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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Killer ganz sicher mit ihm reden wollen. Und was hatte Lord Malgrave damit zu tun? Dame Agatha beschloss, eine Weile zu warten und zu sehen, ob sie an den geheimnisvollen Mann herankommen würde, ohne allzu viele Mitglieder des Establishments zu beleidigen.
    Sie wandte sich an Pearson Chalmers. »Rufen Sie Jack Grantham beim SIS an. Sagen Sie ihm, wir haben vielleicht etwas für ihn. Wenn es zu einer Befragung kommt, wird er dabeisein wollen.«
    Chalmers zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin ja sehr für die Zusammenarbeit, aber ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
    Dame Agatha lächelte. »Nein. Wir müssen beide unseren Hals retten. Diesmal sollten wir ausnahmsweise zusammenhalten.«

70
    Als Erstes fielen Carver die vielen Photographien auf. In den Bücherregalen, auf dem Kaminsims, auf dem Schreibtisch: überall Photos des Mannes, dem dieses Zimmer gehörte. Er scherzte mit Ronald Reagan und Michail Gorbatschow, stand im Smoking neben der festlich gekleideten Margaret Thatcher. Er trank Cocktails mit JFK und Jackie am Pool in Hyannisport, bewunderte die Steaks beim Barbecue der Bushs in Kennebunkport. Da gab es Widmungen: »meinem guten Freund Percy« von Richard Nixon und »mon cher Perceval« von General de Gaulle, sogar einen Gruß in kyrillischer Schrift auf einem Bild des alten Breschnew. Dieser Mann ließ nicht nebenbei den einen oder anderen Namen fallen; er bombardierte jeden förmlich damit, um Eindruck zu schinden.
    Dann sah Carver auf einem Schränkchen hinter dem Schreibtisch ein Photo, das von einer Galaveranstaltung stammen musste. Der alte Mann stand in einer Begrüßungsreihe und sprach mit dem weiblichen Ehrengast. Sie trug ein langes blaues Kleid und ein Diamantdiadem in den rund geschnittenen blonden Haaren. Die Widmung am Rand in ihrer rundlichen Mädchenhandschrift lautete: »Ganz herzlichen Dank für Ihre klugen Ratschläge!«Das »ganz« war unterstrichen. Doppelt.
    Unglaublich. Der alte Knabe hatte soeben die Prinzessin umbringen lassen, und trotzdem sollte alle Welt wissen, dass sie Freunde gewesen waren.
    Vielleicht meinte er sogar, das sei noch immer der Fall. Sir Perceval Wake wirkte auf Carver durchaus wie ein Mann, der glaubt, die Realität sei stets so, wie er sie darstellte. Seine Lügen überzeugten, weil er selbst sie für wahr hielt. Zum Beispiel glaubte er noch immer, das Sagen zu haben. Sein Oberbefehlshaber schaukelte kopflos auf den Wellen des Ärmelkanals. Seine Truppen füllten das Leichenschauhaus in Paris. Die Russen gingen ganz klar davon aus, dass sie ihn in der Hand hatten. Doch in Wakes Vorstellung war er der Vorsitzende, und er war der Boss.
    Bei manchen Leuten funktionierte das noch. Bei ihrer Ankunft wurde Malgrave von einer Sekretärin mitgeteilt, dass der Vorsitzende Carver allein sprechen wolle. Er habe draußen zu warten. Malgrave hatte sich sofort gefügt. Er war sogar erleichtert gewesen.
    Carver wurde gebeten, Aktentasche und Pistole bei der Sekretärin zu lassen. Er kam der Bitte nach und betrat das Büro.
    »Sie haben Nerven, hierherzukommen, Carver«, sagte Wake, als würde seine Arroganz ausreichen, um einen Killer in Schach zu halten.
    »Wer ist der Russe?«, fragte Carver.
    »Welchen speziellen Russen meinen Sie? Wie Sie sehen können«, Wake deutete mit einer unbekümmerten Armbewegung auf die Wände, »ich kenne eine ganze Reihe.«
    »Wirklich?«, erwiderte Carver, der auf ein Regal zuging und sich die Photos in den Silber-, Holz- und Lederrahmen ansah. »Welche sind es denn?«
    »Nun«, sagte Wake, »schauen wir doch mal.« Er stand hinter seinem Schreibtisch auf und kam zu Carver, um in den Reihen der Schnappschüsse zu suchen. »Ah, hier, das ist Nikita Chrusch…«
    Carver fuhr zu ihm herum und stach ihm blitzartig wie eine Schlange mit Zeige- und Mittelfinger in die Augen. Der alte Mann jaulte auf und beugte sich, die Hände schützend vor dem Gesicht, vornüber. Carver fasste Wake am Kinn und zog ihn zu sich hoch. Ohne loszulassen, wiederholte er seine Frage. »Wer ist der Russe?«
    Wake blinzelte mit den tränenden Augen. »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, antwortete er. »Das geht einfach nicht …«
    Carver durfte keine Zeit verschwenden. Von der Seite her schlang er den rechten Arm um Wakes Hals, sodass sie traulich dicht beieinander standen, und drückte zu.
    »Wer – ist – der – Russe?«, fauchte er ihm ins Ohr.
    Wake schlug hilflos um sich, warf den Kopf hin und her und rang nach Luft. Carver überlegte, dass er vielleicht zu

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