Sambanächte mit dem Playboy
cremiges Kartoffelpüree. Ruiz gönnte sich ein riesiges Steak, und nach dem Essen tranken sie starken, aromatischen Kaffee, während sie einem Profitanzpaar zuschauten, das allen zeigte, wie eine richtige Samba auszusehen hatte.
„Und jetzt tanzen wir“, verkündete Ruiz, als der Applaus endete.
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Holly und sank noch ein Stückchen tiefer in die Kissen.
Doch Ruiz ließ ihr keine andere Wahl. Er zog sie einfach auf die Tanzfläche, auf der sich bereits etliche Paare tummelten, die ihr Können unter Beweis stellen wollten. „Sie können mich nicht zwingen“, protestierte Holly und wollte sich bereits umdrehen und gehen.
„Aber Sie können der Musik nicht widerstehen“, erwiderte er und zog sie an sich.
Da sie keine Szene machen wollte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig als eine kleine Samba mit ihm zu tanzen. Sie wappnete sich gerade für das, was da kommen sollte, als ein Mann auf sie zutrat. Er legte einen Arm um Ruiz’ Schultern und sagte: „Hallo, mein Freund. Lange nicht gesehen.“ Sein Blick ruhte auf Hollys Gesicht – prüfend und zweifellos die falschen Schlüsse ziehend, dachte sie bekümmert.
Ruiz stellte sie einander vor. „Holly, das ist Gabriel, ein alter Freund und sportlicher Gegner von mir …“
„Lass das alt weg“, scherzte Gabriel, der Holly immer noch unverwandt ansah. „Das mit dem Gegner stimmt allerdings.“
„Gabriel“, erwiderte Holly höflich und schüttelte die Hand des Mannes. Gab es etwa eine ganze Horde umwerfender Südamerikaner in London, fragte sie sich, als immer mehr Männer auf sie zukamen.
„Polo-Spieler“, erklärte Ruiz und wechselte vom Portugiesisch, das er mit Gabriel gesprochen hatte, zum Spanisch über. „Entschuldigen Sie bitte, Holly“, sagte er höflich. „Von nun an werden wir Englisch sprechen“, wies er seine Freunde an.
Polo-Spieler? Auf die Idee wäre ich nie gekommen, dachte Holly und registrierte den muskulösen Körperbau der Männer. Alle sahen wie Athleten aus und keiner hatte ein Problem damit, ihr geradewegs in die Augen zu schauen. Eine derart unverhohlene Musterung war sie nicht gewöhnt, weshalb sie errötete. Und dann stellte Ruiz sie auch noch als Kummerkastentante vor, worauf ihre Wangen noch mehr brannten.
„Holly sieht meiner Ansicht nach nicht wie eine Tante aus“, bemerkte Gabriel trocken.
„Falls Sie mal Hilfe oder Rat brauchen, Holly, zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden“, meinte ein anderer.
„Genug“, sagte Ruiz gut gelaunt. Zu Hollys Verwunderung legte er schützend einen Arm um ihre Schultern. „Wenn ihr so weitermacht, glaubt Holly noch, dass eine anständige Frau allen Südamerikanern besser aus dem Weg geht.“
„Eine anständige Frau?“, wiederholte Gabriel. „So was ist selten. Sie müssen mir erlauben, Ihnen die Gastfreundschaft meines Clubs anzubieten“, fügte er hinzu und ließ seinen amüsierten Blick von Holly zu Ruiz wandern. „Zumindest für den ersten Teil des Abends. Der Rest der Nacht liegt bei euch, meine Freunde.“
„Es reicht, Gabe“, ermahnte Ruiz seinen Freund mit leiser Stimme, wodurch sich Holly ungewohnt behütet fühlte.
Kein schlechtes Gefühl, dachte sie, auch wenn sie nicht daran gewöhnt war. Es überraschte sie schon, dass Ruiz zu ihrer Verteidigung herbeisprang, aber zu sehen, wie schnell sich die anderen Männer zurückzogen, als er sie darum bat, sagte einiges über Ruiz aus. „Danke“, murmelte sie leise, als sie wieder allein waren.
„Wofür?“, fragte er.
„Ich denke, das wissen Sie“, entgegnete sie.
6. KAPITEL
Irgendjemand hat mal zu mir gesagt, dass Tanzen eines der wenigen Dinge ist, die Menschen im perfekten Rhythmus mit einem Partner tun, und dass die andere bemerkenswerte Tätigkeit, bei der dies ebenfalls zutrifft, sehr häufig danach folgt.
Wohl kaum, kann ich da nur sagen.
Oh, und ich würde ja mehr schreiben, aber unter dem Tisch zu tippen, während der Playboy kurz mit noch mehr Bewunderern plaudert, gibt mir nicht genug Zeit, ins Schwärmen zu geraten. Ich kann nur so viel sagen: Die Tatsache, dass sich der unbeholfenste Rotschopf der Stadt mit dem erotischsten Mann der Stadt im angesagtesten Club der Stadt befindet und sich darauf vorbereitet, den heißesten Tanz der Welt zu tanzen, sollte Euch alle zum Lachen bringen …
Meine nächste Kolumne verspricht, ein regelrechtes Feuerwerk zu werden, dachte Holly, während Ruiz sie auf die Tanzfläche führte. Ihn außerhalb des Penthouses
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