Sambanächte mit dem Playboy
Arbeitsweise ändern, entschied Holly. Sie sollte nicht so viel über ihr Liebesleben nachdenken – selbst wenn sie den Mut gehabt hätte, sich voll und ganz in ihre Schwärmerei für Ruiz zu stürzen, so würde er sich ja doch nie für sie interessieren. Am besten konzentrierte sie sich darauf, ihre Kolumne für ROCK! zu schreiben. Dabei wurde sie wenigstens nicht verletzt.
Entschlossen öffnete sie ihren Laptop und begann zu tippen.
Der Playboy ist gerade eingezogen. Aufgrund eines kapitalen Lapsus seiner Schwester, meiner besten Freundin, teilen wir uns also nun eine Wohnung. Es handelt sich um ein fantastisches Penthouse, das einen wunderbaren Blick über die Themse bietet, das Parlamentsgebäude und alle anderen Londoner Sehenswürdigkeiten – ich sehe sie alle von meinem Bett aus, während ich Euch schreibe. Nach einem Tag kann ich bereits sagen, dass Playboys auch nur Menschen sind … aber ich weiß, dass Ihr das nicht hören wollt. Ihr wollt mehr erfahren über den luxuriösen Lebensstil, den Sex, die Dramen und die ganzen Extravaganzen – denn so stellen wir einfachen Sterblichen uns das Leben eines Playboys doch vor. Tatsächlich ist es für den Playboy eine Selbstverständlichkeit, mehrere Häuser zu besitzen, ein paar Privatjets und zahllose Maßanzüge. Das Einzige, worüber ich Euch noch nichts verraten kann, ist der Sex – dazu ist es noch zu früh – aber ich zweifle nicht daran, dass es hier schon bald nur so von Frauen wimmeln wird. Immerhin ist der Playboy muskulös und braun gebrannt und über eins neunzig groß. Er hat breite Schultern und unglaublich muskulöse Arme. Sein Haar ist pechschwarz und dicht, seine Augen funkeln dunkel. Ich habe sein Gesicht nie ohne einen Bartschatten gesehen, und seine Zähne sind absolut perfekt. Ihr müsst meinen neidischen Seufzer an dieser Stelle verzeihen, aber ich bin kaum einen Meter fünfundsechzig groß und rothaarig. Außerdem weiß ich immer, wie die Antwort auf die Frage: „Sieht mein Hintern in dieser Hose dick aus?“ lautet. Wenn Euch das bekannt vorkommt, dann begebt Euch doch zusammen mit mir auf Entdeckungsreise! Ich werde alles, was ich über den Playboy herausfinde, mit Euch teilen.
Ein Versuch ist es wert, dachte Holly, und klickte auf „Senden“. Wenn der Redaktion ihr Text nicht gefiel, musste sie ihn ja nicht drucken. Sie konnte einfach nichts gegen ihren Drang zu schreiben tun – oder vielmehr gegen ihren Drang, über Ruiz zu schreiben. Es war vermutlich die einzige Art, wie sie ihre Gefühle für ihn in Worte fassen konnte.
Seit ihrem letzten Gespräch sah sie ihn in einem neuen Licht – mehr als Mann aus Fleisch und Blut und weniger als eine Art Fantasiegestalt. Nachdem sie gehört hatte, wie er in sein Zimmer verschwunden war, war sie mit ihrem Laptop zurück ins Wohnzimmer geschlichen. Ein Tapetenwechsel beflügelte in der Regel ihre Ideen, doch sie konnte sich schwer vorstellen, dass sie an diesem Abend noch viel mehr schrieb. Dazu war ihr Kopf zu voll von starken Armen und sinnlichen Händen mit langen, schmalen Fingern. Wie sollte sie da nur einschlafen können?
„Was meinst du, Bouncer?“, murmelte sie, beugte sich zu dem Hund hinunter, der zu ihren Füßen lag, und kraulte ihn zwischen den Ohren. „Ich könnte mir keinen besseren Gefährten für die Nacht vorstellen als dich.“
Wie schade, dachte Ruiz trocken, der unbemerkt im Türrahmen stand. Holly war zu unschuldig und verletzlich, als dass sie sich auf jemanden wie ihn einlassen könnte. Sie glaubte an die ewige Liebe, wohingegen sein Jagdinstinkt dafür sorgte, dass er sich immer wieder neuen Frauen zuwandte. Also was nun? Sollte er ins Bett gehen, die Augen schließen, Holly vergessen und weiterziehen? Selbst sein Hund hatte bereits die Seiten gewechselt.
Darüber sollte ich mich eigentlich freuen, erinnerte sich Ruiz und warf einen letzten Blick auf das friedliche Bild, das Holly mit Bouncer abgab. Wenn sich jemand während seiner Abwesenheit um den Hund kümmern konnte, dann Holly.
Holly fiel fast von ihrem Stuhl, als sie eine Hand an ihrer Schulter spürte. „Ruiz!“ Schwungvoll drehte sie sich um. „Habe ich Sie geweckt?“, fragte sie besorgt. „Tut mir leid.“
„Ich habe Licht gesehen“, erklärte er.
Der Morgenmantel, den er trug, gestattete einen Blick auf einen Oberkörper, für den ihr einfach die Worte fehlten. „Ich hätte daran denken sollen, die Tür zu schließen“, sagte sie rasch und errötete dabei.
„Es ist ja gut,
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