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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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anderen Hand winkte, und schließlich über ihnen in der Mitte des Bildes und mit Engelsflügeln seine Mutter.
    Jess hatte das Bild gemalt und ihrem Vater an dem Tag geschenkt, als sie nach Japan aufgebrochen waren. Jack schluckte tapfer seine Tränen hinunter. Was würde Jess sagen, wenn sie erfuhr, dass ihr Vater auch tot war?
    Er sah von dem Bild auf, denn er spürte plötzlich, dass er beobachtet wurde. Der schwarzhaarige Junge starrte ihn vom Haus her an. Wie lange stand er schon da?
    Jack wischte sich über die Augen, dann grüßte er ihn mit einer kurzen Verbeugung, wie es sich gehörte. Der Junge erwiderte den Gruß nicht.
    Was hat er eigentlich gegen mich?, dachte Jack. Der Junge war mit Masamoto gekommen und schien einen höheren Rang zu bekleiden, aber er hatte sich Jack nicht vorgestellt und war ihm von Anfang an mit Feindseligkeit begegnet.
    Akiko und Jiro kamen um die Hausecke. Jiro wedelte aufgeregt mit einem Blatt Papier. Der schwarzhaarige Junge schloss die Schiebetür und verschwand. Jack faltete die Zeichnung seiner Schwester zusammen und steckte sie sorgfältig wieder in das Buch.
    Als Akiko vor ihm stand, verbeugte sie sich, nahm das Blatt Papier von Jiro und überreichte es ihm ehrerbietig mit beiden Händen.
    »Arigat ō «, bedankte sich Jack.
    »D ō mo«, erwiderte Akiko.
    Wieder überkam Jack Ungeduld, weil er sich nicht richtig mit ihr unterhalten konnte. Dabei gab es so viel zu sagen und er hatte Fragen, auf die er Antworten brauchte. Die Menschen in seiner Umgebung behandelten ihn sehr höflich, doch die Sprache machte ihn vollkommen einsam. Der kurze Sprachunterricht mit Akiko am Vortag war seit dem Rückgang seines Fiebers vor zwei Wochen einem Gespräch noch am nächsten gekommen.
    Er öffnete das Papier und las die Nachricht.
    Deine Anwesenheit ist erforderlich. Komm bitte morgen gleich nach dem Frühstück in meine Unterkunft.
Ich wohne im vierten Haus links neben der Mole.
Pater Lucius
    Jack lehnte sich an den Baum. Was wollte Pater Lucius von ihm?

15
Yamato
    Pater Lucius bewohnte ein kleines, von der Straße ein wenig zurückgesetztes Haus. Der Samurai Taka-san, der Jack begleitet hatte, zog an der neben dem Tor hängenden Glocke und wartete auf Antwort.
    Kurz darauf hörte Jack schlurfende Schritte, dann ging das Tor auf. Pater Lucius erschien keuchend und mit verquollenen Augen.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Ketzer. Tritt ein.«
    Jack trat durch das Tor und in einen kleinen Garten, der mit Uekiyas Paradies jedoch keine Ähnlichkeit hatte. Im Dreck wuchsen verschiedene Gemüsesorten und ein paar Kräuter. Gepflegte Zierpflanzen oder künstlich angelegte kleine Bäche gab es nicht, nur einen einsamen Apfelbaum, der einige wenige Äpfel angesetzt hatte. Es handelte sich um einen reinen Nutzgarten.
    Taka-san, der seine Aufgabe erfüllt hatte, verbeugte sich und ging.
    Pater Lucius führte Jack in ein kleines, einfach möbliertes Zimmer mit einem Tisch, zwei Stühlen und einem behelfsmäßigen Altar. Ein großes hölzernes Kruzifix schmückte die hintere Wand.
    »Setz dich«, sagte er und sank selbst auf den Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Er hustete immer wieder in sein Taschentuch.
    »Wie geht es dem jungen Samurai heute?«, fragte er spöttisch.
    »Warum haben Sie mich gerufen?«, fragte Jack, ohne darauf einzugehen.
    »Ich soll dir Japanisch beibringen.«
    »Warum?« Jack sah ihn ungläubig an. »Gestern waren Sie noch nicht so hilfsbereit.«
    »Es ist klug, zu tun, was Masamoto von einem verlangt.« Der Priester sah Jack an. »Wir fangen immer vormittags um diese Zeit an. Du wirst genau das tun, was ich sage. Vielleicht können wir ja sogar deine Seele retten.«
    »Meine Seele braucht nicht gerettet zu werden, Pater. Bringen Sie mir Japanisch bei, aber ersparen Sie mir Ihre Predigten …«
    »Schweig, unverschämter Bengel!« Pater Lucius schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Gott schütze dich vor deiner Unwissenheit. Fangen wir an. Je früher du Japanisch sprichst, desto früher kannst du dich mit deiner vorlauten Zunge selbst ans Messer liefern!«
    Er wischte sich den Speichel vom Mund und fuhr fort. »Der Zugang zu den Japanern erschließt sich über ihre Sprache. Sie hat einen ganz eigenen Wortschatz und Satzbau und ist, in einem Wort, einzigartig. Sie spiegelt die Denkart der Japaner wider. Wer Japanisch kann, versteht die Japaner. Kannst du mir so weit folgen?«
    »Ja. Um Japanisch zu sprechen, muss ich wie ein Japaner

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