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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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    Eine Flut von Emotionen durchlief Charly, überlasteten sie so sehr, daß sie wie benommen war. War es Müdigkeit oder Erschöpfung, die sie davon abhielten, sich zu wehren und um sich zu schlagen? Während sie hinter Leopold von Waydt hergezogen wurde, überlegte sie sich, daß nun der Zeitpunkt war, um eine Szene zu machen, sich auf die Knie zu werfen, für den Feyon zu bitten und auch für sich selbst. Vielleicht sollte sie schreien und treten. Oder beißen und kratzen?
    Nichts davon tat sie, folgte dem Mann nur brav. Sie drehte sich auch nicht um, wollte das Leiden ihres Freundes nicht noch einmal sehen. Sie würden ihn umbringen. Und sie würden auch sie umbringen. Arpad hätte ihr diese Art von Tod ersparen können. Doch die Dinge waren eben so, wie sie waren. Es hatte Momente gegeben, da hatte sie daran geglaubt, dies alles zu überleben. Doch nun war ihre Angst zurück und die Gewißheit, daß ein Überleben nicht mehr möglich war. Tatsächlich sollte ihr das mehr ausmachen. Es war auch nicht so, daß sie etwa keine Angst hatte. Doch alles, was sie erlebt hatte, hatte sie letztlich darauf vorbereitet, selbst der endlose Marsch gekettet an den blonden Mann, der ihre Manieren und ihren Anstand nicht schätzte. ‚So ich kann, werde ich Sie hier rausbringen‘ hatte er gesagt. Und nun konnte er nicht? Sie hatte seinen Stolz verletzt, und er ließ sie dafür sterben?
    Als man ihre Herzen verbunden hatte, hatte er nicht so rachsüchtig gewirkt. Daß sie sich so in ihm getäuscht hatte, schmerzte sie fast mehr als die Aussicht auf ihr Ende. Sie liebte ihn. Sie wußte das nun. Sie konnte nichts dagegen tun. Und er sandte sie fort, in den Tod, und blickte in die andere Richtung.
    Vielleicht sah er die Gefahr nicht. Vielleicht dachte er, Leopold sei ein Gentleman wie er. Oder es hatte schlichtweg aufgehört, ihn zu interessieren, nachdem er sie halbnackt gefunden hatte, während sie die Liebkosungen eines Wesens genoß, das er verabscheute. Vielleicht dachte er auch, sie verdiene den Tod. ‚Es hat nichts mit ‚verdient‘ oder ‚nicht verdient‘ zu tun, mein Herz. Es ist einfach so, wie es ist‘, klang Arpads Stimme in ihrem Gedächtnis.
    Zeit zu beten, ihren Frieden zu machen. Doch sie war zu erschöpft und benommen dazu, und sie wollte auch ihrem ehemaligen Verlobten nicht die Genugtuung bieten, sie in der Position einer reuigen Sünderin zu sehen. Tatsächlich war sie der Meinung, daß ihr Sündenkonto gar nicht so umfangreich war. Wenn man einmal von Wollust absah.
    Sie fragte sich, ob ihr unterbrochener Liebesakt mit ihrem Freund als volle Sünde galt oder nicht. Sie versuchte, sich an ihren Katechismusunterricht zu erinnern, doch sie war schon eine Weile keine sehr inbrünstige Katholikin mehr, sondern lehnte sich eher an die kritische Meinung ihres Onkels an, was die Kirche und deren Einfluß auf den Staat betraf.
    Der Mann zog sie einen weiteren Tunnel entlang und schob sie durch eine enge Öffnung. Ein Schlafquartier. Strohsäcke, Decken und zusammengelegte Kleidung. Drei Reisetaschen standen an der Wand, dazu einige Bündel. Die Höhle wurde auch von den leuchtenden Glaskugeln erleuchtet, die keine richtige Flamme zu haben schienen. Beinahe fragte sie nach diesem Wunder der Technik, verspürte dann jedoch keine Lust, ein Gespräch mit ihm anzufangen.
    Warum hatte er sie hierher gebracht, zu seinem Schlafquartier? Sie hoffte, daß seine Aussage, er wolle sich nicht an ihr schmutzig machen, noch galt und er sich nicht anders entschieden hatte. Würde sie es ertragen können, wenn er sich umentschied? Hatte er die Aussage nur gemacht, um vor seinen Männern gut dazustehen? Würde es weh tun? Sollte sie schreien?
    „Um deiner Eltern willen tut es mir leid“, sagte er plötzlich und klang dabei ganz ruhig, nur ein wenig selbstgefällig. „Doch so sehr ich ihr frühes Dahinscheiden bedauert habe, so muß ich doch sagen, daß ich froh bin, daß sie deine widernatürliche Sündhaftigkeit nicht mehr erleben. Es hätte ihnen das Herz gebrochen.“
    Sie starrte ihn an und begann mit einem Mal zu lachen, konnte sich nicht zurückhalten. Er würde ihre Ehre nicht antasten. Er glaubte nicht, daß sie eine besaß. Sein gesamtes Dasein rankte sich um die Mißkonzeption, die er von dieser Welt hatte. Alles schien auf einmal sehr unwirklich, fast witzig auf eine schmerzhafte, hysterische Weise.
    „Leopold, du bist ganz ungeheuer lächerlich. Ich weiß, daß du den Tod meiner Eltern bedauerst. Sie hätten dir

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