Samtpfoten im Schnee
leiser, wissender Stimme. »Ich habe mich immer schon gefragt, wie wohl eine Frau aussieht, die leidenschaftlich geküsst worden ist.«
Meghan verdrehte die Augen. »Irene -«
Am nächsten Morgen saß Meghan, Joy auf ihrem Schoß, im Kinderzimmer und las den jüngeren Kindern vor, als Justin hereinkam. Sie lächelte ihn an und beendete die Geschichte, während er wartete.
»Lies sie noch einmal, Tante Meg«, verlangte Becky.
»Morgen vielleicht.«
»Joy«, sagte Justin, »Papa muss mit dir reden. Meinst du, du könntest Schneeflöckchen für eine Weile bei Tante Meg lassen?«
»Ja, Papa.«
Gehorsam stieg sie von Meghans Schoß herunter, streichelte zum Abschied das Kätzchen und legte ihre kleine Hand in seine große. Justin wandte sich an Meghan.
»Wirst du zu uns in die Bibliothek kommen, in - sagen wir - zwanzig Minuten?«
»Natürlich.« Während Meghan in ihr Zimmer ging, fragte sie sich verwundert, was sein Benehmen zu bedeuten hatte.
Sie vermutete, dass das Gespräch mit Joy etwas mit seiner Reise nach London zu tun haben musste, zu der er so überstürzt aufgebrochen war.
Zwanzig Minuten später betrat sie mit dem Kätzchen auf dem Arm die Bibliothek. Dort traf sie nicht nur auf Justin und Joy, auch Robert und Irene und deren Kinder hatte sich dort eingefunden. Irene sah amüsiert aus, und Joys Augen funkelten hell, während Robert und die anderen Kinder so gespannt aussahen, wie Meghan sich fühlte.
Meghan wurde zu einem Ohrensessel geleitet. Joy stand vor ihr und streckte die Hand nach dem Kätzchen aus. Justin kniete nieder und legte den Arm um seine Tochter.
»Fang an. Frag sie«, ermutigte er Joy.
»Tante Meg«, sagte Joy, »willst du uns heiraten?«
Meghan fühlte, dass ihr die Tränen kamen. »Du möchtest, dass ich dich und Schneeflöckchen heirate?«, fragte sie, um Justin zu necken.
»Mich und Schneeflöckchen und Papa.«
»Ja, Liebling, ich will. Ich will deinen Papa heiraten - und dich und Schneeflöckchen.«
Justin erhob sich und zog Meghan zu sich hoch. »Und den ganzen Wingate-Clan bekommst du noch dazu.« Er küsste sie ungestüm, während >der ganze Clan< in Jubelrufe ausbrach.
»Die nächste Frage ist«, sagte Justin, als der Lärm sich gelegt hatte, »willst du es morgen tun?«
»Morgen?« Mit vor Überraschung großen Augen sah Meghan ihn an.
»Welche schönere Art gibt es, ein neues Jahr zu beginnen?«
»Aber... aber-«
»Ich war in London, um von den Doctors' Commons die besondere Genehmigung dafür zu bekommen.«
»Das war der Grund, warum du in die Stadt geritten bist?«
»Ja - und natürlich deswegen.« Justin griff in seine Tasche und reichte Meghan eine schmale Schatulle. Darinnen lag ein Ring, ein Saphir, umgeben von einem Kranz von Brillanten.
»O Justin, wie wunderschön«, murmelte Meghan, als er ihr den Ring an den Finger steckte. Er küsste sie wieder -
was erneute Hochrufe auslöste.
Meghan schaute zu Irene hinüber. »Du hast es gewusst?«
»Ich habe es vermutet - nach Joys Unterhaltung mit Lady Aetherada.«
»Joy?«, fragte Meghan verwundert.
»Die Lady hat mir gesagt, du würdest meine Mama sein, aber es war ein Geheimnis, bis Papa gesagt hat, ich darf es erzählen.«
»Und dein Papa will es in die ganze Welt hinausrufen«, sagte Justin. Er hob Joy und das Kätzchen hoch und legte den anderen Arm um Meghans Taille. Er sah ihr in die Augen. »Morgen?«
»Morgen«, sagte sie.
Die fröhlichen Jubelrufe der anderen wurden von Justins lautem Niesen begleitet.
Das Weihnachtswunder
vonDebbie Raleigh
1. Kapitel
»So schrecklich ist es doch gar nicht, Grace«, sagte die kleine rundliche Frau, während sie sich in dem engen Cottage umschaute.
Das schlanke Mädchen mit den ungebärdigen Locken und den smaragdgrünen Augen stemmte die Hände in die Hüften. Wenn man Miss Grace Honeywell auch nicht gerade schön nennen würde, so ging von ihren fein geschnittenen Gesichtszügen unbestritten ein großer Liebreiz aus, wenn sie lächelte. Im Augenblick jedoch war von diesem Lächeln ganz entschieden nichts zu sehen.
Du lieber Himmel, dachte sie fassungslos, Mutter gehört zwar zu den Menschen, die jeder Situation das Beste abzu-gewinnen suchen, aber das hier ist nun wirklich absurd. Alles an diesem Cottage war einfach fürchterlich, angefangen bei dem durchdringenden Geruch nach feuchter Dunkelheit bis hin zum Huschen der Mäuse, das mit Besorgnis erregender Häufigkeit zu hören war. Diese Hütte war kaum dafür geeignet, das Vieh zu beherbergen,
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