SAM
fast an dem Blut, das er immer noch gierig in sich aufnimmt. Ich reiche das dritte Päckchen.
„Ja!“, ist Alexanders knappe Antwort.
„Fünf Vampire und sie wurden von einem schwarzen Schatten unterstützt. Die anderen müssen schon vorher abgehauen sein“, erläutert Luca mit bitterem Ton in der Stimme und erst jetzt bemerke ich, dass auch er verletzt ist. Er blutet an der Schulter. Ich sehe ihn erschrocken an. „Ist nicht so schlimm. Das heilt schnell. Rhys hat es schlimmer erwischt. Er wurde von dem schwarzen Schatten attackiert.“ Ich sehe zu Alex, der inzwischen seinen Mantel abgelegt hat und mit den Handtüchern, die Jason herbeigebracht hat, die Wunden an Rhys Körper versorgt. Ich versuche auszumachen, ob er auch verletzt ist, kann aber nichts Auffälliges feststellen. Als Rhys das vierte Päckchen an seine aufgeplatzten Lippen legt, geht sein Atem schon nicht mehr stoßweise, sondern hat sich langsam beruhigt. Auch sein Stöhnen hat nachgelassen, seine Augen sind jedoch immer noch geschlossen.
„Er wird hierbleiben! Er muss ruhen! Die Sonne geht bald auf und er braucht einen Platz an dem er sich erholen kann“, sagt Alex mit Blick auf die Fenster, die soeben von den automatischen Jalousien langsam verschlossen werden. Mein Blick richtet sich wieder auf den Verletzten und ich beobachte mit ungläubigem Staunen, wie die schlimmen Verletzungen an Rhys Körper langsam beginnen sich zu schließen und zu verheilen. Alex und Luca helfen ihrem Freund auf und bringen ihn in eines der Gästezimmer. Ich begleite sie mit frischen Handtüchern, die ich aus der Küche geholt habe und einem weiteren Blutbeutel. Die Tür zum Gästezimmer befindet sich unter der Treppe, die zu unserem Schlafzimmer führt. Auch hier haben sich die Jalousien bereits geschlossen und tauchen den Raum in absolute Dunkelheit. Ich bleibe in der Tür stehen und beobachte, wie Alex und Luca den Verletzten auf das Bett legen. Luca legt ihm die Blutkonserven und die Handtücher auf einen Stuhl neben dem Nachttisch.
„Mach‘s gut Kumpel, erhol dich!“, sagt er leise und wir verlassen den Raum. Als Alex an mir vorbeigeht erklärt er leise: „Er braucht die Ruhe, damit sein Körper heilen kann.“ Ich nicke ihm zu und folge den beiden zurück in den Wohnraum. Erst jetzt bemerke ich, dass mein Herz langsam beginnt wieder herunterzufahren und in einen etwas langsameren und ruhigeren Rhythmus fällt. Ich lasse mich auf das Sofa fallen und schaue auf die blutverschmierten Klamotten und Handtücher, die um das Sofa herumliegen. Ich bin unendlich dankbar, dass es nicht Alex war, der so schwer verletzt wurde und mit zitternden Händen hebe ich seinen Mantel auf und lege ihn zur Seite. Inzwischen haben Luca, Jason und Alex noch ein paar Worte in der Küche miteinander gewechselt, bevor sich Luca und Jason mit einem Kopfnicken von mir verabschieden und meinem Mann und mich allein lassen. Alex kommt auf mich zu. Ich erhebe mich und wir stehen uns für einige Augenblicke schweigend gegenüber. Ich bin so unendlich erleichtert, dass er unverletzt vor mir steht und doch hält die Angst um ihn mich immer noch fest im Griff und lässt mich nur langsam wieder los. Er nimmt mich in seine Arme und legt seinen Kopf in die Beuge zwischen meinem Hals und meiner Schulter. Er atmet mehrmals tief ein und aus. Es scheint, als wäre er genauso erleichtert wieder bei mir zu sein. Dann löst er sich von mir, sieht mich an und legt seine Hände an mein Gesicht. Ich bemerke, dass sie schmutzig und blutverkrustet sind und … sie zittern ein wenig. Dann beugt er sich zu mir herab und schenkt mir einen Kuss. Ich atme tief ein und nehme den Geruch von Blut wahr und Schweiß. Alexander löst den Kuss und sieht mir in die Augen. Er sieht unendlich müde und erschöpft aus. Keiner von uns beiden sagt etwas. Und das ist auch gut so. Es gibt vermutlich keine Worte für den Horror, den er erlebt hat und ich will auch gar nicht wissen, was genau geschehen ist. Seine Körpersprache gibt genug Auskunft über einen Kampf, der hart und erbarmungslos ausgetragen wurde. Ich nehme seine Hand und wir gehen schweigend nach oben ins Schlafzimmer. Während er noch duscht, liege ich bereits im Bett und meine Gedanken kreisen um die Geschehnisse dieser Nacht. Ich habe so viele neue Dinge erfahren und glaube immer tiefer in die Welt der Vampire hineingezogen zu werden. Es sind wieder unschuldige Menschen gestorben. Wie viel Blut wird noch vergossen werden? Ist das erst der Anfang? Wer ist
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