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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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nicht?«
    »Mehr kann es nicht sein, wenn man versucht, am Leben zu bleiben.«
    Da hatte sie Recht. Carver wusste das. Aber er wusste auch, dass seine Rechtfertigungen für ihre Anwesenheit nur noch ein Vorwand waren. Sicher würden sie gemeinsam bessere Chancen haben. Er wollte auch nicht, dass sie wegrannte und überall von ihm erzählte. Und sie könnte ihn auch auf die Spur der Leute führen, die ihm diese fatale Mission aufgedrängt hatten. Aber letzten Endes wollte er nur mit ihr zusammen sein. Ganz einfach.
    Carver ließ das Rechnungsgeld auf dem Tisch liegen. »Kommen Sie. Die Métros fahren gleich wieder. Das ist der sicherste Platz für uns.«
    »Und dann?«
    »Dann werden wir den Zug nehmen. Er geht um 7 Uhr 15.«
    »Wohin?«
    »Nach Hause«, antwortete er.
    Die Fahrt vom Chatelet-les-Halles zum Gare de Lyon dauert genau drei Minuten. Carver machte dagegen eine Stadtrundfahrt durch ganz Paris, indem er alle paar Stationen die Métro wechselte. So dauerte es über eine Stunde.
    Er nahm nicht an, dass die Russen ihre Fährte wiederaufgenommen hatten, nachdem sie aus dem Nachtclub geflohen waren. Sie waren durch den Hinterausgang verschwunden. Der Kerl am Vorderausgang hatte sie unmöglich sehen können. Aber er konnte sich ausrechnen, dass es da, wo die ersten beiden hergekommen waren, noch mehr Schläger gab. Es hatte keinen Zweck, ein Risiko einzugehen.
    Die meiste Zeit saßen sie schweigend da. Schließlich stiegen sie ein letztes Mal um und nahmen den D-Zug, der sie zum Gare de Lyon bringen würde. »Auf dem Bahnhof sind überall Überwachungskameras«, erklärte Carver. »Wir sollten uns also nicht zusammen sehen lassen. Wenn wir ankommen, holen Sie Ihre Tasche aus dem Schließfach. Dann sehen Sie auf die Abfahrtstafel. Da sollte für 7 Uhr 15 ein Zug nach Mailand angekündigt sein. Den nehmen Sie. Gehen Sie in ein Erster-Klasse-Abteil. Ich werde Sie dort treffen.«
    »Warum sollte ich mit Ihnen gehen?«, fragte Aliks.
    Carver hatte keine Lust, sich eine geschickte Begründung auszudenken. »Weil Sie möchten?«
    Das hatte Aliks nicht erwartet. Darum war ihr Lächeln echt, ihr Tonfall wärmer als bisher. »Na gut. Bessere Angebote habe ich zurzeit wohl ohnehin nicht.«
    »Jetzt kommt unsere Haltestelle.« Carver gab ihr einen Schlüssel. »Ihr Schließfach. Wir treffen uns im Zug.«
    Carver ließ Aliks als Erste aussteigen; dann blieb er auf dem Bahnsteig stehen, um zu sehen, ob ihr jemand folgen würde. Nachdem der nächste Zug eingelaufen war, mischte er sich unter die Passagiere, die zu den Hauptstreckenbahnsteigen gingen. Er holte den Laptop aus seinem Schließfach, dann ging er in die Schalterhalle. Unterwegs setzte er sich die Sonnenbrille auf, die er in der Nachtapotheke gekauft hatte. Damit sah er nicht sonderlich anders aus, aber das war besser als nichts. Er verlangte zwei Fahrkarten erster Klasse nach Mailand und bezahlte in bar.
    Er verließ die Schalterhalle und ging zu einem Ticketautomaten in der Bahnhofshalle. Mit dem Glasdach und den gusseisernen Säulen sah sie aus wie ein gigantisches Gewächshaus.
    Ein paar Reisende frühstückten schon unter den weißen Schirmen des Bahnhofscafés. Dahinter im Hauptgebäude befand sich das grandiose Restaurant Le Train Bleu mit vergoldeter Stuckdecke und schweren Ledersesseln. Verglichen mit den schmuddeligen Imbisslokalen der englischen Bahnhöfe, wo man von mürrischem Personal geschmackloses Fertigfutter serviert bekam, war Le Train Bleu ein Paradies für Feinschmecker. Aber Carver hatte keine Zeit für solche Genüsse.
    Er kaufte eine Hand voll Fahrkarten zu den verschiedensten Zielen, alle mit Bargeld. Zwanzig Minuten nachdem er sich von Aliks getrennt hatte, bestieg er den Zug nach Mailand. Aliks schlief mit dem Kopf an die Abteilwand gelehnt.
    Carver betrachtete sie ein paar Augenblicke lang, um die Konturen ihres Gesichts in sich aufzunehmen. Die Anspannung war aus ihren Zügen verschwunden und hinterließ den Eindruck von Verletzlichkeit. Carver zog sich Max’ Jackett aus und legte es ordentlich gefaltet auf den Sitz gegenüber. Dann rüttelte er Aliks sacht an der Schulter. »Wachen Sie auf«, sagte er. »Wir müssen weiter.«
    Aliks kam zu sich. Sie runzelte die Stirn. »Sie sehen anders aus. Älter.«
    »Das liegt an der Brille.«
    »Wo sind wir?«
    »Noch in Paris. Aber wir wechseln den Zug. Vorher müssen Sie allerdings noch einen Anruf erledigen.«
    Aliks schaute ihn ratlos an, als er ihr Handy aus einer seiner Taschen nahm und eine

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