Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
langweilen.«
Sie lachte über seine schlagfertige Antwort und genoss es, wie er mit der hohlen Hand ihr Kinn umschloss und mit dem Daumen sanft über ihren Wangenknochen rieb. »Und wie kommt es, dass dieser Computerfreak tanzen kann?«
»Meine Eltern sind Immigranten. Bei uns zu Hause wurde immer viel getanzt.«
»Das klingt vielversprechend. Dann werde ich es bestimmt genießen, wenn ich in Ihren Armen liege«, entfuhr es ihr spontan.
»Das wäre das Beste, was mir passieren kann«, sagte er weich.
18
A ls Karen sich für den Ball der Burstroms ankleidete, war sie rundum mit sich zufrieden. In den letzten drei Tagen hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Dafür hatten die Burstroms sie bei dem Hotelmanager über den grünen Klee gelobt. Wahrscheinlich gewann die Hoteldirektion allmählich den Eindruck, dass das Unternehmerehepaar mit dem Gedanken spielte, sie für den eigenen Konzern abzuwerben.
Sie sah im Geiste schon einen dicken Bonus auf ihr Konto rüberwachsen.
Die Frau, die ihr im Spiegel entgegenlächelte, gefiel ihr. Karen trug ein schlichtes schwarzes Cocktailkleid mit asymmetrischem Halsausschnitt, knielang und mit einem sündhaft engen Rock, der hinten tief geschlitzt war. Die schmalen, angekrausten Träger zeigten viel braune Haut. Sie hatte ihre Haare locker hochgesteckt, einzelne blonde Strähnchen fielen ihr ins Gesicht, das sie mit einem Hauch Make-up betonte. Sie sah zwar immer blendend aus, aber heute Abend strahlte sie förmlich von innen.
Und sie hatte allen Grund dazu. Rick hatte sie den ganzen Tag verwöhnt. Und zwar nicht aufdringlich, sondern mit kleinen subtilen Aufmerksamkeiten, die ihr das Gefühl vermittelten, etwas Besonderes für ihn zu sein. Sie hatten miteinander geflirtet. Zum ersten Mal nach ihrer Flucht aus dem Himalaja konnte sie mit einem Mann lachen und plaudern, ohne gleich
an Kidnapping oder sexuelle Nötigung denken zu müssen. Sie fühlte sich wohl bei Rick. Allerdings war sie vorsichtig, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Der Mann konnte ihr gefährlich werden. Nicht wie Warlord, aber auch kein Typ, der sich etwas vormachen ließ. Als Chef eines erfolgreichen, international tätigen Unternehmens hatte er bestimmt sämtliche Fäden in der Hand. Dass er wie Warlord mit der Knarre auf jemanden losging, seine Schergen fürs Grobe hatte, sich mit Ikonen auskannte und seine Seele an das Böse verschachert hatte - das bezweifelte Karen jedoch ernsthaft.
Sie öffnete ihre Schmuckbox. Griff nach den Ohrsteckern aus Bernstein und tastete dabei intuitiv nach den Sklavenarmbändern.
Oh, sie waren nicht wirklich Sklavenarmbänder. Nicht mehr. Sie hatte sie mit der Zange von ihren Armen entfernen lassen und dann zehn Monate lang in ihrer Reisetasche kreuz und quer durch Europa mitgeschleppt. Später dann, in Amsterdam, als sie einem Goldschmied bei der Arbeit zugeschaut hatte, schwante ihr spontan, was sie mit dem Gold machen wollte.
Sie hatte ihm die zerbrochenen Armreifen gezeigt. Und ihn ganz lieb gefragt, ob sie auch mal darauf herumhämmern dürfe. Zunächst war ihm die Spucke weggeblieben, dann hatten er in gebrochenem Englisch und sie mir ihren paar Brocken Niederländisch miteinander diskutiert. Schließlich hatte er eingeräumt, dass das weiche hochkarätige Gold auch von einer Amateurin wie Karen bearbeitet werden könne. Sie hatte sich ans Fenster gestellt und die beiden Reifen
flach geklopft. Jeder Schlag mit dem Hammer war eine innere Genugtuung für sie gewesen. Sie hatte mit wachsender Begeisterung auf das Edelmetall eingehämmert, die stilisierten Panther rigoros platt geklopft und die Spuren ihres Sklavinnendaseins restlos beseitigt. Nachdem der Goldschmied sie wieder zu Armreifen gebogen hatte, hatte Karen sie anprobiert.
Sie muteten faszinierend an, schwer und abgründig barbarisch. Die junge Frau hatte sie bewundert, abgestreift und nie wieder angefasst.
Jetzt betrachtete sie nachdenklich das weich schimmernde Gold. Sie nahm die Reifen aus der Box und streifte sie über ihre Arme. Dann zog sie ihre schwarzen Seidenpumps mit den schwarzen Schleifen an und stellte sich abermals vor den Spiegel.
Das Kleid war hip, die Schuhe waren sexy, die losen Armbänder, die metallisch kühl ihre Haut streichelten, atemberaubend. Sie war ein Hingucker, das völlige Gegenteil von einer demütigen Sklavin.
Ohne groß zu überlegen griff sie nach ihrem türkisblauen Seidenschal, den sie um ihre Schultern schlang. Sie ließ das Licht in der Sitzecke an und
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