Samtpfoten im Schnee
Kinder.« Irene ordnete ihren Stapel mit den Einladungsschreiben und warf der Freundin dann einen erwartungsvollen Blick zu. »Wie ist es, wirst du mir von dir und Mr. Layton erzählen?«
»Über mich und -« Meghan war über diese Frage ehrlich verwirrt. »Nun, da gibt es nichts zu erzählen.«
»Er verhält sich dir gegenüber sehr aufmerksam. Ich hörte davon, dass er dich geküsst hat.«
»O das.« Meghan winkte ab. »Das bedeutete nichts. Nur ein weihnachtlicher Spaß.«
»Ich bin da nicht so sicher ...« Irenes Stimme hob sich zu einem neckenden Ton.
Meghan legte die Schreibfeder aus der Hand und richtete sich auf. »Schau, Irene, Mr. Layton ist ein wirklich liebens-werter Mann, mit dem man sich gut unterhalten kann, aber ich bin nicht - ich wiederhole, ich bin nicht daran interessiert, wieder zu heiraten. Und ich beabsichtige auch nicht, in den Ruf zu kommen, eine leichtlebige Witwe zu sein.«
»Du könntest irgendwann dazu kommen, deine Meinung zu ändern.«
Meghan lachte. »Über das Heiraten? Oder über die Sache mit der >Leichtlebigkeit<.«
Irene verdrehte die Augen. »Du weißt sehr gut, was ich gemeint habe.«
»Keine der beiden Möglichkeiten steht zur Debatte.« Meghan widmete sich wieder der zu erledigenden Aufgabe und verkündete kurz darauf: »Bitte. Ich bin durch mit meiner Liste.«
»Nun, das trifft sich! Ich bin auch fertig.«
Meghan wusste sehr gut, dass sie Irenes Frage nicht erschöpfend beantwortet hatte. Ebenso wie sie wusste, dass sie es nicht getan hatte, weil sie sich ihrer Gefühle nicht so sicher war, wie sie Irene hatte glauben machen wollen. Schon am folgenden Tag jedoch war sie gezwungen, sich diesen Gefühlen zu stellen.
Nach dem Frühstück lud Mr. Layton sie zu einem Spaziergang durch den Park ein. Er geleitete sie durch den Irrgar-ten, den ein früherer Marquis kunstvoll hatte anlegen lassen. Im Zentrum des Labyrinths stand ein kleiner Pavillon mit einer Bank, zu der Layton Meghan führte.
»Ich hoffe, Ihr habt nicht vor, mich hier zurückzulassen, damit ich den Rückweg allein finde.« Meghan lachte nervös, denn sie war sich sehr wohl des Umstandes bewusst, dass sie hier ganz allein waren.
»Niemals, Mylady« Er setzte sich neben sie. »Ich wollte lediglich ungestört mit Euch reden, und hier schien mir der passende Ort dafür zu sein.«
»Nun, er ist abgeschieden, vor allem durch diese hohen Hecken überall.«
Layton nahm ihre behandschuhte Hand in seine. »Mrs.
Kenwick - Meghan - ich weiß, dass unsere Bekanntschaft erst recht kurz ist...«
O Gott, dachte Meghan, Irene hatte Recht gehabt! Mit einem gezwungen heiteren Lachen sagte sie laut: »Aber Mr.
Layton, ich bin sicher, dass wir uns schon vor einigen Jahren begegnet sind. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich auf meinem Verlobungsball mit Euch getanzt.«
»Aber ich bin nicht dazu gekommen, Euch so kennen zu lernen und zu bewundern wie in diesen letzten Tagen.«
Um eine unbeschwertere Stimmung kämpfend, sagte sie:
»Nun, ich denke, eine der Absichten einer Festgesellschaft wie dieser ist es, alte Freundschaften zu erneuern.« Layton hielt noch immer ihre Hand, und Meghan wollte ihn nicht dadurch kränken, dass sie sie ihm entzog.
»Was ich auf meine unzulängliche Art zu sagen versuche, ist, dass ich es gern sähe, wenn unsere Bekanntschaft über eine bloße Freundschaft hinauswachsen würde.« -
»Ich verstehe ...«, erwiderte sie langsam, obwohl sie nicht wirklich verstand.
»Könnt Ihr mir irgendwelche Hoffnungen machen?« Seine haselnussbraunen Augen blickten sie ernst an.
»Ich ... ich ... ich bin nicht sicher...« Unfähig, diesem eindringlichen Blick noch länger standzuhalten, schlug Meghan die Augen nieder. Schließlich entzog sie sich seinem Griff, verschränkte die Hände und legte sie in den Schoß.
»Um was genau bittet Ihr mich? Ich muss Euch warnen, ich werde mich ernstlich gekränkt fühlen, sollte es Euch nur um einen interessanten Zeitvertreib gehen.«
»Meghan! Nein! Niemals!« Sein Ton verriet aufrichtiges Erschrecken. »Ich ... ich ... nun, ich hatte mir gedacht, Euch eines Tages die Ehe vorzuschlagen - wenn ich auch nicht beabsichtigte, Euch schon zu diesem Zeitpunkt mit diesem Gedanken zu überfallen.«
Sie schwieg einige Augenblicke lang. Was konnte sie sagen? Was sollte sie sagen?
»Mrs. Kenwick? Meghan?« Er legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen.
»Ich ... ich fühle mich geehrt, Mr. Layton. Wirklich, ich fühle mich geehrt. Jedoch habe
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