Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
wie Blei in seinen Händen. Yamato bemerkte Jacks Erschöpfung mit sichtlicher Schadenfreude.
»Wie wäre es mit einem randori, gaijin ?«, rief er herausfordernd.
»Was ist das?«, fragte Jack außer Atem.
»Ein Übungskampf. Sagen wir drei Runden? Der Sieger muss zwei gewinnen.«
»Entschuldige bitte, Yamato«, fiel Akiko ein, der Böses schwante, »wollt ihr nicht mit mir Tee trinken? Ihr habt lange geübt und solltet ausruhen.«
»Nein danke, Akiko, ich habe keinen Durst. Aber Jack sieht aus, als könnte er eine Pause brauchen.«
Jack wusste, dass Yamato ihn nur kleinkriegen wollte. Er kannte das von der Alexandria . Wer sich in der ersten Woche nicht behauptete, stand als Letzter in der Essenschlange, bekam die dem Kielraum nächstgelegene Hängematte und musste die niedrigsten Arbeiten verrichten, wie zum Beispiel das Speigatt reinigen, wo die Mannschaft sich erleichterte. Jack musste zeigen, dass er sich nicht so leicht geschlagen gab. Wenn er sich jetzt drückte, konnte er das nie wiedergutmachen.
»Nein danke, Akiko, ich bin nicht müde.«
»Aber dein Arm«, beharrte Akiko. »Du solltest ihn nicht zu sehr …«
»Dem passiert nichts«, unterbrach Jack sie höflich und wandte sich wieder an Yamato. »Ein randori , ja? In drei Runden? Warum nicht?«
Sie stellten sich gegenüber auf, sodass sich die Spitzen ihrer Schwerter berührten.
Jacks Hände waren schweißnass und rutschig. Er versuchte sich an alles zu erinnern, was er gelernt hatte, die Stellung der Füße und die verschiedenen Schlagbewegungen. Er machte sich bereit, doch Yamato kam ihm zuvor. Er stieß Jacks Übungsschwert zur Seite und schlug ihm auf die ungeschützten Finger. Jack schrie vor Schreck und Schmerzen auf und ließ das Schwert fallen.
»Zu langsam«, sagte Yamato und ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich habe gemerkt, wie du vor dem Schlag zuerst noch überlegt hast.«
Jack bückte sich nach seinem Schwert. Seine Finger pochten vor Schmerzen und er konnte sie nur mit Mühe um den Griff schließen. Doch er biss die Zähne zusammen und hob das Schwert an.
Diesmal sah er, wie Yamatos Schwert zuckte, und er trat einen Schritt zurück, um dem Schlag auszuweichen. Yamato holte zum zweiten Mal aus, doch Jack hatte Glück und konnte den Schlag abfangen. Yamato wurde wütend und vollführte einen heftigen Stoß, dem Jack nur ausweichen konnte, weil er sich schnell zur Seite drehte. Yamato traf ihn hart auf den Rücken. Jack fiel auf die Knie. Stechende Schmerzen fuhren ihm durch den Unterleib und er bekam keine Luft mehr.
»Zwei zu null«, bemerkte Yamato hämisch, während Jack sich auf dem Boden krümmte. »Ein guter Rat: Kehre deinem Gegner nie den Rücken zu.«
»Das reicht, Yamato«, mischte sich Akiko ein. »Er kann doch noch gar nicht mit dem bokken umgehen und sich wehren!«
Keuchend stand Jack auf und stützte sich auf sein Holzschwert wie auf eine Krücke. Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Jetzt musste er sich erst recht beweisen. Dass er nicht gewinnen konnte, hatte er von vornherein gewusst. Aber wenigstens wollte er die Entscheidung, wann sie aufhörten, nicht Yamato oder Akiko überlassen. Mit letzter Kraft hob er sein Schwert.
Yamato sah ihn entgeistert an.
»Sei nicht dumm. Ich habe doch schon zwei von drei Runden gewonnen.«
»Und? Hast du Angst, ich könnte dich schlagen?«
Jacks herausfordernde Bemerkung tat ihre Wirkung. Augenblicklich erwachte Yamato aus seiner Starre und hob kampfbereit das Schwert.
Er wartete wieder darauf, dass Jack seine Absicht durch eine Bewegung verriet. Jack täuschte deshalb einen Schlag nach links vor, wie er es den Samurai Godai mit seinem Kampfschwert am Strand hatte tun sehen. Yamato wollte den Schlag abwehren, aber Jack wechselte die Richtung und schlug mit aller Kraft nach rechts.
Damit hatte Yamato nicht gerechnet. Er musste den Schlag ungeschickt parieren und Jacks Schwert fuhr über seine rechte Hand.
Durch die unerwartete Berührung in äußerste Wut versetzt, deckte Yamato Jack mit einem Hagel von Schlägen ein. Den ersten beiden Hieben konnte Jack ausweichen und den dritten wie durch ein Wunder abwehren, doch der vierte traf ihn ins Gesicht.
Jack war, als hätte jemand die Verbindung zwischen seinem Gehirn und dem Rest des Körpers durchtrennt. Seine Beine knickten ein und er brach besinnungslos vor Schmerzen zusammen. Kleine helle Lichtblitze schossen vor seinen Augen vorbei.
Im nächsten Augenblick kniete Akiko neben
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