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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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wie von Eisenstangen grün und blau geschlagen. Sein Herz klopfte angestrengt, aber er musste dankbar sein, dass es überhaupt noch schlug.
    Er blickte in die Richtung, in der Kyoto liegen musste. Ob Drachenauge schon zur Burg Nijo unterwegs war, um den Portolan zu stehlen? Er musste unbedingt Masamoto davon erzählen. Dann fiel ihm ein, dass der Ninja ihn ja für tot hielt und deshalb wahrscheinlich keine Eile hatte, zu holen, was ihm niemand mehr wegnehmen konnte. Wenn er selbst rechtzeitig nach Kyoto zurückkehrte, konnte er Drachenauge womöglich noch zuvorkommen und den Portolan retten.
    Durch diese Aussicht ermutigt und gestärkt, setzte er den Aufstieg zum Gipfel fort.
    Vor dem Eingang der Höhle blieb er stehen.
    Ein paar Gebetsfahnen flatterten in der frischen Brise, ansonsten lag der Gipfel öde und verlassen da. Der Weg führte auf die Höhle zu. Dennoch zögerte Jack. Das schwarze Loch im Felsen sah so einladend aus wie der aufgesperrte Rachen einer Schlange.
    Doch er hatte es schon so weit geschafft. Er konnte nicht mehr umkehren.
    Er betrat die Höhle. Sobald er in den Schatten eintauchte, umfing ihn statt der wärmenden Sonne eine feuchte Kühle.
    Er wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Vor ihm führte ein roh aus dem Felsen gehauener Tunnel ins Innere des Berges. Der Gang machte schon nach wenigen Metern eine Kurve. Jack blickte ein letztes Mal zum sonnenbeschienenen Eingang zurück, dann ging er in den Tunnel hinein. Um ihn wurde es stockdunkel. Blind tastete er sich voran.
    Eine Weile konnte er nicht einmal die Hand vor dem Gesicht sehen. Er kämpfte gegen den Drang umzukehren und schritt tapfer voran.
    Jack wusste nicht, wie weit er schon gegangen war, als plötzlich die Wand verschwand, an der er sich bisher entlanggetastet hatte. Durch einen breiten Spalt im Felsen sah er einen feurig roten Schein. Beklommen betrat er eine kleine Kammer.
    Er schrie auf.
    Vor ihm ragte der verzerrte Schatten eines Ungeheuers. Es hielt eine dicke Keule in der Hand.
    »Willkommen, junger Samurai«, begrüßte ihn eine ruhige Stimme.
    Jack fuhr herum. Ein Mönch in einer safrangelben Kutte mit einem runden, kahlen Kopf, einem dürren Hals und einem kindlichen Lächeln versorgte ein offenes Feuer mit Zweigen.
    Auf dem Feuer stand ein munter blubbernder Topf.
    »Ich koche gerade Tee. Darf ich dir welchen anbieten?«
    Jack schwieg. Der Schrecken über das plötzliche Auftauchen des Mönchs, dessen Schatten ein groteskes Eigenleben führte, saß ihm noch in den Gliedern.
    »Das ist der beste Grüntee, den du in Japan bekommen kannst«, sagte der Mönch und bedeutete Jack mit einer Handbewegung, sich zu setzen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Jack. Misstrauisch setzte er sich auf die andere Seite des prasselnden Feuers.
    »Wer ich bin? Eine sehr gute Frage. Die Antwort erfordert ein ganzes Leben.« Der Mönch streute Teeblätter in das kochende Wasser. »Aber ich kann dir sagen, was ich bin. Ich bin Yamabushi.«
    Jack sah ihn verständnislos an.
    »Das bedeutet wörtlich: der sich im Berg versteckt«, erklärte der Mönch und wandte sich wieder dem Feuer zu. »Die Bewohner des Dorfes nennen mich einfach den Mönch im Gebirge. Sie kommen manchmal für Geistheilungen und Prophezeiungen.«
    Er nahm den Topf vom Feuer, goss eine wässrig grüne, dampfende Flüssigkeit in eine schlichte, braune Teetasse und reichte sie Jack.
    »Man kann nicht wissen, wer man ist, bevor man sich nicht wirklich kennt.«
    Jack mochte zwar keinen grünen Tee, wollte aber nicht unhöflich sein. Er nahm einen kleinen Schluck. Der Tee schmeckte bitter und war gewiss nicht der beste Grüntee, den er getrunken hatte. Trotzdem lächelte er höflich und nahm rasch einen zweiten Schluck. Dann sah er sich um. Die Höhle war leer, abgesehen von einem kleinen Schrein, der in den Felsen eingelassen war. Flackernde Kerzen und Räucherstäbchen umgaben ihn.
    »Sind Sie die Herausforderung der Seele?«, fragte Jack.
    »Ich? Gewiss nicht.« Der Mönch gluckste und sein Kichern kam als gespenstisches Echo von den Wänden der Höhle zurück.
    »Das bist du selbst.«

47
Die Prüfung der Seele
    Die Tasse in Jacks Hand verzog sich plötzlich und tropfte wie heißer Teer auf den Boden. Jack starrte erschrocken auf die zähe Masse und sah den Mönch fragend an.
    Doch der Mönch lächelte nur heiter, als sei nichts Ungewöhnliches passiert. Seine safrangelbe Kutte leuchtete jetzt orange, sein Kopf erinnerte an eine runde, sonnengereifte

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