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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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Zitrusfrucht. Seine Augen funkelten wie ein Sternenhimmel und sein Grinsen war so breit wie eine Mondsichel.
    »Was geht hier vor?«, rief Jack in Panik.
    »Was hier vorgeht?«, wiederholte der Mönch. Jack hörte seine Worte langsam und verschwommen wie mit verstopften Ohren. »Eine sehr gute Frage. Stelle sie, wenn du deinem Schöpfer gegenübertrittst.«
    Schwindel erfasste Jack. Die Höhle war auf einmal so groß wie eine Kathedrale und die Felsenwände zogen sich in regelmäßigen Abständen auseinander und wieder zusammen, als atmeten sie. Die Kerzen um den Schrein verschmolzen zu einem bunten Regenbogen, der Spuren hinter sich herzog wie explodierende Feuerwerkskörper. Das Feuer zwischen ihm und dem Mönch loderte plötzlich auf und verwandelte sich in eine gleißende Wand. Geblendet sah er weg.
    Er rieb sich die Augen, um die verrückten Erscheinungen loszuwerden.
    Als er nach einer Weile vorsichtig wieder um sich sah, war das Feuer bis auf die Glut heruntergebrannt und der Mönch verschwunden. Nur der Topf lag noch umgekippt auf dem Boden.
    Was war geschehen? Hatte ihm seine Fantasie einen Streich gespielt? Handelte es sich um eine Nachwirkung der tödlichen Berührung Drachenauges?
    Er sah sich nach dem Mönch um, aber die Höhle war leer.
    Akiko hatte Recht gehabt. Mit dieser letzten Prüfung hatte er sich zu viel zugemutet. Vor lauter Müdigkeit halluzinierte er.
    Er richtete den umgekippten Topf auf.
    Der Topf kreischte und Jack ließ ihn erschrocken fallen. Plötzlich wuchsen dem Topf Hunderte kleiner, schwarzer Beine wie bei einem Tausendfüßler und er entfernte sich ruckelnd. Bevor Jack noch begreifen konnte, was er da sah, hörte er hinter sich etwas knacken.
    Er zwang sich dazu, den Kopf zu drehen.
    Der Schrei blieb ihm im Hals stecken, denn er bekam vor lauter Schreck keine Luft mehr.
    Ein schwarzer Skorpion – so riesig, dass er ein ganzes Pferd hätte verschlingen können – stelzte über den Höhlenboden auf ihn zu. Jack war vor Angst wie gelähmt. Der Skorpion kam näher und beäugte sein Opfer.
    »Der ist nicht echt, der ist nicht echt, der ist nicht echt …«, wiederholte Jack in Panik.
    Der Skorpion hob eine seiner kräftigen Scheren und schlug nach Jack. Er traf ihn auf die Brust und schleuderte ihn an die Wand der Höhle.
    »Er ist echt, er ist echt, er ist echt …«, stammelte Jack und stand hastig auf.
    Der Skorpion griff an. Sein Stachel fuhr durch die Luft und geradewegs auf Jacks Herz zu.
    Jack duckte sich nach rechts und der Stachel prallte von dem Felsen hinter ihm ab. Der Skorpion stach erneut zu. Jack rollte über den Boden und entging der giftigen Spitze nur um Haaresbreite.
    Er sprang auf und rannte auf den Spalt in der Wand zu, doch der Skorpion war schneller und versperrte ihm den Weg. Dann kam er mit klappernden Scheren langsam näher. Sein Schwanz war aufgerichtet wie ein vergifteter Speer. Jack saß in der Falle.
    Jack drückte sich gegen die Rückwand der Höhle. Er konnte sich nirgends verstecken. Er bückte sich nach einem Stein, um sich damit zu verteidigen, und sah den kleinen Papierkranich, den Yori für ihn gemacht hatte, auf dem Boden liegen.
    Origami.
    Nichts ist, wie es scheint.
    Plötzlich begriff er, dass die Prüfung längst begonnen hatte. Sie sollten lernen, ihren Geist zu beherrschen, statt von ihm beherrscht zu werden, hatte der Hohepriester gesagt.
    Ob es den Skorpion wirklich gab oder nicht, war nicht entscheidend.
    Er, Jack, glaubte es. Und …
    Wie ein Blatt Papier beim Origami mehr ist als nur ein Blatt Papier, wenn man es zu einem Kranich, einem Fisch oder einer Blume faltet, so muss ein Samurai an seine Fähigkeit glauben, durch Biegen und Falten den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden.
    Yoris Antwort auf das Origami-Koan stand ihm plötzlich hell und klar vor Augen. Er musste danach streben, mehr zu sein, als er schien, und die ihm gezogenen Grenzen zu überschreiten.
    Er brüllte den Skorpion trotzig an.
    Der Skorpion zögerte einen Moment. Dann holte er zum tödlichen Stich aus.
    Jack brüllte so laut wie ein Löwe und schlug mit der Faust zu. Die Faust war inzwischen mit den Krallen eines Löwen besetzt und schmetterte den Schwanz des Skorpions weg. Anschließend sprang Jack dem Tier katzengleich auf den Rücken.
    Der Skorpion bäumte sich auf, doch Jack ließ sich nicht abwerfen und bohrte ihm seine Krallen tief in den Leib. Der Skorpion stach wie wild mit seinem Stachel um sich, doch Jack duckte sich vor der giftigen Spitze

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