Samurai 3: Der Weg des Drachen
nicht enttäuscht.«
»Bestimmt nicht«, antwortete Yamato. »Aber du wirst enttäuscht sein, wenn ich mit dir fertig bin.«
Kazuki lachte. »Wenn du so sicher bist, dass du gewinnst, sollten wir vielleicht den Einsatz erhöhen. Lass uns um mehr als nur die Ehre kämpfen.«
»Um was denn?«, fragte Yamato misstrauisch.
»Wenn du gewinnst, verspreche ich, den Liebling deiner Familie in Ruhe zu lassen«, sagte Kazuki mit einem Blick auf Jack.
»Und wenn ich verliere?«
»Dann überlässt du den Gaijin uns.«
»Einverstanden«, sagte Yamato. Jack sah ihn erstaunt an.
»Wie mutig von dir!«, spottete Kazuki. »Aber du weißt doch, dass er sowieso verloren ist, ob du nun siegst oder nicht. Wenn Daimyo Kamakura sich durchsetzt, wird bald jeder Gaijin, der sich in Japan versteckt, hingerichtet oder gekreuzigt.«
»Das wird nie geschehen«, sagte Yamato.
»Oh doch. Du kannst nicht bestreiten, dass Veränderungen im Gange sind. In Japan bricht ein neues Zeitalter an und wir brauchen einen starken Herrn wie Kamakura, der uns den Weg zeigt.«
»Kamakura regiert die Provinz Edo, nicht Japan. Der Rat der Regenten würde das nie zulassen.«
»Nein, aber eines Tages wird Kamakura in Japan herrschen.«
Kazuki wandte sich abrupt ab und kehrte zu seiner Bande zurück.
Der erhöhte Einsatz behagte Jack gar nicht, aber er musste seinem Freund wohl oder übel vertrauen. Yamato war immerhin Sensei Kanos bester Schüler.
Akiko eilte mit gerötetem Gesicht zusammen mit Kiku, Yori und dem neuen Jungen über den Hof. »Entschuldigt die Verspätung. Wir wollten Takuan noch den Blick auf Kyoto zeigen.«
»Er ist wirklich herrlich«, sagte Takuan und begrüßte sie mit einer förmlichen Verbeugung. Er sah Jack an.
»Das stimmt«, antwortete Jack und erwiderte den Gruß mit einem kurzen, aber höflichen Kopfnicken. Er kannte den Aussichtspunkt. Akiko und er hatten dort zusammen hatsuhinode, den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres, erlebt. Naiv wie er war, hatte er den Aussichtspunkt immer für ihr gemeinsames kleines Geheimnis gehalten.
»Sogar den Kaiserpalast konnte ich sehen«, schwärmte Takuan. »Akiko war so nett, mi r …«
»Entschuldige, aber der Wettkampf fängt gleich an«, fiel Jack ihm ins Wort. »Yamato muss sich bereit machen.«
»Natürlich, wie unhöflich von mir«, sagte Takuan ein wenig verlegen. »Gambatte, Yamato.«
Yamato bedankte sich mit einem Nicken. Takuan ging mit Akiko zu den anderen Schülern. Auch Emi und ihre Freundinnen trafen ein und begrüßten Takuan. Schon bald hatte sich um den neuen Jungen eine kleine Gruppe von Verehrerinnen versammelt.
»Man könnte meinen, er müsste gleich kämpfen«, sagte Saburo mit einem ungläubigen Kopfschütteln.
Jack wandte seine Aufmerksamkeit wieder Yamato zu und bereitete die Augenbinde vor.
Zu dritt gingen sie zur Mitte des Platzes. Kazuki und seine Bande kamen ihnen entgegen. Plötzlich machten die Schüler auf der rechten Seite Platz und Masamoto erschien in Begleitung von Sensei Hosokawa und Sensei Kano.
Yamato erbleichte. »Was macht mein Vater hier?«, rief er.
Saburo schluckte nervös. »Jetzt können wir uns auf was gefasst machen.«
Doch Masamoto und die Sensei machten es sich nur auf den Stufen der großen Treppe bequem.
»Sieht aus, als sei er zum Zuschauen gekommen!«, meinte Jack.
»Bestimmt stehst du jetzt ganz schön unter Druck«, sagte Kazuki, der Yamatos Verunsicherung spürte. »Aber keine Sorge, es soll nicht so aussehen, als würden wir dich leicht besiegen. Wir werden dich nacheinander angreifen, damit du eine Chance hast.«
»Hör nicht auf ihn«, flüsterte Jack und verband Yamato die Augen. »Er lügt. Sei auf alles gefasst.«
Yamato nickte und holte tief Luft. Er hielt seinen Stock so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Mit einem bo kannst du jeden besiegen«, sagte Jack. »Vertrau auf deine Sinne.« Das hatte Sensei Kano ihnen im Chi-Sao-Training vergangenes Jahr immer wieder eingeschärft.
Jack und Saburo begaben sich an den Rand des Platzes. Yamato blieb allein in der Mitte zurück. Die fünf Mitglieder der Skorpionbande umringten ihn.
Totenstille kehrte ein.
Fünf gegen einen mit verbundenen Augen. Das lief auf einen sensationellen Sieg hinaus oder auf eine rasche, beschämende Niederlage.
Goro machte den Anfang.
Yamato hörte ihn näher kommen und fuhr blitzschnell zu ihm herum. Er spürte, wie Goros Stock durch die Luft sauste, wehrte den Angriff mit seinem bo ab und schlug Goro das
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