Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
kannte sie.«
»Nur wir, die rechtgläubigen Portugiesen, wissen um diese sichere Passage«, empörte sich der Priester. »Und wir bewachen sie gut gegen protestantische Ketzer wie deinen Vater.«
»Die portugiesischen Kriegsschiffe konnten gegen meinen Vater nichts ausrichten«, sagte Jack stolz. »Er hat sie an einem einzigen Tag abgehängt.«
Der Priester informierte Masamoto über die Demütigung der Portugiesen.
Jack sah ihn misstrauisch an. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich bin Pater Lucius, Bruder der Gesellschaft Jesu«, antwortete der Priester. »Ich stehe unter dem Schutz der katholischen Kirche und bin hier in Toba ihr einziger Missionar.« Er bekreuzigte sich und küsste inbrünstig das hölzerne Kreuz, das an einer Kette um seinen Hals hing. »Ich bin nur Gott und meinem Oberen Pater Diego Bobadilla in Osaka verpflichtet. Ihm berichte ich, was ich hier sehe und höre.«
»Und wer ist dieser Samurai?«, fragte Jack mit einem Nicken in Richtung Masamotos. »Warum verbeugen Sie sich vor ihm, wenn Sie selber so bedeutend sind?«
»Hüte deine Zunge, Bursche, wenn du nicht sterben willst. Die Samurai fordern Respekt.«
Mit einer weiteren tiefen Verbeugung fuhr der Priester fort: »Das ist Masamoto Takeshi, der Herr von Shima und die rechte Hand von Takatomi Hideaki, dem Daimy ō der Provinz Kyoto …«
»Was ist ein Daimy ō ?«, fiel Jack ihm ins Wort.
»Ein Lehnsherr. Takatomi Hideaki regiert die ganze Provinz im Namen des Kaisers. Die Samurai und Masamoto sind seine Vasallen.«
»Vasallen …? Sind das Sklaven?«
»Nein, den Sklaven entsprechen mehr die Bauern, die Dörfler, die du gesehen hast. Die Samurai gehören der Klasse der Krieger an, genau wie die Ritter, sie sind nur viel besser ausgebildet. Masamoto ist ein bislang unbesiegter Schwertmeister. Ihm hast du zu verdanken, dass du noch lebst. Er hat dich halb ertrunken aus dem Meer gefischt und deinen gebrochenen Arm behandelt. Erweise ihm also den gebührenden Respekt!«
Jack staunte. Eine solche ärztliche Kunst war in England unbekannt. Ein auf See gebrochener Arm bedeutete entweder einen langsamen, qualvollen Tod am Wundbrand oder eine schmerzhafte und gefährliche Amputation. Er hatte wirklich großes Glück, dass er Masamoto begegnet war.
»Können Sie ihm danken, dass er mir das Leben gerettet hat?«
»Das kannst du selbst tun. Arigat ō heißt auf Japanisch ›danke‹.«
»Arigat ō « , wiederholte Jack, zeigte auf seinen gebrochenen Arm und verbeugte sich so tief, wie er es mit dem Arm konnte. Dies schien Masamoto zu gefallen und er antwortete auf die Dankesbezeugung mit einem kurzen Kopfnicken.
»Also ist das hier Masamotos Haus?«
»Nein, das ist das Haus seiner Schwester Hiroko. Sie wohnt hier mit ihrer Tochter Akiko.« Der Priester bekam wieder einen heftigen Hustenanfall und brauchte eine Weile, bis er sich erholt hatte. »Das reicht jetzt mit Fragen! Wo ist die restliche Besatzung deines Schiffes?«
»Tot.«
»Tot? Alle? Das glaube ich nicht!«
»Ein Sturm hat uns vom Kurs abgetrieben und wir mussten in einer Bucht Schutz suchen. Dabei ist die Alexandria an einem Riff leckgeschlagen. Wir mussten sie reparieren und wurden angegriffen. Ich weiß nicht genau von wem, es waren … Schatten.«
Der Priester übersetzte Jacks Worte. Masamoto hob interessiert den Kopf.
»Beschreibe diese Schatten«, übersetzte Pater Lucius.
»Es handelte sich meiner Meinung nach um Männer … ganz in Schwarz gekleidet. Ich konnte nur die Augen sehen. Sie waren mit Schwertern, Ketten und Wurfmessern bewaffnet … mein Vater hielt sie für Piraten.«
»Ninja«, sagte Masamoto leise.
»Wer auch immer, einer tötete jedenfalls meinen Vater«, fuhr Jack fort. Seine Stimme klang belegt. Die Erinnerung an die Nacht drohte ihn zu überwältigen. »Ein Ninja mit einem grünen Auge!«
Pater Lucius übersetzte und Masamoto beugte sich vor, sichtlich erregt durch das, was er gehört hatte.
»Wiederhole noch einmal genau, was du soeben gesagt hast«, befahl Pater Lucius.
Jack sah wieder das verhüllte Gesicht und seinen sterbenden Vater. Er schluckte. »Der Ninja, der meinen Vater getötet hat, hatte nur ein Auge. Es war grün wie Schlangenhaut. Ich werde es nie vergessen.«
»Dokugan Ryu«, zischte Masamoto, als habe er Gift geschluckt.
Die Samuraiwachen zuckten bei seinen Worten sichtbar zusammen. Auf dem Gesicht des schwarzhaarigen Jungen malte sich Angst und Akiko sah Jack mitfühlend an.
»Doku-was?«, fragte Jack.
»Dokugan Ryu,
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