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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Regen und Nebel sah Jack, dass der Weg sich zu einem kleinen Tal verbreitert hatte. In der Ferne war eine dreistöckige, aus weißem Holz und grauen Dachziegeln erbaute Burg aufgetaucht. Doch dann wurde der Nebel dichter und die Burg verschwand wieder wie eine geisterhafte Erscheinung.
    Als sie am Stadtrand von Iga Ueno eintrafen, war es bereits Nacht geworden und man sah von der Burg nur die erhellten Fenster.
    Jack atmete erleichtert auf. In der Stadt waren sie sicher. Der Marsch von Kyoto war anstrengend gewesen und er war wie alle anderen vollkommen durchnässt, müde und verfroren. Sein Rücken war vom Tragen des Gepäcks steif, seine Beinmuskeln schmerzten. Er freute sich schon auf ihre Unterkunft im Tempel, auf ein heißes Bad, Essen und sein Bett.
    »Aufstehen!«, befahl Sensei Kyuzo und gab dem schlafenden Jack einen Fußtritt. »Der Kreis der Drei beginnt.«
    Jack fuhr hoch. Er hatte höchstens eine Stunde geschlafen. Benommen folgte er dem Sensei durch einen Gang zum Haupttempel, einem dämmrigen, holzgetäfelten und nur vom warmen Schein brennender Laternen erleuchteten Raum. Beherrscht wurde der Raum von einem großen hölzernen Buddha, der eine solche innere Kraft ausstrahlte, dass er förmlich zu leben schien.
    Jack trat neben die anderen vor den Schrein. Vor sich sah er mehrere Reihen kahl geschorener Mönche in leuchtend weißen Gewändern. Sie sangen ein Mantra, das klang, als bestehe es schon seit Anbeginn der Zeit.
    … om amogha vairocana mahamudra
    manipadma jvala pravarttaya hum …
    »Das Mantra des Lichts«, flüsterte Yori ehrfürchtig. Er stand neben Jack und zupfte aufgeregt an einem Papierkranich in seiner Hand. »Es enthält die Weisheit des Buddhas, die diesen Mönchen zu Erleuchtung verhilft.«
    Jack nickte und sah Yori mit einem, wie er hoffte, zuversichtlichen Lächeln an. In Wirklichkeit war er ein einziges Nervenbündel. Nach vier schwierigen Prüfungen und monatelanger Vorbereitung sollten sie endlich den Kreis der Drei und seine drei Herausforderungen an Geist, Körper und Seele kennenlernen.
    Plötzlich überfielen ihn Zweifel. Hatte seine Ungeduld, die Technik der beiden Himmel zu erlernen, ihn blind gemacht? War er den bevorstehenden Prüfungen wirklich gewachsen? Er war noch todmüde von der Reise. Offenbar hatte man die Prüflinge absichtlich aus dem Schlaf gerissen, um sie gleich am Anfang zu verunsichern. Es war die erste Herausforderung des Kreises.
    Er sah an der Reihe der Schüler entlang in Akikos Richtung. Sie wirkte gefasst, doch die dunklen Ringe um ihre Augen verrieten, dass auch sie noch von der langen Reise erschöpft war. Neben ihr stand Harumi, das einzige andere Mädchen unter den Teilnehmern. Auch sie wirkte müde. Am Ende der Reihe stand Tadashi. Er nickte Jack zu und hob die geballte Faust. Kazuki kam herein und stellte sich neben Jack, schenkte ihm aber keinerlei Beachtung.
    Angeführt von Masamoto, traten nun die Lehrer ein und setzten sich auf die Seite. Es folgten die Schüler, die die Prüflinge begleiteten. Sie knieten sich in vier ordentlichen Reihen hinter die Teilnehmer. Der Singsang der Mönche wurde leiser und verstummte wie eine verebbende Welle und der Hohepriester stand auf, um die Versammelten zu begrüßen. Er hatte ein altes, runzliges Gesicht, aber einen geschmeidigen, abgehärteten Körper und strahlte wie die Buddhastatue eine starke innere Kraft aus.
    »Willkommen im Tendai-Tempel, Masamoto-sama«, sagte er mit der heiteren Stimme eines Mannes, der im Einklang mit sich lebt.
    »Danke, dass Ihr uns als Eure bescheidenen Gäste bei Euch aufgenommen habt«, antwortete Masamoto mit einer tiefen Verbeugung. »Darf ich Euch unsere Teilnehmer am Kreis der Drei vorstellen? Mögen sie sich des Kreises in Geist, Körper und Seele als würdig erweisen.«
    Er zeigte mit einer Handbewegung auf Jack und die fünf anderen jungen Samurai. Der Priester betrachtete sie. Zuletzt fiel sein Blick auf Jack. Jack war wie hypnotisiert. Der Blick des alten Mönches war so tief wie ein Brunnen, unendlich wie der Himmel und schien alles zu umfassen. Jack hatte das Gefühl, in die Augen eines lebendigen Gottes zu blicken.
    »Wir beginnen mit der Herausforderung des Körpers«, verkündete der Priester.
    Er trat vor und segnete die Teilnehmer. Jack verstand die Worte nicht, spürte aber ihre große Kraft. Nachdem der Priester zu Ende gesprochen hatte, traten sechs Novizen vor, die jeweils eine Tasse mit Wasser, eine Schale mit dünner Misosuppe und eine kleine

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