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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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voller Trauer und Mitgefühl. Sie lächelte höflich.
    „Man sollte doch meinen, meine junge Freundin besäße die Umsicht, Ihnen fernzubleiben“, schalt sie. Sie hatte recht damit. Doch das Mädchen sah ihn nicht als Gefahr. Vermutlich sollte ihm das schmeicheln. Vielleicht zeigte es jedoch nur ihren begrenzten Horizont.
    „Fräulein von Sandling fürchtet sich nicht vor mir, Frau Treynstern“, gab er ernst zur Antwort. „Hungrige Vampire und rücksichtslose Rächer vermögen sie nicht halb so sehr zu schrecken wie Worte. Bitte geben Sie gut auf sie acht.“
    Die Dame warf ihm einen erstaunten Blick zu, als hätte sie nicht erwartet, daß er das Mädchen so klar durchschaute.
    „Das werde ich, Mr. Fairchild.“

Kapitel 50
    „War das nicht ein bißchen draufgängerisch?“ fragte Sophie, als das Boot vom Ufer abgestoßen wurde. Sie sprachen leise, damit der Mann am Ruder sie nicht hörte.
    „Er ist so traurig“, antwortete Charly. „Und er tut mir so unendlich leid. Er glaubt, daß sein Versagen an dem Unglück schuld ist. Er denkt, er ist verantwortlich für ihren Tod.“
    „Hat er Ihnen das gesagt?“
    „Oh nein. Aber ich kann es fühlen. Ich mag ihn. Er ist so bewundernswert geradeaus.“
    „Ein sehr starker Mann.“ Frau Treynstern klang vorsichtig. „Zu stark vielleicht. Ein wenig Schwäche würde ihm vielleicht jetzt ganz gut tun. Trauer frißt einen auf, wenn man sie nicht hinausläßt.“
    Charly seufzte.
    „Dann wird er wohl gefressen werden. Der arme Mann.“
    Frau Treynstern lächelte sie an, und Charly erhaschte einen plötzlichen Eindruck ihrer früheren Schönheit. Sie hatte gesehen, wie sie Arpad angeblickt hatte, und wußte, daß diese Frau nie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Wenn man sich an diesen Mann verlor, hörte man vermutlich nie auf, ihn zu lieben.
    „Was für ein nettes Mädchen Sie sind, Mitleid für einen Mann zu empfinden, der Sie fast erwürgt hat“, schloß Frau Treynstern. „Ich bin mir beileibe nicht sicher, daß ich selbst gar so nachsichtig wäre.“
    Charly zuckte mit den Schultern.
    „Ich war es nicht, den er versuchte zu töten. Und im Grunde war es auch nicht wirklich er, der mich angriff. Ich hätte nicht dazwischengehen sollen. Ich habe das auf eigene Gefahr getan.“
    „Es war auf alle Fälle töricht, es zu versuchen, mein Kind. Damen haben bei kämpfenden Herren nicht dazwischenzugehen.“
    „Aber es hätte keinen Kampf gegeben. Nur einen Mord. Von Orven hatte keine Chance, eine so unerwartete Attacke zu überstehen. Arpad war als einziger stark genug, mich zu befreien. Um von Orven zu helfen, hätte er sich sicher nicht so bemüht.“
    Die großen grauen Augen der älteren Freundin blickten sie an.
    „Wissen Sie, Charlotte, Sie setzen mich in Erstaunen. Haben Sie sich das wirklich so dezidiert überlegt, als sie zwischen die Männer getreten sind?“
    „Aber nein. Ich habe gar nichts gedacht. Nur, daß man ihn nicht umbringen durfte. Das konnte ich nicht zulassen.“
    Und sie wollte auch nicht über ihn reden. Er war aus ihrem Leben getreten. Sie konnte in ihrem Sinn noch seinen hellblonden Haarschopf unter dem Hut hervorlugen sehen, als er und der Meister den engen Pfad am See entlang verschwunden waren. Vom oberen Fenster aus hatte sie ihm hinterhergesehen. Sie beobachtete seine sicheren und präzisen Schritte und hoffte, er würde sich nicht umsehen. Er blickte tatsächlich nicht zurück, marschierte nur mit Mr. McMullen am Ufer davon. Sie würden zum Hauptquartier der Verschwörung reiten, zu einer Gruppe von Mördern. Vielleicht würde er fallen. Sie würde es nie erfahren, ihre Pfade sich nicht mehr kreuzen. Nach seinem Erfolg oder Verbleib würde sie nicht fragen, seinen Namen nicht mehr aussprechen. Die Erinnerung an seine Aquamarinaugen, die sie voller Zorn und Verachtung angeblickt hatten, würde sie aus ihrem Gedächtnis verbannen – oder es doch versuchen. Vielleicht mochte sie sogar das eine, einzige Lächeln vergessen, das er ihr geschenkt hatte.
    „Herren machen ihre Gefechte lieber untereinander aus – selbst auf die Gefahr hin, daß sie verlieren, Charlotte. Selbst wenn die Kämpfe nutzlos, sinnlos und dumm sind. Ihr Verhaltenskodex ist einfach zu stark. Sie wachsen in der Überzeugung auf, daß sie erfolgreiche Streiter sein müssen, um als Mann zu bestehen. Niemand will als feige gelten. Ein solcher Ruf ist tödlich, besonders für Angehörige des Militärs.“
    Charly nickte. „Ich weiß. Ich habe mich danebenbenommen. Ich

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