Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
Flasche hinunter, wohl wissend, dass sie auch ein paar Tropfen von dem Gift abbekommen hatte … und zweifellos ein paar Tropfen von seinem Blut.
»Ja, im Anschluss an euer kleines Gespräch im Patio.« Er nickte in Richtung Terrassentür.
Sie setzte ruckartig die Flasche ab, dass das Wasser im hohen Bogen aus der Flasche und auf ihre Sachen spritzte. »Mein Gespräch mit Dika? Du hast uns belauscht?« Hatte er etwa alles mitbekommen? Was sie über ihn gesagt hatte? Über sich selbst? Über ihre Ängste?
Trotz der starken Schmerzen, die er zweifellos hatte, grinste er sie an. »Dika war mir eine große Hilfe.Wenn sie dich nicht zum Bleiben überredet hätte, hätte ich zu härteren Maßnahmen greifen müssen.«
»Du verdammter Schuft. Ich sollte dich eiskalt hier sitzen lassen und den Schlangen zum Fraß vorwerfen.«
Er fasste ihre Hand und küsste sie. »Zu spät. Selbst wenn ich an dem Schlangenbiss sterbe - und das ist
durchaus möglich -, komme ich als Zombie oder so zu dir zurück.«
»Das könnte dir so passen.« Sie lief von einem Fenster zum anderen, schob die Vorhänge beiseite und lugte vorsichtig hinaus.
Was war bloß auf einmal mit ihr los? Sein glühendes Bekenntnis schmeichelte ihr einerseits, andererseits ärgerte sie sich darüber.Wieso musste sie sich auch ausgerechnet in einen Typen wie Warlord verknallen?
Dika lief zu Karens Bungalow, vor sich ihr Wägelchen mit den Putzutensilien und der frischen Wäsche.
Vor einem Jahr, als Karen im Aqua Horizon Spa and Inn angefangen hatte, war Dika mit einem Auftrag von ihrem Volk eingetroffen: Sie sollte dafür sorgen, dass Karen Sonnet nichts zustieß, damit sich die Prophezeiung erfüllen konnte.
Und nachdem die Varinskis hinterhältig und brutal zugeschlagen hatten, oblag es Dika, Karen und Wilder in Sicherheit zu bringen.
Sie klopfte an die Tür und sirrte mit geschäftiger Zimmermädchenstimme: »Ich bin’s, Miss Karen. Sie haben beim Zimmerservice angerufen. Und ich wollte eben kurz den verschütteten Wein aufwischen.«
»Nett von Ihnen, Dika. Kommen Sie ruhig rein.« Karen klang ähnlich bemüht wie Dika. Die beiden hatten sichtlich Spaß an dem Spiel.
Dika drückte die Tür hinter sich zu und schloss ab. Sie öffnete den Vorhang an ihrem Wägelchen und sagte zu Wilder: »Los, rein mit Ihnen.«
Wilder nickte und erhob sich steif.
Karen, die sah, wie er mit schmerzverzerrter Miene zu dem Wagen humpelte, stieß einen blumigen Fluch aus. Wie gut, dass die widerwärtige Kobra endlich tot war.
Zwar wünschte sie Warlord zuweilen auf einen fernen Planeten, trotzdem schnitt es ihr ins Herz, mit anzusehen, wie er sich quälte.
Sie schlang einen Arm um seine Taille und half ihm, als er versuchte, sich in gebückter Haltung in den Wagen zu zwängen. Dika lud Karens Taschen auf ihn, schloss den Vorhang und steuerte mitsamt ihrem blinden Passagier zur Tür.
Karen half Dika beim Schieben - Wilder wog scheinbar eine Tonne, und die Räder sanken tief in den gekiesten Weg ein. Die beiden Frauen plauderten betont zwanglos miteinander, um von ihrer heiklen Mission abzulenken.
Dika beschlich das unbehagliche Gefühl, dass sie heimlich beobachtet wurde. Ihre Nackenhaare stellten sich warnend auf. Die Varinskis waren da draußen, bereit zu töten …
Dika, Karen und Wilder erreichten den Parkplatz jedoch völlig ohne Probleme.
Karen blickte zu dem hell erleuchteten Hoteleingang, vor dem eben ein weißer Lieferwagen anhielt. Sie ballte unwillkürlich die Fäuste und lockerte sie wieder. Immer wieder. Sie war nervös. Sie spürte die drohende Gefahr und hatte Angst, grässliche Angst.
Die Angst konnte Dika ihr leider nicht nehmen,stattdessen schob sie Karen beherzt die Straße hinunter.
Im entscheidenden Moment sprangen zwei Männer
aus dem Wagen und hoben den Karren in den Kofferraum des Vans.
»Das sind meine Leute, die Roma, mein Stamm. Sie bringen euch zum Flugfeld.« Dika legte ihre Handfläche auf Karens Stirn. »Gottes Segen, Glück und Gesundheit seien mit dir.«
Karen umarmte sie. Dann sprang sie in den Wagen und winkte, bis der Van mit der Dunkelheit verschmolz.
Dika schwenkte herum und steuerte zu der hell erleuchteten Lobby. In die Sicherheit des Hotels.
Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass man sie beobachtete. Sie zog vorsichtshalber ihr Messer aus dem Ärmel. Und spähte hinter sich. Lauschte angestrengt. Sie ging schneller. Ihre Schritte hallten auf dem Asphalt. Sie hatte das Portal fast erreicht, als jemand aus dem
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