SAM
einen eisigen Blick zu.
„Ich habe keine Geheimnisse vor Samantha. Sie weiß über uns Bescheid“, gibt Alex zu.
Jonathan verzieht nicht eine Sekunde vor Überraschung das Gesicht. Seine Mimik bleibt starr und lässt keinerlei Deutung zu.
„Weiß sie alles über dich?“, will er dann wissen, ohne mich aus den Augen zu lassen.
„Alles, was sie wissen muss!“, ist Alexanders ausweichende Antwort. Die beiden werfen sich einen Blick zu, der mich wieder glauben lässt, sie kommunizieren miteinander. Die Situation ist für mich nun unerträglich und ich erhebe mich von der Liege und verlasse entnervt die Bibliothek. Ich gehe hinaus und laufe schnell die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich schließe die Tür und lasse mich auf mein Bett fallen. Meine Gedanken kreisen um diese seltsame Situation und das zweideutige Gespräch der beiden. Kaum, dass ich versuchen kann, mir einen Reim aus all dem zu machen, öffnet sich meine Tür und Alexander kommt hinein. Er hat inzwischen sein Hemd zugeknöpft und setzt sich zu mir auf das Bett. Dann nimmt er meine rechte Hand in seine Hände und führt sie zu seinem Mund. Liebevoll küsst er mit geschlossenen Augen die Innenfläche meiner Hand und sieht mich dann mit einem Augenaufschlag an, der mich schier um den Verstand bringt.
„Ich bin noch lange nicht fertig mit dir!“, haucht er mit heißem Atem in meine Handfläche. Wieder wird mir ganz schwindelig und ich muss nach Luft schnappen. Dann erklärt Alex: „Jonathan möchte, dass ich heute an einer wichtigen Konferenz via Internet teilnehme. Es gibt Schwierigkeiten mit einigen unserer Art in den USA. Wir werden also die ganze Nacht damit beschäftigt sein, für die dort aufgetretenen Probleme eine Lösung zu finden. Jonathan möchte gerne ein paar Tage hier bleiben. Ich habe ihm gesagt, er könne kurzfristig das Gästezimmer beziehen. Ich hoffe es macht dir nichts aus, die kommenden Nächte in meinem Bett zu verbringen.“ Seine Stimme hat diesen dunklen, verführerischen Ton angenommen, auf den ich jetzt jedoch nicht hereinfalle. Mit einem Satz stehe ich vom Bett auf und entreiße ihm meine Hand: „Ich halte es für eine bessere Idee, wenn ich nach Hause fahre und dort übernachte. Dann seid ihr ungestört und könnt in Ruhe euren Geschäften nachgehen“, werfe ich ihm entgegen.
„Und bevor du fragst oder versuchst meine Gefühle zu lesen: Ja! Ich bin böse auf dich!“, komme ich ihm noch zuvor. Dann gehe ich ins Bad und verriegele die Tür. Ich höre noch, wie Alex traurig seufzt und leise die Tür hinter sich schließt.
Er tut mir leid. Ich habe ihm wahrscheinlich Unrecht getan. Warum sprudeln auch immer die Worte so unkontrolliert aus mir heraus, wenn ich wütend bin? Ich will eben nicht, dass Jonathan in meinem Zimmer übernachtet. Ich mag ihn nicht und der Gedanke allein, dass er in meinem Gästebett liegt, bringt mich in Rage. Ich packe ein paar Kosmetiksachen in einen Beutel und gehe wieder aus dem Bad hinaus. Dann nehme ich meinen Rucksack aus dem Schrank und tue alle wichtigen Sachen für eine Übernachtung hinein. Alle anderen persönlichen Sachen verschließe ich sorgsam in meinem Kleiderschrank und stecke den Schlüssel ein. Wahrscheinlich ist so ein lächerliches Schrankschloss kein Hindernis für einen Vampir, wenn er herumschnüffeln will. Aber mir verschafft es ein besseres Gefühl. Dann ziehe ich noch die Bettwäsche ab und verlasse schließlich das Zimmer. Inzwischen halte ich es sogar für eine gute Idee mal wieder im Cottage vorbeizuschauen und vielleicht sogar einen gemütlichen Abend allein zu verbringen. Sollen die beiden doch die ganze Nacht ihren Vampir-Geschäften nachgehen. Auf dem Weg nach unten kommt mir dann aber doch noch eine, sagen wir mal, fast boshafte Idee. Ich stelle meinen Rucksack in der Halle ab und gehe zu Alex ins Arbeitszimmer. Er sitzt am PC und Jonathan steht hinter ihm, um ihm über die Schulter zu schauen. Als ich den Raum betrete, blicken beide Männer auf. Ich gehe zu Alex, stelle mich neben ihn, lege meinen Arm um seine Schulter und vergewissere mich, dass ich mich genau so weit zu ihm hinunter beuge, dass er einen guten Einblick in meinen Ausschnitt hat. Dann schenke ich ihm den verführerischsten Augenaufschlag, den ich bewerkstelligen kann und gebe ihm einen kurzen, jedoch extrem heißen Kuss. Dann flüstere ich gegen seine Wange, damit Jonathan auch alles gut hören kann:
„Du weißt, was dir entgeht, mein Liebling!“ Alex leckt sich kurz über die Lippen
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