Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
du das, du wirst mich nie mehr hergeben?«
Er wirkte ganz entspannt und schien sich seiner Sache sehr sicher. Musterte sie eindringlich aus schwarzen, unergründlichen Tiefen.
»Okay. Du hast mir das Leben gerettet. Dafür bin ich dir dankbar. Aber das heißt noch lange nicht, dass du über mich bestimmen kannst. Ich muss meinen Job machen, und der hat nun mal Vorrang.« Sie kehrte ihm
demonstrativ den Rücken und sammelte ihre verstreuten Kleidungsstücke ein. Klopfte den Staub von den Sachen. Wassertropfen perlten von ihrem Körper, ihr war kalt, und sie fröstelte. Trotzdem machte sie sich nichts vor: Sie schauderte vor Angst.
Wo war sie da hineingeraten?
Sie schrak unwillkürlich zusammen, als er geräuschlos und geschmeidig wie eine Katze an ihr vorüberglitt. Was hatte er vor?, überlegte sie fieberhaft. Sie schaute ihm heimlich nach. Beobachtete seinen Rücken, Hintern und Schenkel, die sich gut definiert unter sündhaft goldbrauner Haut abzeichneten.
Er öffnete die Motorradkoffer. Kramte Jeans und ein T-Shirt heraus und zog beides an. Er zerrte ein weiteres T-Shirt aus dem Koffer und warf es in ihre Richtung. »Hier, zieh das an. Es ist sauber.« Eine Jeans folgte. »Du kannst die Hosenbeine umschlagen.«
Sie verharrte unschlüssig, ärgerlich über seine bevormundende Art. Andererseits waren ihre eigenen Sachen völlig hinüber.
Er zog seine Stiefel an, bevor er sich abermals über die Koffer beugte. Dann schnellte er zu ihr herum. Mit einer Hand umschloss er eine Glock Halbautomatik, deren Mündung zielgenau auf Karen gerichtet war. »Los, zieh meine Sachen an.«
Einen Wimpernschlag lang blieb ihr das Herz stehen, dann raste es wieder los. Das war nicht sein Ernst, oder? »Nein, nein, du erschießt mich nicht«, stammelte sie.
»Bloß weil wir Sex miteinander hatten? Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen.« Die unergründlich schwarzen Augen beobachteten sie unablässig.
Aber warum? Karen hatte nicht den Hauch einer Ahnung. »Ich hatte eine Menge Frauen, und die waren mir ausnahmslos piepegal.«
Sie glaubte ihm aufs Wort. O Gott! Das nahm sie ihm glatt ab.
Sollte sie um ihr Leben kämpfen? Sie hatte einen schwarzen Gürtel in Jiu-Jitsu; angesichts der vielen Reisen in ferne Länder, die sie privat und beruflich unternahm, war es sinnvoll, sich in Selbstverteidigungstechniken auszukennen. Ihr Lehrer war Vietnamese, ein Veteran aus dem Vietnamkrieg, und er hatte ihr beigebracht, wie man eine Situation korrekt einschätzte. Die hier sah kritisch aus.
Ehrlich gesagt sah es gar nicht gut aus.
»Und, was willst du jetzt machen? Dich splitternackt über die Wiese flüchten? Null Chance, da bin ich mit dem Motorrad schneller.« Ihr Lover schwang sich auf den Sitz und legte die freie Hand auf den Gashebel. »Auf die Felsen klettern, damit ich dich als bewegliche Zielscheibe benutzen und ein paar Schießübungen machen kann?«
Ihr Verstand war wie gelähmt vor Angst.
Das Kind, schoss es ihr unvermittelt durch den Kopf. Das Kind, das dem Bösen geopfert worden war und in dem kalten Gestein begraben lag, mit kostbarem Goldschmuck und einer heiligen Ikone.
Karens Blick fiel auf ihre Hände. Sie hielt ihre Jacke umklammert und griff intuitiv in die Tasche. Fühlte den kleinen sperrigen quadratischen Gegenstand … das Kind hatte ihr die Ikone zugespielt, damit sie darauf aufpasste.
»Das mit der beweglichen Zielscheibe kannst du knicken.« Sie durfte nicht sterben, sie musste die Ikone in Sicherheit bringen. Folglich würde sie einen günstigen Moment abpassen, dieses Monster mit einem gezielten Schlag überraschen und k.o. schlagen, besser noch gleich ins Jenseits befördern.
»Dann zieh die Sachen an.« Die Waffe blieb auf sie gerichtet. »Und deinen Mantel und die Schuhe. Alles andere kannst du hier liegen lassen. Den Kram brauchst du nicht mehr.«
Sie gehorchte und zog sich schweigend an. Hatte sie eine Alternative? Nein. Er hatte ihr das Leben gerettet, und wofür? Dafür, dass er sie jetzt in seiner Gewalt hatte? Karen hätte platzen mögen vor Ärger und Entrüstung.
Die Jeans schlotterte um ihre Hüften, sie musste die Hosenbeine viermal umschlagen, damit sie halbwegs vernünftig laufen konnte. Sie schlüpfte in ihren Parka, steckte eine Hand in die Tasche und strich mit den Fingern um den Rand der Ikone. Die Erinnerung an das sanftmütige Antlitz der Madonna gab ihr den Mut zu fragen: »Wer bist du?«
»Warlord. Ich bin Warlord.«
»Du bist ein Warlord?« Einer von
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