Samuel Carver 04 - Collateral
Selbstverteidigungsunterricht mit sechs.«
Als er sich einmal bewundernd äußerte, weil sie jederzeit eine Entschuldigung, Erklärung oder charmante kleine Täuschungsmanöver aus dem Ärmel schütteln konnte, sagte sie kichernd: »Ich bin ein Mädchen. Ich tue das schon mein Leben lang!«
Obwohl er den harten Trainer spielte, musste er lachen. Er merkte, wie sie beide sich näherkamen und geradewegs auf das Unvermeidliche zusteuerten. Nur noch ein paar Durchgänge, und er konnte ihrer sicher sein. Dann dürften sie sich entspannen und ein bisschen Spaß haben.
Zalika übte das Vorgehen immer wieder ein, und nach einem fehlerfreien Durchlauf – auch das halbe Dutzend davor war schon perfekt gewesen – sagte Carver: »Das wird genügen. Danke an alle.« Und dann zu Zalika: »Sie sind so weit. Und Sie werden gut sein. Verdammt gut.«
Sie grinste keck. »Aber Darling, das bin ich doch immer ...«
Sie schlenderten zusammen zum Haus zurück, und als Carver den Arm um sie legte, schmiegte sie sich an ihn.
Klerk beobachtete sie vom Terrassenfenster des Salons, wie sie über den Rasen herankamen.
»He, ihr zwei«, rief er, »kommt mal her. Ich habe etwas, das euch interessieren könnte.«
Klerk winkte sie herein und gab Carver dann eine hohe, schmale Aluminiumflasche.
»Das ist das Zeug, worum Sie gebeten haben«, sagte Klerk. »Ist heute mit meinem Privatjet eingeflogen worden. Eine Eilanfertigung, was noch untertrieben ist. Aber meine Jungs sind gut. Sie sagen, sie haben es hingekriegt, und ich vertraue ihnen. Sie können sich ebenfalls darauf verlassen. Und wollen Sie mir nun mal verraten, was Sie damit vorhaben?«
»Natürlich.«
Carver erklärte grob die Schlüsselelemente seines Plans. Die feineren Details konnten warten, bis er mit Zalika in Hongkong war. Am Ende nickte Klerk.
»Das Timing ist also entscheidend«, schloss er. »Hongkong ist Malemba sechs Stunden voraus. Was meinen Sie, wann Sie den Auftrag erledigt haben werden?«
»Am Sonntag gegen elf Uhr dreißig.«
»Dann geht in Malemba gerade die Sonne auf – perfekt. Die meisten Polizisten und Soldaten werden von Samstagnacht einen schweren Kopf haben. Ich treffe mich morgen mit Patrick Tshonga in Südafrika und erkläre ihm Ihren Plan. Einige Offiziere der Polizei und des Militärs sind ihm gegenüber loyal. Die werden dafür sorgen, dass ihre Männer ausgeruht und nüchtern sind. Halten Sie mich in den nächsten Tagen über alle Entwicklungen auf dem Laufenden. Ich will ganz genau wissen, was Sie tun werden. Wenn der Auftrag ausgeführt ist, schicken sie eine SMS an eine Nummer, die ich Ihnen noch geben werde. Schreiben Sie nur ›O. K.‹. Das ist das Startsignal. Bis zum Frühstück wird das Land eine neue Regierung haben.«
»Ich hoffe nur, dass Justus und die Kinder das erleben werden.«
»Darum habe ich mich gekümmert«, sagte Klerk. »Habe Sonny Parkes darauf angesetzt, den Sicherheitschef meiner Firmen dort. Er hat ein paar Anrufe getätigt, den ein oder anderen Gegengefallen eingefordert und sie schließlich in der U-Haft in Buweku ausfindig gemacht. Dann hat er eine Anwältin organisiert und für ihre Verpflegung gesorgt – zurzeit bekommen die Häftlinge kein Essen, wissen Sie. Parkes ist ein guter Mann. Man kann sich auf ihn verlassen.« Klerk gab Carver eine Geschäftskarte einer seiner Firmen, auf der Parkes’ Name stand. »Hier haben Sie seine Kontaktdaten. Wenn Sie ihn anrufen, wird er Sie auf den neusten Stand bringen. Aber ich habe noch etwas für Sie.«
Auf einem Beistelltisch lag ein großer brauner Umschlag. Klerk nahm ihn und zog eine Dokumentenmappe heraus.
»Das sind die Verträge, die Sie mit fünf Prozent an der Kamativi Mining Corporation beteiligen. Ich habe Ihnen außerdem einen Aufsichtsratsposten gegeben. Wer weiß? Eines Tages möchten Sie vielleicht ein ruhiges Leben führen, sich eine nette Frau suchen und auf respektable Weise Geld verdienen. Ich glaube, Sie wären ein ziemlich guter Geschäftsmann, Sam, wenn Sie sich mal darauf einließen.«
»Haben Sie auch schon eine Frau für mich ausgesucht?«
Klerk grinste. »Ach Sam, so verrückt bin ich nicht. Das werden Sie schon selbst tun. Obwohl ich da einen Vorschlag zu machen hätte ...«
Klerk blickte vielsagend zu seiner Nichte.
»Wendell, lass das!« Zalika Stratten musste trotz ihrer Empörung lachen. Sie berührte Carvers Arm und sagte: »Nehmen Sie es ihm nicht übel, Sam. Mein Onkel hat einen schrecklichen Humor.«
»Kann schon sein«,
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