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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zerfielen, der langsam dem Boden entgegenglitzerte.
    „Ich will verdammt sein!“ murmelte einer schließlich.
    Dein Wille geschehe, sagte die Jungfrau.
    Er hat es nicht so gemeint, sagte die Mutter.
    Aber vielleicht wir, sagte die Alte. Wir meinen es vielleicht so.
    Die Männer sahen einander an und hasteten dann auf den Pfad zu, den sie hochgekommen waren. Keiner von ihnen sagte noch etwas. Sie hatten aufgehört zu streiten. Sie sahen auch die Felsen nicht mehr an. Sie drehten sich nicht noch einmal um.
    Sie halten sich für mächtig, spottete die Jungfrau.
    Macht ist sehr viel komplexer, als sie wissen, seufzte die Mutter.
    Macht ist die Fähigkeit, Dinge tun zu können und sie dennoch zu lassen, mahnte die Alte.
    Und das bringt uns wieder zu unserem felsigen Liebespaar, sagte die Mutter.
    Was willst du nun mit ihnen machen, fragte die Alte.
    Ich habe mich noch nicht entschlossen. Es ist noch Zeit genug, sagte die Jungfrau.
    Zeit ist immer genug, sagte die Mutter.
    Genug ist immer eine Frage der Zeit, sagte die Alte.
    Sie schenkten dem Fels einen letzten Blick und glitten dann in ein anderes Tal.
    Sie blickten über eine Bergformation, die im Glanz verwobener Kraftlinien glitzerte, als hätte sie jemand mit Gift überzogen.
    Soviel Energie, seufzte die Mutter. Fast tut der arme Mann mir leid. Menschlichkeit ist so wenig, und selbst die hat er verloren. Es muß furchtbar sein, nichts mehr zu besitzen als den festgefügten Glauben an die Zerstörung als ultimative Aufgabe.
    Dein Mitleid ist verschwendet, seufzte die Alte. Er ist glücklich, seine Zweifel verloren zu haben. Er liebt es, die Welt in ein Muster zu biegen, das er selbst entworfen hat. Er schätzt das Gefühl, dabei etwas Gutes zu tun. Und er wird ohne Zweifel nie wissen, wieviel Böses er anrichtet.
    Iascyn hat auch seinen Spaß, sagte die Jungfrau säuerlich.
    Iascyn wird es oft langweilig, seufzte die Mutter entschuldigend.
    Langeweile hat Iascyn im Moment aber nicht, bemerkte die Alte trocken.
    Ich werde mich nicht einmischen, sagte die Mutter. Er wird gestärkt aus all dem hervorgehen. Er wird etwas für sich dazugewinnen – im besten Fall Erkenntnis.
    Gut, lobte die Alte. Erkenntniszugewinn ist zu begrüßen.
    Ihre Blicke durchdrangen die Berge.
    Sie lebt noch, sagte die Mutter. Unser junger Abkömmling hat sich mehr zurückgenommen, als ich das für möglich gehalten habe.
    Bis jetzt, erwiderte die Jungfrau und seufzte. Nur bis genau jetzt.
    Sterbliche sterben, sagte die Alte. Schließlich und endlich ist sie ihm nichts weiter als ein schmackhaftes Mahl unter Millionen von schmackhaften Mahlzeiten.
    Sie bedeutet ihm mehr, widersprach die Jungfrau.
    Sie ist sterblich, sagte die Alte. Sie sterben, und wir leben weiter. Sogar er kann weiterleben. Oder vielleicht auch nicht, dieses Mal.
    Wir sollten intervenieren, sagte die Jungfrau.
    Du mischst dich zu sehr ein, sagte die Mutter.
    Wir müssen uns einmischen, sagte die Jungfrau.
    Solltest du nicht zurück zu deinen Liebenden gehen und sie befreien, fragte die Mutter.
    Es ist noch Zeit, sagte die Jungfrau.
    Zeit ist immer, sagte die Alte.
    Stimmt, pflichtete die Mutter bei. Wir haben alle Zeit der Welt.
    Sie begannen leise zu kichern.

Kapitel 15
    „Seit wann wird er vermißt?“ fragte der Professor.
    „Niemand weiß etwas Genaues“, gab Schattenbach zurück. „Mindestens eine Stunde.“
    Die restliche Gruppe im Quartier war in Aufruhr. Sie hatten Meyer überall gesucht, in den beleuchteten Seitentunneln, den kleinen Höhlen, in jeder Ritze oder Nische.
    Als die Suche erfolglos blieb, kamen sie zu dem Schluß, daß der junge Mann tatsächlich in den Berg aufgebrochen war, um das Mädchen zu retten, von dem er dauernd redete.
    „Ich hätte nicht gedacht, daß er ein solcher Narr ist!“ schimpfte der Professor ärgerlich. „Ich wußte zwar, daß er sich um das Fräulein Sorgen machte. Aber so etwas geht gegen jede Vernunft und Logik. Er hat doch keine Aussicht, sie zu finden! Wenn er Pech hat, trifft er auf die geflohenen Gefangenen, und die bringen ihn um. So was! Als ob er den Schatten einer Chance hätte, einen Feyon in einem Tunnellabyrinth im Dunkeln zu finden! Und eine Frau, die wahrscheinlich längst tot ist. Er könnte den Rest seines Lebens die Gänge erforschen und sie doch nicht finden.“
    Das Unternehmen erschien tatsächlich aussichtslos. Die Gesamtheit des Höhlensystems zu erforschen würde mehrere Menschenleben lang dauern, und das Team hatte sich darauf beschränkt, sich nur

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