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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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begehen, nicht in den Augen der Kirche, nicht vor dem Gesetz. Sí waren keine Menschen.
    „Hat sie Ihnen das Herz gebrochen, mein Sohn?“ fragte der Meister, halb mitleidig, halb sarkastisch. Magier hatten ein allzu gutes Wahrnehmungsvermögen. Er würde besser achtgeben müssen.
    Er zuckte mit den Schultern, dann fiel ihm ein, daß der Blinde die Geste gar nicht sehen konnte.
    „Mein Herz ist unversehrt, Meister Marhanor“, gab er zur Antwort, „und ganz und gar nicht Ihre Angelegenheit.“
    „Ihr Herz röstet langsam über kleiner Flamme – doch in der Tat ist das nicht meine Angelegenheit. Machen Sie endlich voran! Und sollten Sie Hilfe wollen, dann kann ich gerne Ihren Verstand kühlen und Ihnen die störenden Erinnerungen thaumaturgisch entfernen.“
    „Lassen Sie Ihre Finger – und alles andere auch – von meinem Verstand!“ zischte er.
    In diesem Augenblick hörten sie den Schrei. Er war hoch und rauh und lang anhaltend. Er hallte scheinbar ewig durch die Höhlen und verwarf sich schrill im eigenen Echo.
    Asko ließ sein Werkzeug fallen, drehte sich um und lief los, doch der Professor stellte sich ihm in den Weg. Im nächsten Moment gefroren Askos Bewegungen, er stand, unfähig weiterzulaufen. Ganz langsam drehte er sich dem Meister zu und fragte sich, wie es sein konnte, daß dieser ihn behexte, während er doch ein Schutzamulett trug.
    Doch es war Marhanors Amulett. Es würde gegen Sí wirken, doch nicht gegen Marhanor.
    „Ich muß …“, begann er, doch er wurde unterbrochen.
    „Sie müssen diese Maschine in Gang bringen. Das ist es, was Sie müssen!“ befahl der Magier.
    „In der Tat, mein Junge, bitte konzentrieren Sie sich doch auf das Wesentliche. Der Streit zwischen von Waydt und dem Mädchen geht Sie doch gar nichts an. Außerdem scheint er jetzt auch schon vorbei zu sein.“
    Tatsächlich hatte der lange Schrei nun ein Ende, und die darauf folgende Stille erschien Asko noch viel grauenhafter. Er hatte die Maschine nicht repariert, keinen Knopf gedrückt, keinen Hebel umgelegt und keine Waffe benutzt. Er hatte gemordet, indem er weggesehen hatte.
    „Heilige Maria Mutter Gottes!“ flüsterte er. Er spürte, wie der Bannspruch sich von ihm löste, doch er bewegte sich nicht mehr fort. ‚Menschen sind doch so gut darin, die Augen vor dem zu verschließen, was sie nicht sehen wollen. Wenden Sie sich ab!‘ hatte der Sí ihm gesagt. Das hatte er getan.
    Er sah hoch und fand die dunkeln Augen des Vampirs. Sie waren halb geöffnet. Sein Gesicht war eine einzige Studie der Agonie. Das Kalteisen lähmte und quälte ihn. Asko hatte nicht viel darüber nachgedacht. Nun konnte er nicht umhin, es zu tun. Wie fühlte es sich an? Als ob man auf einem Scheiterhaufen brannte ohne Möglichkeit zur Flucht?
    In den dunklen Augen spiegelte sich kein Erkennen, nur Schmerz und Trauer. Trauerte er um sich selbst oder um das Mädchen, das er sich genommen und geliebt hatte? War es Liebe gewesen?
    ‚ Wenn ich könnte, würde ich sie in Ruhe lassen‘, hatte er gesagt. ‚Ich weiß, wie schwach sie ist.‘ Dann hatte er Asko dazu gebracht, ihm sein eigenes Blut, seinen eigenen Körper anzubieten, und Asko hatte ihn sein Lebensblut trinken lassen, um das Leben des blassen Mädchens zu retten, das sich die Pulsadern aufgeschnitten hätte, um ihn zu retten. Nun hatte er sie sterben lassen. Weder sein, noch ihr Opfer hatte somit noch einen Sinn, all dies bewies nichts als seine Einfalt.
    Eilige Schritte hallten aus dem Tunnel, doch es war nicht von Waydt. Es war Charlotte von Sandling. Sie hielt eine doppelläufige Pistole in der Rechten und balancierte einen schweren Degen in der Linken. Lange würde sie ihn nicht hochhalten können, und schon gar nicht schwingen. Die Klinge lehnte an ihrer Schulter wie ein Sonnenschirm. Aus einer Wunde am linken Arm lief Blut und färbte ihren Ärmel rot.
    Eine weitere Blutspur tröpfelte von einer Kopfwunde über ihr Gesicht, das auch noch die blutigen Spuren aufwies, die Asko ihr selbst beigebracht hatte.
    Sie hielt an und zielte mit der Pistole auf Hardenburg.
    „Alle rüber an die Wand, außer dem Professor!“ befahl sie. „Wir sind alte Bekannte. Und als alter Bekannter wissen Sie, daß ich keinen Grund habe, Sie zu schonen. Doch das werde ich, wenn Sie tun, was ich sage. Lassen Sie ihn frei!“ Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf den Feyon.
    Einen Augenblick später lag sie auf den Knien, schrie und würgte .
    „Gehen Sie aus meinem Kopf! Gehen Sie aus meinem Kopf

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