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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hatte, haßte, ganz besonders die Kreatur, die sein Herz im Traum an diese halb entkleidete Kokotte gebunden hatte.
    Ein Bild flog durch seinen Sinn, sein kleines Messer hielt sie gegen ihren Puls gedrückt. Er schob die Erinnerung beiseite. Doch da kniete sie in seinem Gedächtnis, fast nackt. Das Morgenlicht vom Höhleneingang beschien ihre weiße Haut, allzu blaß und blutleer.
    Er riß seinen Blick fort von dem Gang, in dem von Waydt und das Mädchen verschwunden waren. Mehr konnte er nicht tun, ohne seine Mission zu gefährden. Diese Mission war seine Aufgabe, nicht die junge Frau.
    Keine Zeit, an Fräulein von Sandling und ihren verschrobenen Lebensweg zu denken. Nur seine Pflicht zählte noch. Die widerliche Kreatur am See hatte ihm prophezeit, daß sie das Licht nicht mehr sehen würde, wenn er nicht eingriff. Er hatte eingegriffen. Was hatte es ihm gebracht? Und was ihr? Das entwürdigende Schauspiel ihres halbnackten Leibes in den Händen jenes Wesens nagte noch an ihm. Ihr Gesicht hatte Leidenschaft widergespiegelt, Lust und Befriedigung, ihr Körper alle Anzeichen einer Frau gezeigt, die sich freudig hingab. Er hatte es nicht sehen wollen, hatte lieber geglaubt, sie sei in Gefahr.
    Doch sie war kein unwilliges Opfer gewesen.
    Er war und blieb ein Dummkopf. Er wandte sich ganz der Maschine zu, und sein Blick glitt über den leidenden Feyon hinweg zum Meister.
    „Haben Sie aus all dem etwas Neues gelernt, Herr Meyer?“ fragte der Meister, und Asko lief rot an.
    „Ja“, gab er zurück. „Mehr, als ich je wissen wollte. Manchmal ist Unwissenheit ein Segen.“
    Der Blinde nickte.
    „Selig sind die Unwissenden. Doch Unwissenheit kann nicht dort gedeihen, wo zuviel schädliches Wissen ist. Der Baum der Erkenntnis trägt sommers wie winters verbotene Frucht und sorgt für die Vertreibung aus dem persönlichen Garten Eden eines jeden einzelnen.“
    Asko konzentrierte sich auf die Maschine und begann, die Einzelteile zu inspizieren, um den Fehler zu finden, der bislang den Test verhindert hatte. Er wußte, wonach er suchte, und allzu lange würde er die Lösung nicht hinausschieben können. Wenn er dann fertig war, würde er einen Mord begehen.
    „Wenn Menschen nicht nach Wissen und Erkenntnis streben würden, wären wir gar nicht hier – und Sie auch nicht“, widersprach er dem Meister in dem Versuch, weiter Zeit zu schinden. Er haßte den Feyon, doch das machte es nicht leichter. Selbst Haß war ein Band. Er wäre liebend gerne gegen ihn in einem offenen Kampf angetreten, doch dies war ein schmutziger, grausamer Tod. Seine persönlichen Gefühle ließen die bittere Unausweichlichkeit seines Handelns nur zu einer rachgierigen, verwerflichen Meuchelei werden. Er hatte gewußt, daß es dazu kommen mochte, daß er zum Mittäter werden würde, um seine Tarnung zu schützen. Doch er hätte ein Wesen vorgezogen, dem gegenüber er keinen persönlichen Groll hegte.
    Er schob den Gedanken beiseite und setzte das Gespräch mit dem Meister fort.
    „Hier geht es um Forschung. Und Forschung hat Erkenntnis zum Ziel.“
    „Das Buhlen um Wissen wie um eine Hure“, war die Antwort. „Doch lassen Sie uns keine Zeit mehr verlieren. Das Wissen, das wir haben, muß geprüft werden. Keine Liebesgaben mehr für Eva. Die Schlange ist gefangen und wird brennen.“
    Die Schlange, die mit einer schwachen Frau in den Klauen dagestanden hatte und darauf baute, daß diese willig für ihn sterben würde. ‚Meine Charly hat keine Angst vor dem Tod. Sie hat sich mit ihm arrangiert.‘ Ganz zutraulich hatte sie in den Armen ihres Henkers gelegen.
    Er verharrte reglos, stand wie gelähmt, kaum fähig, den Schmerz zu überspielen. Er holte tief Luft. All das bedeutete nichts mehr. Sie würde leben, nicht sterben. Mit ihrem eigentümlichen, schweigsamen Onkel würde sie leben und zur alten Jungfer vertrocknen.
    Nur war sie keine. Keine Jungfer . Sie mochte verbotene Früchte.
    „Haben Sie endlich das Problem gefunden?“ Der Professor stand nur wenige Schritte hinter ihm, und seine Frage schien vieldeutig zu sein. Doch er interessierte sich nur für eine Sache, den Testlauf der Maschine.
    „Ich glaube, es fehlt eine Schraube. Vielleicht ist sie ins Getriebe gefallen. Ich suche sie.“
    „Beeilen Sie sich.“ Der Wissenschaftler war ungeduldig. Er wünschte sich den Start des Tests mit der gleichen Intensität, mit der von Orven versuchte, die Tat, die ihn zum Mörder machen würde, hinauszuschieben. Faktisch würde er keine Sünde

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