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Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)

Titel: Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Wer Geschick zeigt, kann vielleicht sogar einen Pfeil abschießen.«
    Die Aussicht, womöglich schon auf ein Ziel zu schießen, sorgte für aufgeregtes Gemurmel unter den Samuraischülern. Akiko war selbst gespannt wie ein Bogen und kniete noch aufrechter als zuvor, bereit, bei der ersten Gelegenheit aufzuspringen.
    »Seht mir zunächst bitte genau zu, damit ihr meine Bewegungen nachmachen könnt.« Sensei Yosa trat an die Abschusslinie. »Als erstes Prinzip des Bogenschießens müssen Geist, Bogen und Körper eine Einheit bilden.«
    Sensei Yosa stellte sich seitlich zum Ziel auf, die Beine weit gespreizt, sodass sie ein A bildeten.
    »Das zweite Prinzip ist das Gleichgewicht. Das Gleichgewicht ist das Fundament des Bogenschießens. Stellt euch vor, ihr seid ein Baum. Eure Beine und Füße bilden den stabilen Stamm und die festen Wurzeln, euer Oberkörper ist die Baumkrone mit Ästen, die sich biegen, aber doch eine feste Form und Aufgabe haben. Das Gleichgewicht zwischen beidem macht den guten Bogenschützen aus!«
    Sensei Yosa hielt die Bogensehne mit der rechten Hand und brachte die linke Hand am Griff des Bogens sorgfältig in die richtige Stellung. Dann hob sie den Bogen, der größer war als sie, über ihren Kopf.
    »Geist und Körper kämpfen beständig darum, die Bewegung des Spannens zu bestimmen. Ein Ziel genau mit dem Pfeil zu treffen, erfordert absolute Konzentration. Das ist das dritte Prinzip. Das kleinste Ungleichgewicht, ein falscher Atemzug, die geringste Störung – und man schießt daneben.«
    Sensei Yosa senkte den Bogen und spannte gleichzeitig die Sehne. Der Pfeil lag auf der Höhe ihres rechten Auges, die tiefrote Narbe auf ihrer Wange war zwischen Sehne und Pfeil eingerahmt.
    »Stimmen Konzentration und Gleichgewicht, trifft der Pfeil ins Ziel. Das geistige Bestreben ist es, sich vollkommen dem Weg des Bogens zu überlassen.«
    Sensei Yosa spannte die Sehne mit einer fließenden Bewegung vollends und ließ los. Der Pfeil flog durch die Luft und traf erneut in die Mitte der Zielscheibe.
    »Wer möchte es als Erster versuchen?«, fragte sie.
    Akikos Hand schoss nach oben. Emi, die eine Gelegenheit witterte, Akiko erneut zu übertreffen, meldete sich ebenfalls.
    »Dann fangen wir mit euch an. Benutzt bitte diese beiden Bogen. Sie müssten die richtige Größe und Zugstärke für euch haben.« Sensei Yosa zeigte auf den unteren Teil eines Gestells hinter ihr.
    Emi stand auf, um ihren Platz einzunehmen.
    »Viel Glück«, wünschte Kiku ihr.
    »Glück braucht nur, wer nichts kann«, erwiderte Emi herablassend wie zu einer Magd und trat an die Abschusslinie.
    »Spannt den Bogen bitte so, wie ich es vorgemacht habe, aber lasst erst los, wenn ich es sage.«
    Die beiden Mädchen hoben ihre Bogen und spannten sie dicht neben ihren Köpfen. Emi war deutlich größer als die neben ihr stehende Akiko und ihre ungewöhnlich langen, spiegelglatten Haare betonten noch ihre schlanke Figur. Sie hatte ein ausdrucksvolles, schönes Gesicht mit einem Mund wie ein Strich. Sie sah aus wie das Wappentier ihrer Familie, der Kranich, dachte Jack – groß, schlank und elegant.
    »Gut. Eure Haltung ist nicht schlecht. Ihr könnt jetzt schießen, den Zeitpunkt bestimmt ihr selbst. Nehmt das nächste Ziel.« Sie zeigte auf eine Scheibe in etwa zehn Schritt Entfernung.
    Emi schoss, doch die Sehne blieb an ihrem Arm hängen und der Pfeil trudelte nur einige Meter durch die Luft und fiel noch vor der Zielscheibe zu Boden.
    Akiko schoss etwas besser. Ihr Pfeil sauste gerade durch die Luft, verfehlte das Ziel aber deutlich.
    »Ein guter erster Versuch«, sagte Sensei Yosa. »Habt ihr schon einmal geschossen?«
    » Hai, Sensei«, gab Emi verdrossen zu.
    »Ich noch nicht, Sensei«, sagte Akiko sehr zu Emis Missfallen.
    »Dann bin ich sehr beeindruckt, Akiko-chan«, sagte Sensei Yosa. »Du bist offenbar ein Naturtalent.«
    »Ich möchte noch einen zweiten Versuch«, verlangte Emi gereizt.
    Irritiert über ihren hochmütigen Ton, musterte Sensei Yosa die beiden Mädchen eine Weile, bevor sie antwortete. »Ich habe nichts gegen ein kleines Wettschießen. Es fördert die Begabung. Tretet also beide wieder an die Abschusslinie. Wir wollen sehen, ob ihr die Scheibe diesmal trefft.«
    Emi stellte sich in Position, spannte den Bogen und schoss. Der Pfeil traf den äußeren schwarzen Rand der Zielscheibe. Emi warf Akiko einen überheblichen Blick zu. Sie war sich ihres Sieges sicher.
    »Sehr gut, Emi-chan. Mal sehen, ob Akiko-chan das

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