guter Mann, Mr. Fairchild. Fürsorglich und liebenswert.“
„Eine wahre Florence
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