Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
Vom Netzwerk:
begleiten, aber das war nicht die beste Vorgehensweise, wenn er bei ihr einen guten Eindruck machen wollte. Er würde sie bitten, einige Wochen im Ausland zu verbringen, mit Dienst rund um die Uhr und nur ihm als Begleitung. Wenn sie das nicht wollte, würde er bei ihr nichts gewinnen, indem er Zwang ausübte.
    Als er sie in sein Büro rief, hatte er Herzklopfen. Er kam sich vor wie ein pickeliger Junge, der seinen ganzen Mut zusammennimmt, um sich zum ersten Mal zum Schulball zu verabreden.
    Wie immer wirkte Natalja gelassen und unerschütterlich, während sie auf seine Instruktionen wartete.
    Vermulen ermahnte sich, dass er ein hochdekorierter Kriegsveteran war, der sich auf drei Kontinenten feindlichem Beschuss gestellt und Tausende Soldaten befehligt hatte. Wie unerschrocken musste man sein, um einer schönen Frau gegenüberzutreten?
    »Wie Sie wissen«, begann er, wie er hoffte, in entspannter, aber geschäftsmäßiger Manier, »werde ich dieses Frühjahr eine Weile in Europa sein. Ich brauche Urlaub, muss mal raus. Ich habe ein paar schwere Jahre hinter mir.«
    »Natürlich, ich verstehe«, sagte sie.
    »Gut … gut … Jedenfalls werde ich dabei auch einige geschäftliche Dinge unternehmen, Besprechungen arrangieren und so weiter, sodass also ein gewisses Maß an Organisation zu leisten ist, die am besten vor Ort stattfinden sollte. Darum habe ich mich gefragt, ob Sie bereit wären, mich auf der Reise zu begleiten. Das wäre rein geschäftlich, und ich würde Sie finanziell für die verlorenen Wochenenden und die entgangene Freizeit entschädigen. Klingt das für Sie … äh … annehmbar?«
    Sie sah ihn einen Moment lang an und runzelte leicht die Stirn.
    »Möchten Sie, dass ich für mich separate Tickets in der Touristenklasse buche?«
    »Oh nein, das wäre nicht richtig. Sie können wie ich erster Klasse fliegen.«
    Das schien sie zu überraschen.
    »Das ist sehr freundlich, Sir, danke. Und die Unterkunft?«
    »Wir wären im selben Hotel. Sind Sie interessiert?«
    Sie überlegte kurz.
    »Ich würde ein paar private Dinge arrangieren müssen. Und ich müsste hier für eine Vertretung sorgen. Aber das sollte möglich sein, also ja, ich würde Sie sehr gern begleiten, Sir.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Kurt Vermulen.

    Am Abend traf sich Aliks Petrowa mit einem Agenten der FSB, ihrem Washingtoner Kontaktmann, auf den Stufen des Lincoln-Denkmals.
    »Alles verläuft wie geplant«, sagte sie. »Vermulen ist eindeutig verknallt in mich. Er hat mich gebeten, mit ihm nach Europa zu reisen. Er erzählt jedem, einschließlich mir, dass er ausgiebig Ferien machen will, aber ich bin sicher, es steckt mehr dahinter.«
    Sie übergab einen schlichten weißen Umschlag.
    »Hier ist die Reiseroute der ersten drei Wochen einschließlich Flugnummern und Hotelzimmern. Es sollte nicht schwer sein, überall Treffen und Übergaben zu arrangieren.«
    »Hervorragend«, sagte der Kontaktmann. »Wie ist er denn so, der General?«
    »Wenn Sie es genau wissen wollen«, erwiderte sie, »er ist ein sehr anständiger Mann. Ich mag ihn, und ich kann mich nur noch mehr dafür verachten, was ich ihm antue.«
    Der Kontaktmann zog eine Augenbraue hoch.
    »In meinem Bericht an die stellvertretende Direktorin werde ich die letzte Bemerkung wohl besser weglassen.«
    »Nein, bitte nicht«, sagte Aliks. »Es wird sie glücklich machen, wenn sie weiß, dass ich leide.«

29
    Eine Woche später war Kurt Vermulen in Amsterdam. Er hatte der Frau, die er als Natalja Morley kannte, einen Tag frei gegeben. Jetzt stand er auf einem unkrautbewachsenen Platz bei den Docks, wo Boote ans Ufer gezogen waren und ein alter Kahn im Wasser rostete. Er versuchte, ein Gesicht einem Namen zuzuordnen, den er seit mehr als zehn Jahren kannte, eine alte Fallakte der Defense Intelligence Agency verwandelte sich in einen lebendigen Menschen.
    Ein Wagen bog von der Straße ab, fuhr an ihm vorbei und hielt nach fünfzehn Metern an. Ein dünner Mann in schwarzem Anzug mit strähnigen Haaren, die bis über den Kragen reichten, und brennendem Zigarettenstummel stieg aus. Er warf den Stummel auf den feuchten Kiesboden und drückte ihn mit dem Absatz aus. Sofort zündete er sich eine neue Zigarette an. Dann kam er zu Vermulen. Das Händeschütteln sparten sie sich.
    »Jonny Koolhaas?«, fragte Vermulen.
    Der Mann zuckte die Achseln. Er reckte den Kopf und blies eine Rauchwolke in die Luft, von Vermulen weg. Dabei sah er ihn aus den Augenwinkeln an.
    »Was wollen Sie?«
    »Eine

Weitere Kostenlose Bücher