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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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schon das Geräusch des Riegels zu hören war, der aufgezogen wurde. Im nächsten Augenblick würden die Feinde da sein, und er hatte seine Hose immer noch auf Halbmast, lag am Boden, riß an seiner Kleidung. Seine Hände zitterten zu sehr, um die Knöpfe am Hosenlatz zu schließen. Panik machte sich auf seinen Zügen breit.
    Irgendwann mußte jemand etwas Praktischeres als Hosenknöpfe erfinden, dachte sie. Sein verzweifeltes Ringen rührte sie. Ihr Mann. Er gehörte nun ihr. Bis daß der Tod sie schied. Die Tür flog auf.

Kapitel 53
    Auf Jagd. Es tat gut, durch die Nacht zu gleiten, die sanften, sternenbeschienenen Farben waren von unendlicher Schönheit, und die kühle Nachtluft strich liebkosend über seine Haut. Arpads Verbrennungen waren verheilt, doch er erinnerte sich an die gnadenlose Sonne und den flammenden, brennenden Schmerz. Er verbrachte zuviel Zeit unter Menschen. Das konnte nur so enden, daß er sich verbrannte.
    Doch die Nachteile wogen die Vorteile nicht auf. Er konnte Cérises nackten Körper noch fast an dem seinen spüren. Er hatte gierig von ihrem Blut getrunken, mehr genommen, als er gemeinhin nahm. Sie schlief nun, erschöpft von Tagen voller Gefahr, die sie gemeistert hatte, und von der Liebe, die sie gegeben, und dem Blut, das er genommen hatte. Wild war er gewesen, um einiges wilder als sonst. Die Mauer tagelanger Selbstbeherrschung war gebrochen wie ein überlasteter Damm.
    Die Tage mit wenig Nahrung und keiner physischen Erfüllung hatten ihn wie eine Feder zu weit aufgezogen. Er mochte es selbst noch kaum glauben, daß Charly ihr Abenteuer mit ihm überlebt hatte. Er hatte sie so sehr gewollt, wollte sie noch, sehnte sich danach, sie in eine Welt von Genüssen einzuführen, ihren Sinn von Erniedrigung und Enttäuschung abzukehren.
    Er sollte dringend ein paar Worte mit Leutnant Asko von Orven wechseln.
    Oder vielleicht besser nicht. Der Mann mochte ihn nicht, und dieses Gefühl erwiderte Arpad zur Gänze. Er erinnerte sich noch sehr genau daran, daß der Mann den Finger am Abzug der Maschine gehabt hatte, erinnerte sich an die blaßblauen Augen des jungen Offiziers, daran, wie sie auf die seinen getroffen waren und dann schnell weggesehen hatten. Wegsehen, darin war er gut, der Junge. Vielleicht lernte man das beim Militär. Und dennoch war sein Kopf vollgestopft mit moralinsauren Regeln, die niemandem halfen. Moral war für Arpad der Verhaltenskodex, dem man sich unterzog, um die Rechte und das Wohlergehen anderer zu sichern. Mehr war nicht dran. Und in diesem Kontext sah Arpad sich selbst als einen durchaus unmoralischen Mann. Doch sogar er hatte seine Grenzen. Die Grenzen des Bayern richteten sich nach anderen Maximen aus. Ihm galt das Töten als nicht so verachtenswert wie das Lieben.
    Eben deshalb sollte er ihn besser nicht sprechen. Es reichte, ihn zu nehmen und sein Blut zu trinken. Eine gänzlich andere Art von Zwiegespräch, eines ohne Worte. Eine Konversation, in deren Verlauf die größten Ängste des Offiziers sich zu dessen finaler Genugtuung endlich bestätigen würden. Sein Mißtrauen und Argwohn würden Wirklichkeit werden, und die schale Operette seines braven Lebens würde seine heimlichen Begierden in einem fulminanten Schlußakt mit Pauken und Trompeten zum Höhepunkt bringen.
    Immerhin war er ein gutaussehender Junge, hatte einen durchtrainierten, ansehnlichen Körper und viel Kraft, Energie und Leidenschaft – krampfhaft versteckte, unter dem Deckel gehaltene Leidenschaft. Wenn Schmerz alles war, was er der Liebe als Antwort zu offerieren hatte, so sollte er auch nichts anderes erhalten – und Charly würde ihm nie etwas tun.
    Natürlich würde gerade Charly nicht wollen, daß er dies tat, das Objekt des Liebesbanns, der sie gefangenhielt, vom Erdkreis zu entfernen. Sie würde ihn bitten und betteln, es nicht zu tun, wenn er sie fragte. Also fragte er sie nicht. Der Feyonbann würde mit dem Tod des Mannes enden. Und die Erinnerung an die Liebe würde verblassen. Was konnte er schon viel für sie tun? Den Mann zu entfernen war eines der wenigen Dinge, die er ihr schenken konnte, ein dunkler Gefallen, ein blutiger, köstlicher Akt der Befreiung.
    Doch im Moment zählte nichts davon, nur die Nacht und sein Hunger und seine Freude daran, unterm hellen Sternenzelt zu jagen.
    Charly war inzwischen geflüchtet. Sie war nicht mehr in der Poststation und Sophie auch nicht. Er verstand, warum sie gegangen waren, hätte sie aber doch noch gerne um sich gehabt.
    Sophies

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