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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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in den späten Sechzigern ein großes Haus in L. A. gekauft und in dem Stil aufmotzen lassen, den Ike für einen legendären Soulman und seine heiße Braut für angemessen hielt. Eines Tages kam ein Kerl von einer Plattenfirma vorbei. Ike erzählte ihm, die Ausstattung habe siebzigtausend Dollar gekostet, was damals eine ziemliche Summe war. Sein Besucher sagte darauf: »Sie meinen, man kann tatsächlich siebzig Riesen bei Woolworth ausgeben?«
    Als Carver die Hongkonger Residenz der Gushungos betrat, fiel ihm die Anekdote sofort wieder ein. Er kam in einen Flur, der mit glänzend schwarzem Marmor gefliest war. Die Fliesen hatten weiße Ränder und waren diagonal verlegt, sodass man ein Rautengitter vor sich sah. Eine optische Täuschung erweckte den Eindruck, als wären die weißen Linien erhaben und man könnte jeden Augenblick mit der Schuhspitze daran hängen bleiben. Rechts und links neben der Tür standen zwei Tiger aus glänzender Keramik, die ihm bis zur Taille reichten. Sie fletschten die Zähne und hieben mit der Pranke nach ihm. Die Tapete hatte ein unruhiges Muster feiner silberner Linien auf schwarzem Samt. Vielleicht war es auch umgekehrt: schwarzes Samtfleckenmuster auf silbernem Grund. Schwer zu sagen. Carver wollte lieber nicht so genau hinsehen. Er konnte jetzt keine Kopfschmerzen gebrauchen. Er blickte stur geradeaus und dachte an Jesus.
    Rechter Hand führte eine Treppe nach oben zu den Schlafzimmern und Bädern sowie nach unten zu den Räumen der Angestellten. Das große Wohnzimmer lag an der Rückseite des Hauses und blickte über ein Tal auf eine dicht bewaldete Bergkette. Die Gegend zwischen Kowloon und Tai Po bestand hauptsächlich aus Park, einer Oase im Herzen des Stadtstaates, und die Villa der Gushungos genoss den Vorteil einer umwerfenden Aussicht.
    Das Wohnzimmer selbst war auf seine absurd bunte Art ebenfalls spektakulär. Es hatte den gleichen Fußboden wie der Flur, aber die Tapete wechselte zu brüniertem Gold. Carver schaute nach rechts und sah ein lebensgroßes Doppelporträt der Gushungos, die im Hochzeitsstaat vor dem Hintergrund einer kitschig grünen Savanne posierten, in der es von wilden Tieren wimmelte – welche es in den verödeten Landstrichen Malembas inzwischen nicht mehr gab. Der Maler hatte den Präsidenten um dreißig Jahre verjüngt und seiner Hautfarbe den Violettstich einer Aubergine gegeben. Gushungo stand mit gestrafften Schultern und blickte mannhaft in die Ferne, während seine schöne, fügsame Braut mit Kuhaugen bewundernd zu ihm aufschaute.
    Unter dem Gemälde stand ein Sofa voll satt gemusterter Seidenkissen. Der lebhaft violette Lederbezug passte beinahe zu den mauvefarbenen Vorhängen an den französischen Fenstern an der anderen Seite des Raumes. Die Sessel waren hellrot bezogen, und die Beleuchtungskörper waren alle goldfarben, desgleichen die Rahmen der gläsernen Beistelltische, auf denen etliche Ausgaben der Vogue und des Architectual Digest lagen. Im Vergleich zu den anderen Gemälden, die dort hingen, wirkte das Doppelporträt wie ein Meisterstück von Gainsborough.
    An einer Seite befand sich eine Bar mit weißer Marmorplatte. Sie ruhte auf drei senkrechten knallroten Platten mit schwarzer Umrandung, deren beide Farbfelder von einem weißen Band unterteilt wurden. Der Stil war Nouveau Nazi.
    »Haben Sie ein Kreuz?«, fragte Mabeki.
    »Selbstverständlich.«
    Carver holte das Kruzifix aus der Ledertasche. Er bereute inzwischen, dass er ein Kreuz mit Jesusfigur genommen hatte. Er fühlte sich dadurch beobachtet.
    »Stellen Sie es hierhin«, sagte Mabeki und klopfte auf die Theke. »Ihr Kollege Gibson hat sie als Altar benutzt.«
    »Tatsächlich?« Entweder war Gibson ein Heiliger, der die Ausstrahlung der Gegenstände nicht wahrnahm, oder es interessierte ihn schlicht nicht.
    Auf der Theke stand ein Aschenbecher voller Kippen mit Lippenstiftrand.
    »Könnten Sie den bitte entfernen?«, bat Carver.
    Mabeki bedachte ihn mit einem düsteren, spinnenhaften Blick, dann klatschte er in die Hände und rief ein paar Worte, die Carver nicht verstand. Einer der Leibwächter kam herein, erhielt eine speichelspritzende Salve Befehle, nahm den Aschenbecher und verschwand damit in einen anderen Raum. Sekunden später kam er mit einem Kollegen zurück, um den Sofatisch auf die Seite zu stellen. Mehr Befehle wurden erteilt. Die zwei Männer eilten hinaus und erschienen mit zwei vergoldeten Esszimmerstühlen, die sie knapp zwei Meter vor die Theke stellten, dem

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