Sambanächte mit dem Playboy
gemacht hatte. Sie konnte kaum glauben, dass selbst der König der Skeptiker sie anlächelte und ihr zum Abschied winkte.
Ruiz war zum Dinner mit einer Frau verabredet, die ihn normalerweise immer zum Lachen brachte. Doch heute saß er während des ganzen Essens da und ertappte sich dabei, wie er immer wieder auf die Uhr schaute und sich dabei fragte, was Holly wohl gerade machte. Sie hatte noch nicht viele Freunde in London, und angesichts des ganzen Ärgers mit der Kummerkastenkolumne war sie vermutlich ziemlich deprimiert. Er murmelte eine leise Erwiderung auf die Äußerung der Frau, die ihm am Tisch des exklusiven Restaurants gegenüber saß, aber sie wussten beide, dass er nicht bei der Sache war.
„Erde an Ruiz.“
Als die Frau seine Hand berührte, schaute er auf. „Verzeih mir, bitte“, entgegnete er. „Es war ein anstrengender Tag.“
„Das sehe ich“, schnappte die Blondine.
„Bist du mir böse, wenn wir den Abend ein wenig früher beenden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf. „Ich weiß, dass es heute kein Vergnügen war, mich zur Gesellschaft zu haben.“
Seine Begleiterin widersprach nicht.
Zwei Wochen waren vergangen, seit ihr erster Artikel erschienen war. Seitdem hatte Holly es sich zur Gewohnheit gemacht, vor dem Morgengrauen aufzustehen und an ihren Ideen zu feilen. Der Tag schien einfach nicht genug Stunden zu haben, jetzt wo ihre Serie „WG mit einem Playboy“ offiziell zum Erfolg erklärt worden war, aber zumindest war es so einfacher, mit Ruiz zusammenzuwohnen. Wenn sie sich ablenkte, hatte Holly keine Zeit zu bedauern, dass sie keine eins siebzig große Blondine mit aufsehenerregenden Brüsten war. Stattdessen konnte sie ihre ganze Energie in ihre Kolumne stecken. Seit jenem Abend, als Ruiz zurückgekommen war und sie lange und eindringlich angeschaut hatte, so als versuche er herauszufinden, aus welchem Holz sie geschnitzt sei, hielt er sich von ihr fern. Es gab keine netten Plaudereien mehr. Und natürlich kam ihr das sehr entgegen.
Nein, das tat es nicht. Den Großteil der vergangenen Nacht hatte sie wachgelegen und sich gefragt, wo er die Nacht verbrachte. Was sie von Ruiz’ weiblichen Bekanntschaften hielt, sah ihr gar nicht ähnlich. Sie hatte eine echte Abneigung gegen sie entwickelt und verspürte den unwiderstehlichen Drang, diesen Umstand mit ihren Lesern zu teilen, deren Zahl von Tag zu Tag wuchs.
Holly warf einen Blick auf die Zeitungen, die sie auf ihrem improvisierten Schreibtisch aufgetürmt hatte. Sie wusste, dass sie Ruiz für zehn Sekunden aus ihren Gedanken verbannen, ihre Arbeit beenden und dann die Immobilienanzeigen studieren und ein paar Angebote einkreisen musste. Sie konnte nicht so weitermachen. Irgendwann brauchte sie eine eigene Wohnung. Stirnrunzelnd beugte sie sich wieder über die Tastatur. Sie beendete den Ratgeberteil des Kummerkastens und widmete sich dann ihrem nächsten Beitrag für „WG mit einem Playboy“.
Ich hätte mich ja im Hintergrund gehalten wie beabsichtigt, wenn da nicht diese verdammt teuren Designer-Schuhe gewesen wären …
Woher sollte ich denn auch wissen, dass die sündhaft hohen Stilettos, die ich bei meiner Rückkehr von der Arbeit in der Eingangshalle vorfand, zu einem Paar verführerischen halterlosen Strümpfe führen würden, die über der Klinke der Wohnzimmertür hingen? Oder dass die Frau, die sich in pinkfarbener Spitzenkorsage und durchsichtigem Tanga auf dem Sofa rekelte, unseren gemeinsamen Freund erwartete und nicht mich?
Woher sollte ich wissen, dass sie einen Schlüssel hatte?
Ich weiß nicht, wer überraschter war – ich oder die Blondine. Wie auch immer, ich habe mich entschuldigt und bin sofort wieder aus dem Zimmer gestürzt. Dummerweise bin ich dabei über ihre Schuhe gestolpert und habe einen der Absätze abgebrochen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass danach die Hölle los war. Deshalb habe ich mich im Badezimmer eingesperrt, wo ich ein lautes Lied gesungen und mir die Hände auf die Ohren gepresst habe, bis ich hörte, wie unser gemeinsamer Freund nach Hause kam. Als ich die Hände senkte, hörte ich, wie er der Blondine versprach, etwas wegen der Verrückten in seiner Wohnung zu unternehmen und die Schuhe zu ersetzen, die diese Frau ruiniert hatte. Verräter, dachte ich.
Aber das Versprechen auf ein Paar neue Schuhe ließ mich überlegen, ob Ruiz nicht ein Mann ist, mit dem ich Geschäfte machen könnte … bis mir aufging, dass ein Playboy wirklich nichts für mich wäre,
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