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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Buch zu fragen. »Sehe ich dich morgen wieder?«
    »Ja, Pater Lucius, natürlich.«
    An jenem Nachmittag blätterte Jack unter dem Kirschbaum in dem Lexikon. Pater Lucius war mit Recht stolz auf sein Werk. Es enthielt zahlreiche japanische Wörter zusammen mit ihren portugiesischen Entsprechungen, außerdem ausführliche Erläuterungen zur Grammatik, Anleitungen für die richtige Aussprache und eine Übersicht zu den wichtigsten japanischen Umgangsformen. Es war in jeder Beziehung ein bedeutendes Buch.
    »Entschuldige bitte, Jack«, rief Akiko und näherte sich ihm über die kleine Brücke. »Ich störe dich hoffentlich nicht.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Jack und legte das Lexikon weg. »Du bist willkommen. Ich glaubte nur, du wolltest heute nach Perlen tauchen.«
    »Heute nicht.« Akiko klang ein wenig enttäuscht.
    »Warum nicht? Ist heute nicht dein Tag dafür?«
    »Schon …« Sie zögerte und überlegte offenbar, ob sie sich Jack anvertrauen sollte. Sie schien zu einem Entschluss zu kommen und kniete sich neben ihn.
    »Meine Mutter meint, ich sei jetzt zu alt, um mit solchen Leuten zu verkehren. Perlentauchen sei keine passende Beschäftigung für eine Dame des Samuraistandes. Sie verbietet es mir.«
    »Nicht passend? Warum denn nicht?«
    »Perlentauchen kann sehr gefährlich sein, Jack. Perlentaucher werden manchmal von Strömungen erfasst oder von Haien angegriffen. Deshalb verrichten Dörfler geringeren Standes diese Arbeit.«
    »Warum hast du dann damit angefangen?«, fragte Jack erstaunt.
    »Weil ich es gern tue«, sagte Akiko eifrig und ihre Augen begannen zu leuchten. »Man sieht Krebse, Kraken, Seeigel und manchmal sogar Haie. Unter Wasser kann ich gehen, wohin ich will, und tun, was ich will. Ich bin frei … ein herrliches Gefühl.«
    Jack nickte. »Ich weiß genau, was du meinst. Ich hatte dasselbe Gefühl, wenn die Alexandria unter vollen Segeln über das Meer fuhr und ich am Bug stand. Mir war, als würde ich über die Wellen reiten und als könnte ich die ganze Welt erobern!«
    Sie verfielen in Schweigen, versuchten sich das Gefühl des anderen vorzustellen und sahen zu den herbstlich braunen Blättern des Baums hinauf. Sonnenflecken sprenkelten ihre aufwärtsgerichteten Gesichter.
    »Fühlst du dich heute wieder etwas besser?«, fragte Akiko schließlich.
    »Ja, danke, Yamato hat mich auch gar nicht so schlimm getroffen«, sagte Jack gespielt tapfer.
    Akiko betrachtete ihn zweifelnd.
    »Gut, meine Nase tut ziemlich weh«, räumte Jack schließlich ein, »und ich habe immer noch Kopfschmerzen. Aber es geht mir heute schon viel besser.«
    »Es ist meine Schuld, ich hätte nicht zulassen dürfen, dass du gegen ihn antrittst.« Akiko verbeugte sich. »Ich entschuldige mich für Yamatos Verhalten. Er hätte nicht gegen dich kämpfen dürfen.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es war nicht deine Schuld.«
    »Aber es ist in meinem Haus passiert. Yamato wollte dich bestimmt nicht verletzen. Er hat sich nur von der Hitze des Gefechts mitreißen lassen.«
    »Dann will ich nicht erleben, wie Yamato zuschlägt, wenn er es absichtlich tut«, sagte Jack heftig.
    »Es tut mir so leid. Du musst verstehen, er steht unter großem Druck durch seinen Vater. Seit Tennos Tod erwartet Masamoto von ihm, dass er ein genauso guter Samurai ist wie sein Bruder, obwohl er jünger ist. Das entschuldigt allerdings nicht, was er getan hat und dass er dich als gaijin beschimpft hat.«
    »Hör doch auf, dich ständig für ihn zu entschuldigen!«, sagte Jack ungeduldig. »Was ist denn so schlimm daran, wenn er mich gaijin nennt?«
    » Gaijin bedeutet Barbar. So nennen wir ungesittete Ausländer. Es ist ein Schimpfwort, und da du jetzt zu unserer Familie gehörst, darf er dich nicht so nennen. Er beleidigt dich damit.«
    In diesem Augenblick kam Yamato aus dem Haus. Sein Holzschwert hatte er in den Obi gesteckt. Er verbeugte sich absichtlich tief vor Akiko. Jack würdigte er keines Blickes. Dann begann er mit seinen Übungen.
    Jack sah ihm eine Weile zu, dann klappte er Pater Lucius’ Lexikon zu und stand auf.
    »Wohin willst du?«, fragte Akiko beunruhigt.
    »Ich muss auch üben.« Er ging zu Yamato, der gerade mit dem zweiten Durchgang der Bewegungsabfolgen begonnen hatte.
    »Du willst dir wieder Prügel holen?«, fragte Yamato ungläubig, ohne seine Übungen zu unterbrechen.
    »Warum nicht? Schlimmer als gestern kann es mir nicht ergehen.«
    »Für einen Gaijin bist du wirklich mutig«, sagte Yamato ein wenig

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