Sambanächte mit dem Playboy
als überhaupt keine Lust zu kennen, meint Ihr? Das haben wir alle bestimmt schon einmal gedacht. Aber vielleicht haben wir uns alle getäuscht.
Ich möchte einen Partner, mit dem ich mein Leben teilen kann. Ja, ich möchte Teil des Lebens des Playboys sein – der private Teil, über den ich nicht schreibe. Ich möchte die vielen kleinen, alltäglichen Dinge mit ihm teilen, die so nichtig wirken und doch alles bedeuten. Vielleicht verdiene ich Euer Mitleid ja doch …
Ich habe genau das bekommen, was ich verdiene – dafür, dass ich die Realität mit der Fantasie verwechselt habe, dachte Holly, als sie sich ungeduldig die Tränen aus den Augenwinkeln wischte, während sie Bouncers Morgenspaziergang beendete und zum Penthouse zurückkehrte. Es mochte ja sein, dass Ruiz und sie sich näher gekommen waren, und dass sie auf dem Gipfel der Leidenschaft alles für möglich gehalten hatte, aber er ging jetzt nun mal nach Argentinien zurück.
Er überließ sie ihrer Karriere. War das nicht genau das, was sie wollte? Warum, um Gottes willen, hatte sie dann das Gefühl, ihr sei der Boden unter den Füßen entzogen worden?
Das Ganze war Wasser auf die Mühlen der Presse, dachte Holly, als sie die Tür des leeren Apartments aufschloss. Sie sollte ihre Angst nutzen und etwas Unterhaltsames schreiben. Niemand las die „WG mit einem Playboy“-Kolumne, um sich ihr Gejammer anzuhören. Deshalb würde sie etwas Lustiges daraus machen …
Wirklich?
Also schön, ihr war noch nichts eingefallen, aber das würde schon noch kommen, redete sie sich ein, während sie aus dem Fenster schaute und auf die frostbedeckten Straßen blickte. Sie warf Mütze und Schal auf den nächsten Stuhl und schüttelte ihr Haar aus. Ruiz hatte recht. Draußen war es eiskalt. Aber ihm konnte es doch egal sein, ob sie warm genug angezogen war oder nicht. Vielleicht gefiel ihm die Vorstellung, dass seine potenzielle Hundesitterin krank wurde, bloß nicht …
Genug Ruiz.
Genug! Genug! Genug!
Sie ging in die Küche hinüber und hob ihren Pyjama vom Boden auf – dort, wo Ruiz ihn in der Nacht fallen gelassen hatte. Sie dachte nicht weiter daran, warum er dort gelandet war, sondern stopfte ihn resolut in den Wäschekorb – konnte sich dann aber doch nicht davon abhalten, das Oberteil noch mal unter dem Vorwand herauszuholen, nachschauen zu müssen, ob mehr als ein Knopf fehlte. Sie presste den Stoff kurz an ihre Nase und atmete tief ein, so als könnte Ruiz’ männlicher Duft immer noch an der Baumwolle haften.
Was tat sie denn da? Sie wollte doch gar keine Erinnerungen an die vergangene Nacht. Sie steckte das Oberteil wieder in den Wäschekorb, griff nach der blöden Nachricht, die Ruiz ihr wegen des kalten Wetters hinterlassen hatte, und warf sie in den Müll. Jetzt war sie für alles bereit – ja, sie sprühte nur so vor Ideen für ihre Kolumne. Die letzte Nacht war eine weitere Lektion, die zu ihrem neuen Leben in London dazugehörte, und der heutige Morgen spiegelte die Frau wider, die sie geworden war. Das heißt, die taffe Holly – zumindest taffer als zuvor. Die Holly, die alles regeln konnte, die über Nacht erwachsen geworden war und der niemand mehr vorwerfen konnte, naiv zu sein.
Mit diesem Gedanken ging sie in die Redaktion, wo sie sich Gott sei Dank gleich in die Arbeit stürzen konnte. Sie hatte gar keine Zeit, nachzudenken – nur Ruiz, der leider all ihre Gedanken beherrschte, wollte sich einfach nicht vertreiben lassen. Sie hatten so viel zu tun, dass es fast so aussah, als müssten sie neue Leute engagieren, um all die Mails zu bearbeiten, die auf der Website eingingen, ganz zu schweigen von der Auflagensteigerung, die das Printmagazin erlebt hatte.
All das dank ihrer Kolumne, erklärte man Holly, der das furchtbar peinlich war. „Wir sind ein Team“, betonte sie, als sich alle Mitarbeiter aus den angrenzenden Büros um sie scharten.
„Und das Team liebt es, die neuesten Geschichten aus deinem desaströsen Liebesleben zu lesen“, bemerkte irgendjemand, worauf alle lachten.
Na toll, dachte Holly missmutig und wünschte, sie könnte selbst ein Happy End für sich schreiben. Einer der Mitarbeiter aus der Marketingabteilung zeigte ihr die neueste Ausgabe des Magazins und sagte: „Dein Privatleben gehört nicht mehr dir, Holly. Es gehört jetzt uns allen.“
„Großartig.“ Sie zwang sich zu einem Lachen.
Als nächstes schaltete sich der Redaktionsleiter ein, der zur Abwechslung mal richtig gute Laune hatte. „Ich
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