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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Kugel Reis in den Händen hielten. Sie überreichten den Teilnehmern das Essen. Jack merkte, dass er großen Hunger hatte, und verschlang gierig die angebotene Nahrung.
    Als Nächstes bekamen sie drei Paar Strohsandalen, ein weißes Gewand, ein Messer in einer Scheide, einen Strick, ein Buch, eine Papierlaterne und einen länglichen, wie ein umgedrehter Schiffsrumpf geformten Strohhut. Die Mönche halfen ihnen in das weiße Gewand, banden die Hüte auf ihren Köpfen fest und zogen ihnen das erste Paar Sandalen über die nackten Füße.
    Die ganze Zeit wurde kein Wort der Erklärung gesprochen.
    »Wozu dient das alles?«, fragte Jack den Mönch flüsternd, der ihm mit seinen Kleidern und der seltsamen Ausrüstung half.
    Der Mönch, der gerade damit beschäftigt war, Jack den Strick um die Hüften zu binden, hob den Kopf.
    »Du trägst ein Gewand in Weiß, im Buddhismus die Farbe des Todes, als Erinnerung daran, wie nahe du an die Grenzen des Lebens kommen wirst«, flüsterte er. »Der Strick wird auch ›Schnur des Todes‹ genannt. Er soll angehende Mönche zusammen mit dem Messer daran erinnern, dass sie sich durch Erhängen oder Selbstentleibung das Leben nehmen müssen, wenn sie ihre Pilgerreise nicht vollenden.«
    Jack war froh, dass er kein Mönch war und diese Vorschrift deshalb nicht für ihn galt.
    Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurden die Laternen angezündet.
    Anschließend wurden die sechs Teilnehmer nach draußen in den dunklen Tempelhof geführt. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, aber ein kalter Wind blies. Jack erschauerte unwillkürlich.
    Der Priester, der unter einem Schirm stand, den ein Mönch hielt, winkte sie in die Mitte des Hofes. Zitternd vor Kälte versammelten sie sich dort. Die Laternen beschienen ihre müden, ängstlichen Gesichter.
    »Ihr sollt nur einen Tag der tausendtägigen Pilgerreise bestehen, die meine Mönche als Teil ihrer geistlichen Übung absolvieren müssen«, sagte der Priester. »Wir glauben, dass die Herausforderung ein Berg ist und der Gipfel des Berges die Erleuchtung. Steigt auf den Berg und die Erleuchtung ist euer.«
    Er zeigte in die Nacht. Gegen den grauschwarzen Himmel, der immer wieder von Wetterleuchten erhellt wurde, konnte Jack die dunklen Umrisse eines Berges ausmachen.
    »Ihr werdet auf den Gipfel des Berges steigen und wieder hierher zurückkehren und an jedem der zwanzig Schreine beten, die in eurem Buch verzeichnet sind«, fuhr der Priester fort. »Ihr werdet euch der Herausforderung alleine stellen. Ihr dürft weder anhalten, um zu schlafen, noch etwas essen. Und ihr müsst zu diesem Tempel zurückkehren, bevor das erste Licht der Morgendämmerung auf die Augen des hölzernen Buddhas fällt.«
    Der Priester sah die Teilnehmer nacheinander an. Sein Blick schien bis in ihr Innerstes zu dringen.
    »Wenn meine Mönche bei eurer Rückkehr mit dem Mantra des Lichts schon fertig sind, kommt ihr zu spät.«

38
Durch die Nacht
    Jack war am Ende seiner Kräfte angelangt.
    Er konnte nicht mehr weiter. Sein Körper rebellierte und er stand kurz davor zu verzweifeln. Er lauschte auf das schmatzende Geräusch seiner Sandalen im Morast.
    Der Regen hatte zunächst nachgelassen, doch jetzt goss
es in Strömen und Jack war bis auf die Haut durchnässt. Seine Füße waren zwei schmerzende Eisklumpen, das zweite Paar Strohsandalen löste sich bereits auf und seine Muskeln brannten und taten so weh, dass ihm fast schlecht war.
    Aber er konnte nicht anhalten.
    Er durfte es nicht.
    »Um zum Gipfel zu gelangen, müsst ihr den Berg Schritt für Schritt hinaufsteigen«, hatte der Hohepriester den sechs Prüflingen noch gesagt. »Ihr werdet Schmerzen haben, aber denkt daran: Sie sind nur ein äußeres Anzeichen der Anstrengung, die ihr in die Aufgabe steckt. Ihr müsst sie wie ein Hindernis überwinden.«
    Doch die Schmerzen waren so stark, dass sie Jack zu überwältigen drohten. Die halbe Nacht war er nun schon unterwegs. Er war schwach vor Hunger und Erschöpfung. Die Energie, die die klägliche letzte Mahlzeit ihm gegeben hatte, war längst verbraucht und er hatte erst vierzehn der zwanzig Schreine gefunden, die er bis zur Morgendämmerung besuchen musste.
    Er stolperte weiter.
    Der fünfzehnte Schrein war nirgends zu sehen, dabei hätte Jack längst an ihm vorbeikommen müssen. Er begann zu überlegen, ob die Technik der beiden Himmel wirklich eine solche Strapaze wert war. Warum blieb er nicht einfach stehen und machte eine Pause? Seine Glieder

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