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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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raus!“
    Sie hatte keine Chance gegen den Magier, der offenbar verstand, was vor sich ging. Wie üblich behinderte ihn seine Blindheit nicht.
    Ein Schuß fiel, und der Meister schrie kurz auf. Schon rappelte sie sich wieder auf, trat einige Schritte vor und schlug in einer erschöpften, unkoordinierten Bewegung mit dem Schwert nach Asko, allerdings mit dem Griff, nicht mit der Klinge. Sie hätte ihn kaum getroffen, wenn er nicht sorgfältig ungeschickt direkt in ihre Bewegung gelaufen wäre, wie durch Zufall. Der Handschutz kratzte über seine Wange, und ihre Blicke trafen sich.
    Er fiel kunstvoll in sich zusammen, schloß seine Augen und hoffte, sein Manöver würde nicht als solches erkannt.
    „Die zweite Kugel trifft Sie“, sagte sie, und Asko wußte, daß sie wieder den Professor ansprach. „Sagen Sie ihnen, sie sollen stehenbleiben. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Das wissen Sie. Ich werde Sie erschießen, wenn mir jemand näher kommt. Ich werde Sie erschießen und mich darüber freuen.“
    Völlige Stille lag über der Höhle. Hardenburg bewegte sich wohl nicht, und die anderen taten es ihm gleich. Dennoch konnte sie hier nicht siegen. Es gab keinen Weg nach draußen. Sie würde den bewußtlosen Feyon nicht tragen und dabei noch die Feinde abwehren können. Sie würde es nicht bis nach Hause schaffen. Nicht einmal aus der Höhle heraus würde sie es schaffen.
    Er hörte Metall gegen Metall reiben und blinzelte durch die Wimpern, um zu sehen, was vor sich ging. Sie versuchte den Käfig zu öffnen und schlug mit dem Degengriff darauf ein. Auch den Meister sah Asko. Ein Stück der Konstruktion war durch die ungezielte Kugel abgesplittert und hatte den Magier an der Schläfe getroffen. Ein unglaublicher Zufall. Der Mann hatte einen blauen Fleck. Doch er rührte sich bereits wieder.
    Eine mutige Frau. Sie tat alles, um ihren gottverdammten Liebhaber zu retten, auch wenn sie wissen mußte, daß es sinnlos war. Gewinnen konnte sie dies nicht, und Asko vermochte ihr nicht zu helfen, hatte schon mehr getan, als vernünftig war. Er war nicht ihr Verbündeter. Was sie tat, tat sie für einen anderen.
    Der Käfig öffnete sich.
    „Arpad! Arpad! Du mußt aufwachen. Komm raus! Ich kann dich nicht heben! Du mußt allein rauskommen!“
    Sie ließ ihr Schwert fallen und zog mit dem linken Arm an dem Mann, der viel zu schwer für sie war. Doch nun begann er sich zu bewegen, ganz langsam. Sie zerrte an ihm, versuchte ihn zu befreien, und sie landeten beide hart auf dem Boden.
    Bis hierher hatte sie es geschafft. Ein Schuß knallte. Sie zuckte zusammen.
    Doch es war nur ihre eigene Waffe gewesen, die sie aus Versehen abgefeuert hatte. Jetzt war sie leer.
    „Holt sie euch!“ befahl der Professor.
    Asko hörte ein leises Aufschluchzen. Sie wußte, sie hatte versagt. Er konnte ihre Verzweiflung spüren, haßte sich für seine eigene akute Wahrnehmung. Der dunkle Mann und das zerlumpte, blutbefleckte Mädchen knieten voreinander und hielten sich aneinander fest. Ihre Gesichter lehnten Wange an Wange. Dann glitt der Feyonmund über ihr blutiges Gesicht.
    „Ich hab ’ s versucht“, murmelte sie. Der Feyon sagte nichts, schien noch nicht kohärent genug. Zuviel Kalteisen.
    Es war zu spät, die beiden noch zu retten. Der Magier kam eben zu sich. Die Techniker ergriffen ihre Waffen und kamen auf sie zu. Sie waren nicht erpicht auf einen Kampf mit dem Sí, doch sie wußten inzwischen, wie man ihn besiegte, hatten es schon einmal geschafft.
    Charlotte von Sandling würde vor seinen Augen umgebracht werden.

Kapitel 22
    Die ersten Vorboten der Morgenröte erhellten das Plateau. Der Berg regte sich, schien gleichsam zurückzutreten, lautlos und doch auch irgendwie langsilbig. Er hatte seine eigene Sprache, seine eigene Ausdrucksweise weitab von menschlichem Verständnis oder auch nur Hörvermögen.
    Das Paar stand in enger Umarmung, der Mann mit den weiß gefärbten Schläfen, die Frau in den gestohlenen Männerkleidern. Mit ihren Armen hielten sie sich gegenseitig umschlungen. Ihre Lippen wandelten sich von Stein zu Fleisch, von kalt zu warm.
    Der Kuß endete. Lippen nahmen Abschied voneinander. Augen öffneten sich. Grün sah hoch, braun sah hinunter. Der Mund des Mannes arbeitete, kaute auf Worten, die er in seinem Kopf nicht finden konnte. Nichts hatte ihn je auf eine solche Situation vorbereitet.
    Die Vögel begrüßten den Morgen mit ihrem Gesang. Die Luft war kalt und frisch, und der Atem der beiden Menschen, der erste

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