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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zu haben, auf den bloßen Verdacht hin, die beiden Flüchtigen zu finden, die ihre Kollegen getötet hatten.
    So schlichen sie ganz vorsichtig den Pfad hinunter. Er mußte Marie-Jeannette nicht zum Leisesein ermahnen. Sie kannte die Gefahr selbst und setzte ihre Füße mit Bedacht. Ab und zu hielten sie inne und lauschten, ob sie irgendwelche verdächtigen Geräusche hören konnten. Doch das Singen der Vögel war das einzige, was sie vernahmen.
    „Es ist mir gar nicht aufgefallen, daß wir so weit gekommen sind!“ flüsterte das Mädchen nach einer Weile. Auch ihm erschien der Pfad erstaunlich lang. Doch die Angst hatte sie am Tag zuvor getrieben, und sie hatten nicht groß aufgepaßt, wohin sie gingen, nur wovor sie wegliefen.
    „Marie-Jeannette“, murmelte er plötzlich. „Sollte Frau Treynstern dich jemals fragen: Du hast nicht die ganze Nacht in meinen Armen gelegen.“
    Sie kicherte und flüsterte zurück.
    „Habe ich doch, Monsieur mon Mari . Doch sehr bequem war es nicht. Du warst sooo hart.“ Sie lächelte ihn keck an. „Doch mit einem Kuß zu erwachen war schön.“
    Damit hatte sie recht. Mit einem Kuß zu erwachen, war in der Tat schön gewesen, und ihre Lippen waren die küssenswürdigsten, die er je mit seinem Mund berührt hatte. Ein ungewollter und vollkommen sinnloser Gedanke zog ihm durch den Kopf. Wenn er den hohen Kuß-Standard in seinem Leben aufrechterhalten wollte, dann mußte er eine Möglichkeit finden, sie in seinem Leben zu behalten.
    Müßige Gedanken. Er konnte sich keine teure Konkubine leisten. Auch würde Delacroix ihn vermutlich Mores lehren wollen, wenn er es versuchte. Nicht daß er etwa Angst vor Delacroix hatte, absolut nicht. Er tat nur gut daran, in seinem Kopf zu behalten, daß die junge Frau zur Dienerschaft des Engländers gehörte und somit unter dessen Schutz stand.
    Er betrachtete sie aus dem Augenwinkel. Rote Locken fielen ihr über den Rücken. Ihre Augen funkelten. Ihr Teint war rosig von dem anstrengenden Abstieg in der frischen Morgenluft. Ihre gestohlene Männerkleidung, die für ihren hübschen, kleinen Körper viel zu groß war, verhüllte die hervorstechenderen weiblichen Attribute und ließ seine Gedanken wild spekulieren.
    Jemand hatte sie angegriffen. Er hätte zu gerne mehr darüber gewußt, was zwischen dem schönen Mädchen und dem Mann, den sie auf den Kopf geschlagen hatte, vorgefallen war. Doch er konnte es nicht über sich bringen, sie nach Details zu fragen.
    Sie wurden langsamer.
    „Da vorne ist der Weg“, flüsterte er. „Jetzt ganz vorsichtig!“
    Sie schlichen leise weiter durch das Unterholz und zwischen den Bäumen hindurch. Auf dem Weg war niemand. Keine Wachen. Doch sie konnten hinter den Bäumen versteckt sein.
    Eine kurze Weile standen sie nur da, dann hörten sie Hufschlag, gedämpft durch den Waldboden. Gleichzeitig zogen sie sich in das Gebüsch zurück und kauerten sich nieder in der Hoffnung, unentdeckt zu bleiben. Leutnant von Görenczy bemerkte, daß er einen Arm um das Mädchen geschlungen hatte. Wenn es zum Kampf kam, würde ihn das vielleicht eine wertvolle Sekunde kosten. Doch sie war so zart und weich, und sie schien sich in seinem Arm sicher zu fühlen. Er hatte es gern, wenn sie sich sicher fühlte.
    In seiner anderen Hand hielt er die Pistole.
    Ein kleiner, halboffener Wagen erschien, gezogen von zwei zueinander passenden Braunen. Die Rösser schienen eher geeignet, um sie im Park auszuführen und damit Eindruck zu machen, als sie durch das wilde Gebirge zu jagen. Der Kutscher saß vorne auf dem Bock, und nur ein Herr lehnte im Sitz, bis zur Taille in eine Felldecke eingewickelt. Offenbar ein Reisender, der es gern bequem hatte.
    Die Pferde liefen in mäßigem Trott, und plötzlich konnte man ein Krachen vernehmen. Der Kutscher zog am Zügel. Der Wagen hielt ruckartig.
    „Was ist los?“ fragte eine irritierte Stimme.
    Der Kutscher sprang vom Bock und besah sich den Schaden. Das rechte Rad hatte sich in einer Felsspalte festgefahren. Er inspizierte es sorgfältig und bat dann den Herrn in der Kutsche, doch bitte kurz auszusteigen, damit er versuchen konnte, den Wagen rückwärts zu schieben. Der Mann stieg aus und murmelte etwas Unverständliches. Er stellte sich neben den Kutscher und beobachtete dessen Bemühungen, ohne selbst Hilfe anzubieten.
    Der Kutscher zerrte und drückte an dem Rad, doch es war fest im Boden verkeilt und rührte sich kein bißchen.
    Die Stimmen verdeutlichten den Unmut des Reisenden, doch

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