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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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mein Freund, ist ein klimatisierter Munitionsschrank. Die Temperatur bleibt konstant. Die Luft wird dehydriert, damit die Patronen nicht korrodieren und der Inhalt nicht verdirbt. Wenn Sie meine Munition verschießen, Sam, kriegen Sie den besten Knall, den Sie für Geld kaufen können!«
    Carver hatte den Eindruck, dass dieser Satz nicht zum ersten Mal fiel, aber beeindruckt war er trotzdem.
    »Also«, sagte Klerk, »suchen wir uns jeder ein Gewehr aus. Ich nehme dasselbe wie immer, Donald, bitte.«
    McGuinness schloss eine der Glastüren auf und nahm eine unvergleichlich schöne doppelläufige Schrotflinte Kaliber 12 heraus. Am Verschluss waren zwei aufsteigende Fasane eingraviert und rings um die Vögel ein Blütenkranz mit einem Spruchband in der Mitte, auf dem stand »J. Purdey & Sons«. Ein Exemplar der in Mayfair angesiedelten Büchsenmacher, die ihre Manufaktur 1814 gegründet hatten, war der Rolls-Royce unter den Gewehren, das höchste Beispiel für traditionelle britische Handwerkskunst und Luxus. Ihre Preise waren entsprechend: Ein Gewehr wie Klerks kostete mindestens siebzigtausend Pfund, schätzte Carver. Es war nicht nur eine Schusswaffe, sondern ein Kunstwerk.
    »Welches möchten Sie, Sam?«, fragte Klerk.
    »Ich warte, bis ich an der Reihe bin. Ladys first«, sagte er und blickte zu Zalika.
    Carver gab sich gentlemanlike, doch sein Beweggrund war nicht galanter Natur. Er wollte sehen, was Zalika wählte. Das wäre der erste Hinweis, was für eine Gegnerin er vor sich hatte.
    Wenn Zalika sein Spiel durchschaute, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. Sie schlenderte die Schrankwand einmal ab und schaute so beiläufig auf die Waffen wie auf die Obststände eines Marktes. Carver erwartete, dass sie bei den leichteren, kleinkalibrigen Damengewehren stehen bliebe, die typischerweise einen Lauf von achtundzwanzig Zoll hatten. Sie ignorierte sie. Stattdessen zeigte sie auf eine Perazzi MX2000S Kaliber 12 mit dreißig Zoll langem Lauf. »Diese bitte, Donald«, sagte sie.
    Carver fragte sich kurz, ob sie ihm etwas vorspielte. Die Perazzi war eine ernst zu nehmende Wettkampfwaffe, die von Olympia-Schützen benutzt wurde. Sie war vollkommen schmucklos und hatte es auch nicht nötig, hübsch auszusehen. Ihr einziger Zweck war, gerade zu schießen. Eine Waffe, wie er sie bevorzugte.
    Bei Gewehren wie bei Skiern entscheiden sich Anfänger für die leichtere Handhabung, Experten für die bessere Leistung. Zalika schaute stirnrunzelnd auf die Flinte, die McGuinness ihr hinhielt. »Schade, dass sie nur Dreißig-Zoll-Läufe hat«, meinte sie.
    »Keine Sorge, Miss«, erwiderte McGuinness und stellte die Waffe behutsam in den Schrank zurück. »Ich sollte auch einige Zweiunddreißiger haben. Ich werde sie sofort vorbereiten lassen.«
    »Danke, Donald«, sagte Zalika anmutig lächelnd. »Würden Sie einen Vollchoke und einen Dreiviertelchoke einsetzen, bitte?«
    »Gewiss, Miss.«
    Carvers Miene blieb unbeteiligt, aber sein Verstand arbeitete heftig. Der Choke wurde in das Ende des Laufes eingesetzt und beeinflusste die Streuung der Schrotgarbe, die je nach Choke schmaler wurde. Das führte je nach Art des Ziels zu mehr Treffsicherheit, besonders auf größere Distanzen. Aber es stellte auch große Anforderungen an die Genauigkeit des Schützen, weil der Spielraum für Abweichungen kleiner war als bei breiter Garbe. Zalika Stratten war entweder ein sehr guter Schütze, oder sie bluffte und erhöhte den Einsatz, ohne das passende Blatt zu haben. So oder so konkurrierte sie bereits mit ihm, ohne dass ein einziger Schuss fiel.
    Bisher hatte er ihre Herausforderung nur als Spiel angesehen, als Flirt auf dem Weg zu seinem unvermeidlichen Ausgang. Doch jetzt wurde ihm klar, dass er sie wirklich besiegen wollte. Und nicht nur, weil sie das zur Bedingung gemacht hatte, sie zu bekommen, sondern weil sie schon, seit er dieses Haus betreten hatte, auf die eine oder andere Art mit ihm spielte, und jetzt hatte er genug davon. Carver war gar nicht der Typ, der sich gern auf Streit oder Leistungswettbewerb einließ. Aber wenn jemand darauf bestand, machte er es demjenigen schwer. Es war Zeit, Miss Zalika eine Lektion zu erteilen.
    »Und Sie, Sir?«, fragte McGuinness und unterbrach damit Carvers Gedankengang.
    »Ich nehme auch eine Perazzi.«
    »Mit längeren Läufen?«
    »Sicher.«
    »Und Chokes?«
    Zalika hatte sich auf ein Extrem festgelegt, Carver beschloss, das andere zu wählen. »Ich nehme sie, wie sie ist, danke«, sagte

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