Samtpfoten im Schnee
egal, wie laut sie schreit oder wie heftig sie mit den Füßen auf den Boden stampft. Letztendlich wird sie begreifen, dass sie ihre Zeit verschwendet. Aber wenn Ihr Lady Eugenia nachgebt - nur ein einziges Mal -, werdet Ihr wieder an den Anfang zurückgeworfen werden.«
Sie lächelte schüchtern. »Wenigstens hoffe ich, dass es funktionieren wird. Mir scheint dieses Vorgehen dabei zu helfen, mit ihr zurechtzukommen. Außerdem versuche ich, ihre Missetaten angemessen zu bestrafen. Falls Ihr mit irgendetwas nicht zurechtkommt, dann schickt sie auf ihr Zimmer, oder sie muss in der Ecke stehen.«
Der Marquis seufzte. »Ich werde etwas tun müssen. So kann ich nicht weitermachen. Aber mir das anzuhören, dieses ... Gekreische ...«
Stephanie nickte mitfühlend. »Es wird schwer werden.«
»Aber es muss sein«, murmelte er.
»Ja.« Sie stand auf. »Ihr müsst mich jetzt entschuldigen, Mylord. Ich muss meine Arbeit tun.«
David erhob sich ebenfalls. »Danke, Miss Blythe. Ihr habt mir sehr geholfen. Wünscht Ihr mir Glück?«
»Natürlich.« Sie lächelte ihm zu.
Er hob ihre Hand und küsste sie auf die Finger, seine Lippen berührten sie So leicht wie eine Feder. »Und denkt daran, ob Ihr es zu glauben bereit seid oder nicht, Ihr seid eine höchst attraktive junge Dame.«
»Danke, Lord Donnington.« Zitternd brachte sie einen Knicks zu Stande und eilte zur Tür. »Ich werde ein Tablett holen, um den Tisch abzuräumen.«
Aber sie würde Tante Caroline darum bitten, das für sie zu tun. Sie könnte es nicht ertragen, ihm schon so bald wieder zu begegnen. Er fand sie attraktiv! Wie konnte sie sich jetzt noch davor bewahren, sich in ihn zu verlieben? Ihr armes Herz war verloren.
David empfand eine nicht geringe Verwirrung, nachdem Miss Blythe gegangen war. Es war etwas an ihr, das allen Ge-fühlen, die er bis jetzt einer Frau entgegengebracht hatte, spottete. Sie war attraktiv. Nein, geradezu schön. Und wäre sie gekleidet, wie es einer jungen Dame der guten Gesellschaft anstand, wäre sie die Vollkommenheit in Person. Was ihn jedoch am stärksten anzog, war ihre innere Schönheit.
Sie war eine anständige, nachdenkliche junge Frau, was in der heutigen Zeit eine seltene Ausnahme war. Sie schätzte an erster Stelle nicht den Titel eines Mannes, sondern dessen Freundlichkeit. Sie wäre eine wunderbare Ehefrau. David fragte sich unwillkürlich, ob wohl auch Leidenschaft in ihr schlummerte. Wenn ja, dann könnte kein Mann sich mehr wünschen.
Er trat an das Fenster, verschränkte die Hände auf dem Rücken und starrte blicklos hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. War Miss Blythe die eine für ihn? Er konnte sie sich sehr gut an seiner Seite vorstellen, gemeinsam mit ihm durch dick und dünn gehend. Es fiel ihm leicht, sie in der Mutterrolle zu sehen, sie wäre sanft und liebevoll, aber auch energisch und entschlossen. Er malte sich aus, dass sie in seinen Armen lag - aber dieser Gedanke ging fast schon zu weit. Wenn sie ihm gegenüber nur nicht so scheu wäre, dann könnte er sie besser kennen lernen.
David hörte, dass die Tür geöffnet wurde, und wandte sich mit einem Lächeln um. Statt Miss Blythe sah er deren Tante Caroline im Salon stehen. Die junge Dame wich ihm also wieder einmal aus. Er hoffte, dass seine Miene nicht seine Enttäuschung verriet.
»Es tut mir Leid, Euch zu stören, Lord Donnington«, sagte sie, »aber ich dachte, es wäre Euch angenehm, von dem benutzten Geschirr befreit zu werden.«
»Was immer Euch den Tag leichter macht, ist mir angenehm.« Er grinste.
Sie knickste kokett. »Nun, was wäre, wenn wir alle be-schließen würden, den Tag freizunehmen? Es würde keine Mahlzeiten geben, Mylord.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Das wäre allerdings mehr als schrecklich, Ma'am. Ihr müsst bemerkt haben, wie sehr mir Eure köstlichen Mahlzeiten munden.« Er berührte seinen flachen Bauch. »Ich werde gezwungen sein, auf mein Gewicht zu achten, wenn ich abreise.«
Sie lachte. »Das wohl kaum.«
Er wurde ernst. »Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid.
Ich möchte Euch um einen Gefallen bitten.«
»Natürlich, Mylord.«
»Ich hätte gern etwas Weihnachtsgrün aus Eurem Garten, um das Gasthaus festlich zu schmücken. Natürlich werde ich dafür bezahlen.«
»Ihr könnt so viel haben, wie Ihr möchtet, und ich werde es Euch nicht berechnen. Aber ich weiß nicht, wie wir in den Garten kommen sollen.« Sie trat neben ihn und schaute aus dem Fenster. »Alles ist tief unter dem Schnee
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