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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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bewaldeten, erzreichen Bergen an den Talboden schmiegte, verströmte die Atmosphäre unaufhaltsamen Niedergangs: rostende Rohre, stillstehende Förderbänder, zerbrochene Bürofenster. Ein großer rotweiß gestreifter Schornstein, der über der Fabrik aufragte, pustete vereinzelte Wölkchen eines bitter schmeckenden Rauchs in die Luft, ein schwacher Hinweis darauf, dass dieser Betrieb theoretisch rund um die Uhr arbeitete. Einige weit oben an den Mauern angebrachte Lampen warfen ein düsteres oranges Licht auf die Umgebung. Aber niemand war da, um Vermulens Team zu überprüfen, als der Land Cruiser durch das Haupttor rollte, nirgends war ein Arbeiter auf den Straßen zwischen den gigantischen Werkshallen zu sehen.
    Die Bombe war im Kellerbüro des Wartungsmonteurs, der für den zentralen Heizkessel zuständig war, hinter einer Pappwand versteckt. Der Gegensatz zwischen der traurigen Banalität des Lederkoffers und der enormen Sprengkraft seines Inhalts bestürzte Vermulen. Er war an Waffensysteme gewöhnt, deren Äußeres ihrer Leistungsfähigkeit entsprach, egal, ob Panzer oder Raketen. Aber diese Kofferbombe war der Gipfel der Untertreibung. Ihre Vernichtungskraft war ihr in keinster Weise anzusehen.
    Die schwachen Glühbirnen in den Bürolampen und die graugrüne Farbe an den Wänden schufen eine düstere, gespenstische Atmosphäre, aber Rivas Augen glänzten wie im Fieber eines Schatzjägers, der in ein Pharaonengrab stolpert.
    »Ammazza!«, murmelte er, als er den Koffer aufklappte und seinen Inhalt sah. »Nach all den Jahren … unglaublich!«
    »Es ist also eine Kernwaffe?«, fragte Vermulen.
    »Oh ja, General, ganz sicher.«
    »Funktionsfähig?«
    Riva zuckte die Achseln. »Wer kann das sagen? Es gibt nur ein Mittel, um das festzustellen: den Sprengzünder aktivieren und sehen, was passiert. Aber rein äußerlich gibt es keinen Grund anzunehmen, warum sie nicht funktionieren sollte. Im Grunde ist das ein ganz simples Gerät. Die eine Uranmenge prallt gegen die andere …« Er breitete die Arme aus. »Bumm!«

    Don Maroni war Staff Sergeant bei den Army Rangers gewesen, einer der besten, fähigsten Spezialtruppen der Welt mit dem härtesten Training. Aber entscheidend war das Wort »gewesen«. Er war vor fünf Jahren aus dem Dienst ausgeschieden, arbeitete für eine zivile Sicherheitsfirma und trug Anzug statt Uniform. Er ging noch dreimal die Woche zum Boxtraining und auf den Schießstand. Er war kein Mann, mit dem man sich anlegen wollte. Aber er war nicht mehr so schnell wie früher. Er war mit Sicherheit nicht so kampftauglich wie die Männer, die rings um ihn durch die großen, rostigen Anlagen des Hüttenwerks schlichen, die zehn Jahre lang Mann gegen Mann in Konflikten von ungezügelter Grausamkeit gekämpft hatten.
    Dusan Darkos beste Männer hatten konventionellen Truppen, verzweifelten Zivilisten und fanatischen Mudschaheddin aus Pakistan, Afghanistan und Saudi Arabien gegenübergestanden, die genauso skrupellos waren wie sie. Sie hatten in dem Bewusstsein gekämpft, dass der Tod eine Gnade war und allemal besser als Folter und Erniedrigung, die einer Gefangennahme unweigerlich folgten, und sie hatten ebenso viele Qualen bereitet, wie sie erlitten hatten. Darüber hinaus stammten sie aus Bergdörfern, wo Konflikte seit Jahrhunderten mit Messern und Pistolen ausgetragen wurden. Das Töten lag ihnen im Blut.
    So gut Maroni also auch war, er wurde bei seiner Runde um das Bürogebäude kalt erwischt. Noch kurz nahm er den Tabak- und Knoblauchgeruch von der Hand wahr, die sich über seinen Mund legte, um seinen Schrei zu ersticken, dann wurde ihm das Messer durch die Kehle gezogen, und das Blut spritzte aus der tödlichen Wunde.
    Reddins Männer hatten sich in der unmittelbaren Umgebung des Bürogebäudes verteilt. Sie waren gut bewaffnet und mit Funkgeräten ausgestattet, damit sie sofort Unterstützung rufen konnten. Und sie alle starben, ohne dass noch ein Wort gesprochen wurde.

    Die Videokamera war in dem Kellerbüro aufgebaut, die Lampe auf Kurt Vermulen und den aufgeklappten Bombenkoffer gerichtet, den er mit Riva auf den Schreibtisch des Wartungstechnikers gestellt hatte.
    »Fertig?«, fragte er Riva, der hinter der Kamera stand.
    »Sicher«, sagte der Italiener. »Kamera läuft. Sprechen Sie nur.«
    Vermulen räusperte sich, holte tief Luft und blickte direkt in die Linse.
    »Ich bin Lieutenant General Kurt Vermulen. Ich bin nach achtundzwanzig Jahren, in denen ich dem Land, das ich liebe, mit

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