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Samuel Carver 02 - Survivor

Samuel Carver 02 - Survivor

Titel: Samuel Carver 02 - Survivor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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unterdrücken konnte: Das war eine Geschichte, die sie ihren Begleitern erzählen konnte, wenn sie wieder in ihrer Loge war! Dann machte die Brünette auf dem Stilettoabsatz kehrt und stelzte davon, um sich einen zivilisierteren Ort zum Pinkeln zu suchen.
    Doch Maria Rostowa, deren Diplomatenausweis sie als Ersten Sekretär der Handels- und Investitionsabteilung der Russischen Botschaft führte, wurde nicht langsamer, als sie sich dem nächsten Toilettenraum näherte. Stattdessen ging sie die Treppe hinunter und durch das prächtige Foyer nach draußen auf den Opernring. Ein Wagen hielt vor ihr am Straßenrand. Rostowa stieg ein und als der Fahrer weiterfuhr, öffnete sie ihre Handtasche. Sie kramte darin herum, bis sie ein aufgerolltes Papier von der Größe einer Zigarette hervorholte, das mit einem Stück Klebeband zusammengehalten wurde. Sie riss es auf und zog die Rolle auseinander, die ein ausgerissenes Blatt aus einer TAN-Liste enthielt, mit Reihen von Zahlen in Dreiergruppen.
    Rostowa steckte das Papier wieder in die Handtasche, nahm ihr Mobiltelefon und wählte eine Moskauer Nummer. Als dort abgenommen wurde, sagte sie nur: »Ich habe die Lieferung für diese Woche.«

30
    Es war kurz vor halb sechs am Abend, und Clément Marchand wollte gerade sein Büro in der Montagny-Dumas-Klinik verlassen, als er den Anruf eines Mannes mit russischem Akzent erhielt. Marchand wurde mitgeteilt, dass man seine Frau als Geisel genommen hätte. Zur Bestätigung wurde ihr der Hörer so lange ans Gesicht gehalten, bis Marchand sicher war, dass die paar geschluchzten Worte von seiner Marianne kamen.
    »Bitte tun Sie ihr nichts«, stammelte er. Und dann: »Was wollen Sie?«
    Er erhielt einige sehr einfache Instruktionen. Zunächst wurde ihm versichert, dass dies keine gewöhnliche Entführung sei. Man wolle kein Geld von ihm. Daraus folge, dass man keinen Grund habe, sie am Leben zu lassen. Wenn er sich weigere zu tun, was man ihm sage, oder die genaue Zeit nicht einhalte oder einen Versuch unternähme, die Polizei anzurufen, würde man sie umbringen.
    »Ich tue alles!«, flehte er. »Sagen Sie mir nur, was ich tun soll.«
    »Arbeiten Sie länger«, sagte der Mann in der Leitung. »Erfinden Sie einen Grund. Um genau halb zwölf werden Sie die Nachtschwester im dritten Stock Ihrer Klinik anrufen. Sie werden ihr sagen, dass Sie sie sprechen müssen. Wenn sie Einwände erhebt, werden Sie darauf bestehen. Sagen Sie, Sie hätten eine Unregelmäßigkeit im Bericht der verabreichten Medikamente entdeckt. Sagen Sie, was Sie wollen. Nur eins ist wichtig: Die Schwester muss zwischen halb zwölf und Viertel vor zwölf in Ihrem Büro sein, mit Ihnen zusammen. Danach darf sie auf ihre Station zurückkehren. Um Mitternacht dürfen Sie die Klinik verlassen und nach Hause fahren. Wenn alles glattgeht, wird Ihre Frau dort unverletzt auf Sie warten.«
    »Danke, vielen Dank.« Marchand weinte fast vor Erleichterung.
    »Danken Sie uns erst, wenn Sie Ihre Aufgabe ausgeführt haben«, sagte die Stimme. »Und noch eins: Wenn Ihnen je einfallen sollte, mit jemandem über dieses Gespräch zu reden oder über den Vorfall mit Ihrer Frau, werden wir es erfahren. Dann werden wir Sie beide töten.«
    Marchand legte auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte seiner Sekretärin, dass er länger arbeiten müsse. Sie könne aber zur üblichen Zeit nach Hause gehen.

    In Moskau waren Carvers Fortschritte bei seiner Genesung nicht unbekannt, ebenso wenig die möglichen Konsequenzen. Die stellvertretende Direktorin Olga Schukowskaja hatte ihrem Personal klargemacht, dass sie die Angelegenheit sofort erledigt haben wollte. Die Ausführung ihrer Befehle war im Gange.

31
    Carver wurde wach und stellte überrascht fest, dass nicht schon die halbe Nacht um war, wie er gemeint hatte. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 23.35 an – er hatte nicht mal eine Stunde geschlafen. Er rieb sich die Augen und runzelte die Stirn. Irgendwas stimmte nicht, irgendwas war verkehrt, aber er kam nicht drauf, was es war.
    Dann wurde es ihm klar. Er konnte den Fernseher nicht hören. Die Nachtschwester, die diese Woche Dienst hatte, war eine junge Schwester namens Sandrine, und sie hatte im Personalraum immer eine Late-Night-Show laufen, wenn sie dachte, dass die Patienten schliefen. Warum war das heute anders?
    Carver stieg aus dem Bett und tappte im Dunkeln durch sein Zimmer zur Tür. Er öffnete sie einen Spaltbreit und horchte auf ungewöhnliche Geräusche. Er glaubte am

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