Samuel Carver 02 - Survivor
Lieferung nicht registrierter Waffen und Ausrüstung, kurzfristig verfügbar. Ich brauche Pistolen, Maschinenpistolen, Handgranaten, Plastiksprengstoff. Nichts Ausgefallenes. Außerdem Fahrzeuge. Nicht registrierte natürlich.«
»Und wozu will ein angesehener amerikanischer Offizier das alles haben?«
Ein Funken Belustigung leuchtete in seinen Augen. Es machte ihm immer Spaß zu sehen, wenn aufrechte, gesetzestreue Bürger in seinem Milieu einkaufen mussten.
»Na, vielleicht werden Sie ’s mir verraten, wenn ’s vorbei ist«, meinte er, als Vermulen nicht antwortete. »Aber ich kann dafür sorgen, dass die Ware jederzeit geliefert wird.«
»Das ist gut. Reicht Ihr Netz auch bis nach Osteuropa?«
»Ich habe Partner im Osten, ja.«
»Wie ist es mit dem ehemaligen Jugoslawien?«
Koolhaas trat die Zigarette aus.
»Möglich, ja.«
Am nächsten Tag transferierte Vermulen die erste Rate auf ein Bankkonto auf den Niederländischen Antillen. Natalja Morley begleitete ihn zur Bank.
Als sie von dort weggingen, nahm er ihren Arm.
Sie schien nichts dagegen zu haben. Vielleicht machte er Fortschritte.
Drei Tage später nahmen sie in dem wunderschönen, weißgoldenen Hufeisen aus Logen Platz, die das Parkett des Zuschauerraums in der Wiener Staatsoper umgaben. An diesem Abend wurde Mozarts Don Giovanni gespielt. Vermulen war jedoch nicht wegen der Musik hingegangen.
Wien war die Stadt, in der Pavel Novak seine Geschäfte machte, Leute, Waffen und Informationen verkaufte. Es war kein Zufall, dass Vermulen und Aliks ihm und seiner Frau Ludmilla vor der Vorstellung im Foyer über den Weg liefen. Nachdem sie sich miteinander bekannt gemacht hatten und die Damen Komplimente über ihre Kleider ausgetauscht hatten, trat Novak dicht an Vermulen heran und sagte ihm etwas ins Ohr, etwa so, wie man es tut, wenn man im mittleren Alter ist und es schwieriger wird, das Gesagte im allgemeinen Lärm der Unterhaltungen herauszufiltern. Oder wenn man heimlich über Massenvernichtungswaffen redet.
»Der Verkauf des Dokuments wurde bestätigt. Der Verkäufer ist ein Georgier, Bagrat Baladze. Er ist paranoid, hat keinen Boden mehr unter den Füßen. Er weigert sich, sein Geld auf die Bank zu bringen, besteht darauf, es immer bei sich zu haben. Und er hat Angst, dass ein größerer Gangster herausfindet, was er hat, und es ihm wegnimmt. Also habe ich ein paar Verstecke für ihn arrangiert, wo er sich aufhalten kann, solange der Verkauf vorbereitet wird. In vier Wochen wird er in einem alten Bauernhof in Südfrankreich sein. Das ist für dich die beste Gelegenheit. Die Details bekommst du noch rechtzeitig …«
Novak sah lächelnd zu den Damen und zwinkerte. »Du hast Glück, Kurt. Natürlich liebe ich Ludmilla, aber eine Frau wie diese im Bett zu haben, ich muss sagen, ich beneide dich.«
Vermulen schüttelte den Kopf.
»Ganz unnötig. Ich habe sie nicht im Bett.«
»Du willst mich verschaukeln!«
»Keineswegs.« Er klopfte Novak herzlich auf die Schulter. »Aber glaub mir, Freund, ich arbeite dran.«
In der ersten Pause ging Aliks zur Toilette. Davor hatte sich schon eine Schlange gebildet. Die Letzte in der Reihe war eine grauhaarige Wiener Matrone, aufgeschwemmt von einem Leben voller Schokoladentorte und Schlagobers. Aliks schenkte ihr ein höfliches Lächeln und stellte sich hinter sie, um in Ruhe die Opernbesucher in Fräcken und Abendkleidern zu betrachten.
Sie selbst trug ein schlichtes bodenlanges Kleid aus perlmuttfarbener Seide und ein passendes paillettenbesetztes Abendtäschchen. Plötzlich fiel ihr jemand ins Auge. Ihr Gesicht hellte sich auf, sie drehte sich um und winkte mit der Hand, in der sie das Abendtäschchen hielt. Genau in diesem Augenblick stellte sich eine schlanke Brünette von Anfang vierzig, die vor lauter Diät und nervöser Energie hohle Wangen hatte, hinter sie in die Schlange. Aliks stieß mit dem Arm gegen die Frau, die daraufhin ihre silberfarbene Handtasche fallen ließ. Es war aus Versehen passiert, doch Aliks war die Sache entsetzlich peinlich. Als die Frau sie verärgert anfauchte, bückte sich Alix und hob die Tasche von dem roten Teppich auf, die sich geöffnet hatte, ließ sie zuschnappen und gab sie der wütenden Besitzerin.
»Es tut mir schrecklich leid«, sagte Aliks mit einem flehenden Blick. »Es war wirklich keine Absicht …«
Das brachte ihr einen Schwall deutschsprachiger Beleidigungen ein, sodass die erregt lauschende Matrone einen Aufschrei freudigen Entsetzens nur mit Mühe
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