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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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in verwunderter Entrüstung auf die Felsendecke über ihm. Die Glaskugeln spiegelten sich in dem starren Blick.
    Sie hatte ihn umgebracht.
    „Oh, großer Gott!“ murmelte sie, ein kurzes, unsicheres Gebet an den Gott, für den sie nicht hatte beichten können.
    Sie hatte Leopold von Waydt ermordet, den Sohn der Freunde ihrer Eltern, den Verlobten, den Mörder und Widerling. Die Erkenntnis darüber erreichte sie erst nach und nach. Er war tot. Seine Stimme würde man nicht mehr hören, sein herablassendes Lächeln nicht mehr sehen. Und dennoch schwang beides noch in ihrem Sinn. All seine ehrgeizigen Vorhaben waren nichtig geworden. Tot.
    Hinrichten hatte er sie wollen, und statt dessen hatte sie ihn getötet. Darüber wäre er vermutlich wütend.
    „Möge dir Gnade teilhaftig werden, Leopold von Waydt“, sagte sie. „Und mir auch.“
    Dann wußte sie nicht mehr weiter. Bislang hatte es immer jemanden gegeben, der sie geführt hatte. Dieser Mann hätte sie in den Tod geführt.
    Jetzt war sie allein.
    Sie wußte, was sie versuchen mußte, wenigstens versuchen. Einen Plan hatte sie nicht, auch keine Hoffnung, doch versuchen würde sie es.
    Auf Händen und Knien kroch sie zu seiner Leiche und zerrte an dem Schwert.

Kapitel 21
    „Was hat er mit ihr vor?“ fragte Asko von Orven, versuchte dabei ruhig zu klingen, was ihm nicht gut gelang. „Das kann ich nicht zulassen!“
    Er spürte die Ungeduld und den Unmut seiner Gefährten und seines vermeintlichen Vorgesetzten.
    „Mein lieber Junge. Nun machen Sie sich mal keine Sorgen um sie. Es wird schon alles gut. Wir haben wichtigere Dinge …“
    Asko unterbrach den Professor.
    „Wichtiger? Was genau ist wichtiger als eine Frau vor Mord zu schützen? Ich muß schon sagen …“
    Er war empört. Gleichzeitig kämpfte er erbittert gegen seine eigenen Rachegelüste an. Sie verdiente es nicht, ermordet zu werden. Niemand verdiente das. Nicht einmal eine Frau ihrer Moral, nicht eine Frau, die ihn so nachhaltig enttäuscht hatte. Leutnant Asko von Orven zu enttäuschen war kein Kapitalverbrechen, das mit dem Tode geahndet wurde.
    Ihr stand Schutz zu, und wenn er ihr den nicht gab, würde es niemand tun.
    „Meyer, um Himmels willen, reißen Sie sich zusammen. Von Waydt kennt sie doch. Er bringt sie nach Hause, wenn das hier vorbei ist, zurück zu ihrem Onkel. Er hat es eben selbst gesagt. Ich bin wahrhaftig enttäuscht von Ihnen. Diese unerhörte, eigenmächtige Handlungsweise war völlig unglaublich. Sie haben das ganze Projekt gefährdet. Ich hätte nie geglaubt, daß Sie so etwas tun könnten. Etwas so Unlogisches und Unvernünftiges. So töricht! Sie sind doch sonst so besonnen und intelligent, so ein nüchterner junger Mann. Ich bin sehr enttäuscht. Jetzt denken Sie nicht mehr an die junge Dame! Ihr geht es gut. Sie hat Herrn von Waydt ihr ganzes Leben gekannt. Sie wird ihm also leichter vertrauen können als Ihnen. Er war ihren Eltern bekannt, und er ist ein Gentleman. Der richtige Mann also, um diese Situation zu regeln. Wir müssen hier weitermachen.“
    Meister Marhanor saß bereits hinter Graf Arpad, der im Käfig lag, kaum bei Bewußtsein. Asko von Orven vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen, fühlte eine irrationale Furcht davor, in seine Augen blicken zu müssen. In diesen Augen wollte er nicht noch einmal versinken. Er spürte noch die Hände des Mannes auf seinem Körper, die Arme, die ihn umschlangen, und die verworrene Reaktion seines eigenen Körpers, irgendwo zwischen Ekel und dem unentschuldbaren Wunsch, sich in einer Umarmung, die nicht sein durfte, zu vergessen.
    Er hatte ein Schutzamulett getragen, und dennoch hatte die schiere Körperlichkeit des Mannes ihn beinahe überwältigt. Das Amulett hing noch unverändert an der gleichen Stelle. Er hatte den Schmerz gefühlt, als die Zähne sich in seine Ader rissen. Ein ungeheurer Schmerz. Und das Gefühl, wie ihm das Blut ausgesaugt wurde, war noch weit ekelerregender. Er hätte schreien, kämpfen und weinen mögen, doch keine der Reaktionen gestand er sich zu vor den Augen dieser Frau und dieses Mannes. Es ging um seine Ehre. An etwas anderes als seine Ehre hatte er nicht denken können.
    Er hatte gewußt, daß der Mann, in dessen Armen er hing wie eine Straßendirne, seine Emotionen deutlich spüren konnte, seine Angst und seine Scham. Es gab keine Privatsphäre, keine Flucht in die stramme Haltung, um seine Ängste zu verbergen. Ihm wurde bewußt, wie sehr er ihn und jeden Feyon, den er je getroffen

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