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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Außerdem tat es gut, von diesem albernen Durcheinander wegzukommen und sich an einem stillen, friedlichen Platz aufzuhalten, wo es sich ungestört nachdenken ließ.
    Er schaute sich einmal ringsherum um. Bei der Scheune angelangt, musste er gegen die Sonne blinzeln, die ihm direkt ins Gesicht schien. Darum dauerte es zwei Sekunden, bis er erkannte, dass er auf den Kühler eines Fahrzeugs blickte, auf einen Kleinbus, genauer gesagt. Carver zog die Brauen zusammen und überquerte den Hof. Beim Näherkommen sah er, dass es ein alter Toyota Hiace Campingbus war.
    Carvers erste Reaktion war Verlegenheit: Er störte ein paar Urlauber, die sich ein abgeschiedenes Plätzchen gesucht hatten. Vielleicht sollte er einfach geräuschlos verschwinden. Dann dachte er: Wer kommt auf die Idee, sich im Schatten einer Ölraffinerie zu erholen? Das Nummernschild erregte seine Aufmerksamkeit. Es konnte höchstens zehn Jahre alt sein. Aber der Wagen sah älter aus, stammte allenfalls aus denspäten Achtzigern. Unschuldige Urlauber fuhren keinen Campingbus mit gefälschten Nummernschildern.
    Plötzlich spürte er die erste Freisetzung von Adrenalin, das seinen Magen verhärtete und seine Wahrnehmung schärfte. Er näherte sich dem Wagen. Drinnen war es dunkel, die Vorhänge der Seitenfenster zugezogen. Es war kein Geräusch zu hören, auch sonst kein Lebenszeichen zu bemerken. Er ging zum Heck. Dort fiel ihm etwas ins Auge. Er trat einen Schritt heran und betrachtete mit schräg gelegtem Kopf die senkrechte Ritze zwischen Tür und Korpus. Sie war zugeschweißt.
    Carver hatte Tyrrell versprochen, sich zu melden, sollte er etwas Verdächtiges entdecken. Und hier war es. Er zog sein Handy aus der Tasche, wählte die Nummer und hörte frustriert zu, wie es am anderen Ende klingelte, ohne dass jemand ranging. Carver konnte sich vorstellen, welcher Lärmpegel in der Raffinerie herrschte. Er hörte Hubschrauber kommen. Die VIPs waren im Anflug. Als sich die Mailbox einschaltete, sagte er: »Hier Carver. Rufen Sie zurück. Ich habe etwas entdeckt, das Sie sehen sollten.«
    Neunzig Sekunden waren vergangen, seit er in den Hof gefahren war.
    Inzwischen war klar, dass der Campingbus etwas enthielt, das nach dem Willen des Besitzers unentdeckt bleiben sollte. Carver war nicht bereit, erst auf Verstärkung zu warten, sondern wollte der Sache lieber gleich auf den Grund gehen. Er rannte zum Audi zurück, öffnete den Kofferraum und zog die Filzabdeckung hoch, unter der das Reserverad lag und darin ein Plastikkasten mit den Werkzeugen für den Radwechsel, einschließlich eines Reifenhebers. Er nahm ihn heraus und kehrte damit zurück in die Scheune.
    Er sprintete jetzt, angetrieben von einem ganz üblen Verdacht.
    Der Zeitzünder in dem Campingbus zeigte noch zwanzig Sekunden an und tickte weiter.
    Carver sprang auf den Wagen zu und drosch den Reifenheber gegen eines der Seitenfenster. Die Wirkung war minimal, die Scheibe bekam nur einen Riss. Er holte erneut aus, schlug mit aller Kraft auf das gehärtete Glas ein, bis sich ein Netz von Rissen bildete und endlich ein Loch entstand.
    Aber es war noch zu klein, der Reifenheber der Aufgabe nicht gewachsen. Mit dem Ellbogen schließlich stieß Carver das gesprungene Glas ins Wageninnere.
    Dann griff er hinein und zog den Vorhang beiseite. Er riss die Augen auf, als er die Gasflaschen in dem Metallgerüst sah. Er wusste genau, was er vor sich hatte. Ohne sich um die Glassplitter zu scheren, die noch im Rahmen steckten, stützte er sich auf, um sich hochzustemmen und durch die Öffnung zu schieben. In dem Moment gab es einen blendenden Lichtblitz, ohrenbetäubenden Lärm und sengende Hitze, und als Carver sich zu Boden warf, wusste er, dass er verloren hatte.
    Dave Smethurst hatte den Vier-Stunden-Zeitzünder genau um 6 Uhr 39 und 42 Sekunden in Gang gesetzt. Folglich wurde um 10 Uhr 39 und 42 Sekunden ein Signal an den Verteilerkasten im Innern des Toyota gesandt und weiter zu den zwölf Raketen. Zwölf Zünder bewirkten, dass sich das Ammoniumnitrat zersetzte und eine große Menge Sauerstoff freigab. Dieser reagierte mit dem Wasserstoff und Kohlenstoff in dem Puderzucker und erzeugte einen intensiven, kaum gezügelten Ausbruch von Energie, die sich in den Hochdruckrohren konzentrierte. Der Lichtblitz und die Stichflamme setzten die Zündschnüre am Boden der Gasflaschen in Brand und jagten die Raketen durch das Papierdach des Campingbusses in den klaren blauen Himmel.
    Fünf Sekunden später löste die

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