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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Nightingale ...“, ergänzte er säuerlich.
    „Ja, heilen kann er auch ...“
    „Ich weiß.“ Er fügte nicht hinzu, daß er sehr wohl wußte, wie so eine Heilung ablief und welche Gefühle sie auslöste. Ein Heiler. Corrisande hatte er nicht geheilt.
    „Er ist ein Mann, Fräulein von Sandling. Ein Mann mit ausgeprägten Wünschen und Begierden – und wenig Skrupeln, wie die meisten Männer. Sie sind unversehrt aus der Sache herausgekommen. Es erscheint einem fast wie ein Wunder.“
    Sie sah ihn erschrocken an.
    „Ich versichere Ihnen, Mr. Fairchild, er ist ein Gentleman ...“
    Er verstand, daß es ihr wichtig war, daß er das harsche Urteil des Leutnants über sie und ihren Freund nicht für sich übernahm.
    „Fräulein von Sandling, ich habe Sie als Gefäß einer jungfräulichen Berggöttin gesehen. Wer Sie so gesehen hat, kann an Ihrer Reinheit nicht zweifeln.“
    Sie blickten sich an, und er wußte, daß sie nun beide Corrisande wieder als die strahlende Mutter vor sich sahen, voller Leben und Liebe.
    Sie wandte sich ab, und er konnte sehen, daß sie gegen ihre Tränen ankämpfte. Damit es ihm nicht peinlich war, hielt sie sich selbst zurück. Sie war ein wirklich nettes Mädchen. Hoffentlich verschwand sie jetzt bald.
    „Ich sollte wohl besser gehen“, sagte sie. „Ich wollte mich nur verabschieden. Bitte denken Sie an die Einladung, Mr. Fairchild. Sie sind herzlich willkommen, und wir würden von Ihnen keine Gastpflichten erwarten. Sie wären frei, zu tun und zu lassen, was immer Sie wollen. Das meine ich wirklich so.“
    Er nahm ihre Hand und verneigte sich darüber. Ihre Fingernägel waren alle abgebrochen, die Haut selber zerkratzt und voller blauer Flecken. Es schien Äonen her, daß er ihr das Messer abgenommen hatte. Er erinnerte sich an ihre Panik, daran, wie sie aus Angst das Bewußtsein verloren hatte. Doch sie hatte weitergemacht. Hungrige Vampire, unsichtbare Monster, mörderische Kerle und ein gebrochenes Herz. All das hatte sie überlebt. Corrisande war tot.
    „Sie meinen vermutlich immer alles so, wie Sie es sagen, Fräulein von Sandling. Manchmal ist das Leben leichter, wenn man sich hinter der einen oder anderen Lüge versteckt. Die meisten Menschen tun das.“
    Was redete er für einen Unsinn? Er war nicht verantwortlich für sie, und nichts, was sie tat, ging ihn etwas an.
    „Leichter? Aber es wäre nicht mehr mein Leben, Mr. Fairchild. Wenn ich etwas aus den letzten Tagen gelernt habe, dann das, daß, wenn alles andere versagt, man nur noch sich selbst hat. Und das wenigstens sollte dann ehrlich sein.“
    Er hielt ihre Hand, verglich sie unwillkürlich mit der Corrisandes. Sie war viel größer, fast wie die eines jungen Mannes. Dann blickte er ihr noch einmal ins Gesicht.
    Hübsch und niedlich war sie nicht, keine Schönheit, doch sie strahlte eine Charakterstärke aus, die er respektieren konnte. Seltsam, daß ausgerechnet der Vampir das erkannt hatte, während der junge Mann, der ihr so weh getan hatte, dies nicht konnte.
    „Leben Sie wohl, Fräulein von Sandling. Seien Sie vorsichtig und vergessen Sie von Orven. Männer können genauso irrational und überfordert sein wie Frauen, und dann sagen sie mehr, als sie je sagen wollten.“
    Ihre Lippen zuckten.
    „Er hat gesagt, was er dachte, Mr. Fairchild. Das war sein gutes Recht. Vielleicht hätte er seine Meinung zu einem anderen Zeitpunkt nicht so unverbrämt in Worte gefaßt, doch wenn es denn seine Meinung ist, mag es besser sein, er hat sie ausgesprochen.“
    Das klang erstaunlich vernünftig.
    Frau Treynstern trat auf sie zu. Sie wirkte ein wenig besorgt, als traue sie ihm nicht, seine Fassung nicht erneut zu verlieren und die junge Dame doch noch umzubringen. Vielleicht verstand die reifere Frau ihn ja besser als das allzu vertrauensvolle Mädchen. Vielleicht spürte sie auch das Monster hinter der höflichen Fassade.
    „Haben Sie sich verabschiedet, Charlotte?“ fragte sie, lächelte freundlich und ein wenig neugierig. Ihre Schönheit war verblaßt, doch wo ihr reiferes Alter ihr Aussehen hatte welken lassen, hatte sie den Verlust durch Charme und exzellenten Stil ersetzt. Die glatte Oberfläche schnitt in seine Geduld. Sie tat geradeso, als wäre nichts geschehen, dabei war seine Frau in ihren Armen verblutet, und das war erst einen halben Tag her.
    Das Mädchen nickte. Delacroix ließ ihre Hand los und verneigte sich vor der älteren Dame. Und dann sah er in ihren Augen das, was sie nicht aussprach. Ihr Blick war

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