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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Schultern. »Er heißt Grigori Sergejewitsch Platonow. Alle nennen ihn Platon. Er gehört zur russischen Mafia. Aber die Banden – wir sagen Klan – bestehen nicht nur aus Russen. Sie kommen von überallher. Das sind Tschetschenen, Aseri, Kasachen, Ukrainer. Sie haben Namen wie Rockgruppen oder Fußballvereine. Die tschetschenischen heißen Tsentralnaja, Ostankinskaja, Avtomobilnaja. Die russischen heißen Solntsewskaja, Puschinskaja, Podolskaja – das ist Platons Klan. Ein Klan hasst den anderen, aber in Bezug auf Frauen sind sie alle gleich. Sie wollen einen ficken, schlagen oder beides. Sie sind alle Schweine.«
    »Woher wissen Sie denn so viel über ihn?«
    »Jeder weiß über ihn Bescheid. Er ist ein Verbrecher, aber die Zeitungen schreiben über ihn, als wäre er ein Superstar: wie viele Häuser er hat, welches neue Auto er sich gekauft hat, wer diese Woche seine Geliebte ist. Und dabei ist er nicht einmal der Boss der Podolskaja. Es gibt viel höhere als ihn. Und die haben auch Bosse, Männer, die zu keiner Bande gehören, sie aber beherrschen, als wären sie … Marionetten.«
    »Gut. Was macht Platon in Paris?«
    »Das kann alles mögliche sein. Er könnte für seinen Klan ein Geschäft abschließen. Er könnte einen Minister ausbezahlen. Er könnte seine Freundinnen zum Shoppen ausführen. Wissen Sie, ich habe die beiden im Waschraum gesehen. Ich konnte nicht beurteilen, sind sie nun Zwillinge oder haben sie nur denselben Chirurgen? Platon würde das gefallen: zwei Frauen nehmen und sie in Barbiepuppen verwandeln. Er würde das spaßig finden.«
    Carver hörte die Bitterkeit in ihrer Stimme. Das war etwas Persönliches. »Gut. Noch einmal: Woher kennen Sie ihn?«
    »Was glauben Sie? Wie kommt es, dass eine Frau einen Mann wie Platon kennt?«
    Carver stellte sich den Mann aus dem Nachtclub vor, wie er auf Aliks lag. Kein schönes Bild. »Wen hat er angerufen?«
    »Den Mann, der mich hierhergeschickt hat.«
    »Wer ist das?«
    »Das weiß ich nicht. Woher auch? Man kennt seinen Auftraggeber nie. Meine Verbindung ist Kursk.«
    » War Kursk. Er ist tot.«
    Aliks schüttelte den Kopf und lächelte matt. »Meinen Sie? Haben Sie seine Leiche gesehen?«
    »Nein.«
    »Sie kennen ihn nicht. Es haben schon viele versucht, ihn zu erledigen. Manche haben sogar geglaubt, es sei ihnen gelungen. Aber er ist wie Rasputin. Man muss ihn mehrmals umbringen, bevor er stirbt.«
    »Wenn Sie meinen. Meiner Erfahrung nach sterben Leute nur einmal. Aber arbeiten Sie ständig mit ihm zusammen?«
    »Nein. Bisher nicht – nicht als Partner jedenfalls.«
    »Wieso hat sich das geändert?«
    Sie lächelte ihn mit müden Augen an. »Es war wie beim Paten: Er hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ach … das ist eine lange Geschichte, und die werde ich Ihnen jetzt nicht erzählen.«
    Carver sah auf die Uhr, drehte sich nach der Kellnerin um und winkte, sie solle ihm die Rechnung bringen. »Ich brauche die Geschichte nicht zu hören«, sagte er dann zu Aliks. »Aber ich muss wissen, wie sie ausgeht. Ich muss wissen, ob ich Ihnen vertrauen kann. Auf welcher Seite stehen Sie jetzt?«
    Sie drückte die Zigarette aus. »Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich versuche gerade selbst, das herauszufinden. Und mir geht es genauso, Samuel. Auch ich muss wissen, wem ich trauen kann. Ich werde im Oktober dreißig. Mit achtzehn bin ich von Zuhause weggegangen. Ich habe mich also zwölf Jahre lang allein durchgeschlagen. Ich bin nicht drogensüchtig. Ich stehe nicht an der Straße und gebe mich für eine Hand voll Rubel den Betrunkenen hin. Ich ziehe auch nicht drei Kinder in einer Wohnung auf, in der die Ratten hausen. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »Dass Sie wissen, wie man überlebt.«
    »Genau. Ich gehe keine unnötigen Risiken ein. Also frage ich mich, wenn ich Sie ansehe, ob ich diesem Mann mein Leben anvertrauen kann oder ob ich nach Moskau zurückgehen und mein Glück mit Männern wie Platon versuchen soll.«
    »Es ist nicht Platon, der uns gefährlich werden kann«, stellte Carver klar, »sondern der, der diesen Auftrag geplant hat. Und wenn Sie erwägen, nach Moskau zurückzukehren, müssen Sie glauben, eine Verbindung zu haben – jemanden, der Sie schützen könnte.«
    »Vielleicht. Aber wie Sie sagen: schützen könnte. Falls ich richtig geraten habe. Falls man mir helfen möchte. Sie sehen, das ist die Berechnung, die ich anstellen muss.«
    »Berechnung? Mehr ist es

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