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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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und schüttelte den Kopf. „Ich habe zwei linke Füße, meine kleine Nixe“, sagte er. „Ich tanze wie ein Zirkusbär.“ Sie wirbelte um ihn herum, strauchelte, und er fing sie und hob sie auf. „Erwischt“, sagte er, und sie lächelte. „Was machst du jetzt mit mir?“ fragte sie.
    „Delacroix?“ fragte McMullen mißtrauisch. „Geht es Ihnen gut? Was tut er mit Ihnen?“
    „Ich schenke ihm süße Träume, Onkel Aengus“, sagte das Wesen, ehe Delacroix antworten konnte, „die seine brennende Seele kühlen und mit ihr das Feuer des Gottes, der ihn gezeichnet hat.“
    „Wer bist du?“ fragte McMullen und sah die rothaarige Erscheinung erstmals direkt an.
    „Ich bin Ian.“
    „Du bist nicht der Ian, den ich kenne.“
    „Der fiel klaftertief in den Abgrund und brach sich auf den Felsen alle Knochen. Ich fiel hinterdrein, mit gebrochener Seele. Wir haben einander geheilt“, sagte eine neue Stimme aus demselben zahnigen Mund.
    McMullen fixierte den Jungen erstaunt.
    „Wer bist du außer Ian?“
    „Ich bin Salz und Stein“, lautete die Antwort. „Ich durchquere die Gedanken der Menschen, während sie träumen.“
    „Ein Traumweber? Ein echter Traumweber?“
    „Begriffsbestimmungen!“ Der junge Mann klang verdrießlich. „Menschliche Begriffsbestimmungen! Ich bin, der ich bin, und ich bin auch Ian. Jetzt laß mich neue Träume weben!“
    „Kannst du bekämpfen, was hinter jener Wand lauert?“
    „Nein, doch vielleicht kann ich es einlullen und schlafen schicken. Dein Freund hier zieht es an wie ein Leuchtfeuer.“
    „Es ist ein Gott?“
    „Menschen nennen ihn so. Menschen und ihre albernen Begriffsbestimmungen all dessen, was sie nicht verstehen. Er ist, was er ist.“
    Der junge Mann klang plötzlich unendlich alt.
    „Was ist er? Ein Teufel, ein Abgott, ein Feyon, ein Monster, ein Dämon?“
    „Er ist Haß und Zorn. Er ist Wut und Schmerz, den man anderen zufügt. Er ist das Üble an Macht, die Jagd um des Tötens willen, das Morden aus Lust. Er ist die Vernichtung. Das ist er.“
    „Das verstehe ich nicht“, sagte McMullen.
    „Ich schon“, grollte Delacroix. „Ich schon.“
    Er sandte seine Erinnerungen aus und konzentrierte sich ausschließlich auf das Lächeln seiner Frau. Krallenbewehrte Finger streichelten sein Herz, und er erbebte unter der intimen Berührung. Unerheblich. Frieden zu erlangen war bedeutsam. Er war kein sanftmütiger Mann. Er war streitbar und gewalttätig, hatte sich aber sein ganzes Leben lang ehern zurückgenommen.
    Er hatte die Gedanken stets bekämpft, die ihn anflogen, wenn er so wütend war, daß er um seinen Verstand und das Leben anderer fürchtete. Ein Lächeln als Halt brauchte er, und er stützte sich auf die Erinnerung.
    Er fand sich auf den Stufen sitzend wieder. McMullen stand über ihn gebeugt.
    „Geht es Ihnen gut?“
    Sie waren allein. Drei Stufen unter ihnen war die Mauer zum Stillstand gekommen. Kein Kratzen erklang mehr dahinter. Delacroix fühlte sich ruhig und erleichtert. Er holte tief Atem.
    „Was immer wir getan haben, es scheint weg zu sein“, sagte McMullen.
    „Es wird niemals ganz weg sein. Sie haben doch gehört, was es ist.“ Delacroix sah sich um. „Wo ist Ian?“
    McMullen fixierte ihn, als müsse er erst Sinn von Unsinn trennen, schien dann zu verstehen und zuckte die Achseln.
    „Ausgeträumt, nehme ich an.“ Er klang ehrfurchtsvoll. „Ein Traumweber! Ein wahrhaftiger Oneiromorph. Das sind mythische Kreaturen, müssen Sie wissen. Niemand hat je einen gesehen. Ich wäre versucht zu behaupten, wir hätten halluziniert, hätte unser Verfolger nicht aufgehört, uns nachzukommen. Ich möchte Ihre Fähigkeiten ja nicht anzweifeln, Delacroix, aber ich kann nicht glauben, daß Sie das ganz allein bewerkstelligt haben.“
    Sie saßen einen Augenblick lang schweigend da.
    „Sie glauben, daß ein Traumweber uns einen Traum geschickt hat über Ian, der mir einen Traum über Corrisande geschickt hat?“
    „Ich weiß nicht. Wirklich nicht. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, Ian zu finden …“
    „... dann müssen wir ihn suchen“, schloß Delacroix und nickte. „Sollten sie allerdings wirklich zu einem Wesen verschmolzen sein, möchte ich wetten, daß Ihr Herr Bruder den Jungen nicht wiederhaben will. Ich meine mich zu erinnern, daß er nicht mal mit Ihnen redet, wenn er nicht unbedingt muß. Dabei sind Sie nur ein Meister des Arkanen und hundertprozentig menschlich.“
    McMullen lächelte reuig.
    „Ich kann mir nicht

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