Samurai 3: Der Weg des Drachen
aus«, antwortete Jack und verfolgte ungläubig, wie Hosokawa einen tückischen Schlag nach dem ungeschützten Hals seines Vormunds führte.
»Damals war es das wirklich«, sagte Taro. »Masamoto-sama forderte Sensei Hosokawa auf seiner Kriegerwallfahrt zum Kampf heraus.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sensei Hosokawa je ein Duell verloren hat.« Jack zuckte mitfühlend zusammen, als Masamoto die Waffe des Schwertkampflehrers abblockte und ihm die Schulter in die Brust rammte.
»Hat er auch nicht«, sagte Taro.
Jack runzelte verwirrt die Stirn. »Aber meines Wissens hat Masamoto-sama auf seiner Kriegerwallfahrt keinen einzigen Zweikampf verloren.«
»Vollkommen richtig. Die beiden kämpften einen Tag und eine Nacht ohne Pause. Dann musste ein Beamter der Stadt dazwischentreten und den Kampf abbrechen. Sie hatten bereits zwei Teehäuser und mehrere Marktstände zertrümmert!«
Jack musste lachen. Ihr Zen-Meister Sensei Yamada hatte einmal gesagt, Masamoto sei in seiner Jugend ein Hitzkopf gewesen. Jack konnte sich vorstellen, was die beiden für ein Trümmerfeld hinterlassen hatten.
»Ihr langer Zweikampf endete unentschieden«, sagte Taro. Masamoto und Sensei Hosokawa hatten inzwischen aufgehört zu kämpfen. »Sensei Hosokawa konnte Masamoto-sama dazu überreden, ihm die Technik der beiden Himmel beizubringen. Sie wurden Verbündete und gründeten gemeinsam die Niten Ichi Ryu.«
Die beiden Samurai steckten ihre Schwerter ein und verbeugten sich voreinander. Durch eine Seitentür trat ein Diener mit einer Teekanne und zwei Porzellantassen ein. Die beiden Samurai lachten über einen Scherz und tranken einander zu. »Kampai!«
»Sensei Hosokawa ist wahrscheinlich der einzige Samurai, dessen Schwertkunst sich mit der von Masamoto-sama messen kann«, sagte Taro. Er flüsterte, als grenze ein solcher Gedanke an Gotteslästerung. »Aber der Ehre halber müssen sie das Duell irgendwann einmal noch zu Ende kämpfen.«
»Alles, was ihr bisher an der Schule gelernt habt, war nur eine Vorbereitung auf die beiden Himmel«, verkündete Masamoto den acht in der Halle versammelten Schülern.
Jack konnte ihm nur zustimmen. Er kam sich wieder wie ein Anfänger vor. Wie alle anderen stand er in der Ausgangshaltung, das hölzerne Langschwert hoch erhoben in der Rechten und das hölzerne Kurzschwert auf Hüfthöhe in der Linken. Mühsam versuchte Jack die beiden Schwerter im Gleichgewicht zu halten und die Schläge durchzuführen, die Masamoto ihnen gezeigt hatte.
Er schlug mit rechts auf das Übungsschwert hinunter, das seine Trainingspartnerin Sachiko hielt. Sachiko war für ihre blitzschnellen Reaktionen bekannt. Sie hatte die schwarzen Haare straff zurückgekämmt und mit einem dekorativen roten Essstäbchen befestigt.
Nun führte Jack die Bewegung auch mit dem Kurzschwert aus. Dann wiederholte er beide Schläge und versuchte, schneller und genauer zu treffen. Er war es gewöhnt, das Schwert in beiden Händen zu halten. Das Gewicht von zwei Schwertern ließ seine Arme schmerzen und schwächte seinen Griff.
»Ihr fragt euch vielleicht, warum zwei Schwerter besser sein sollen als eins, wo doch alle anderen Samuraischulen den Kampf mit einem Schwert lehren«, fuhr Masamoto fort und folgte mit dem Blick prüfend den Versuchen seiner Schüler. »Zugegeben gibt es auch Situationen, in denen ein Schwert von Vorteil ist. Aber wenn es um euer Leben geht, müsst ihr euch aller Waffen bedienen, die euch zur Verfügung stehen. Es ist für einen Samurai eine Schande, besiegt zu werden, wenn ein Schwert noch in der Scheide steckt.«
Jack machte noch einige Versuche, dann tauschte er mit Sachiko und hielt den bokken für sie, während sie die Doppelschläge übte. Sachiko hatte bereits seit einem Jahr Unterricht. Ihre Bewegungen waren fließender und sie traf den bokken mit voller Wucht. Jacks Arm schmerzte jedes Mal bis ins Schultergelenk hinauf.
Nur sechs weitere Schüler genossen das Privileg, in der Technik der beiden Himmel unterrichtet zu werden. Gleich rechts von Jack übten Akiko und Kazuki, die wie Jack die Prüfungen des Kreises der Drei gemeistert und sich damit das Recht auf den Unterricht verdient hatten. Zu seiner Beruhigung sah Jack, dass auch Kazuki sich schwertat. Die nächsten beiden Schüler, Ichiro und Osamu, waren bereits fortgeschritten. Sie waren wie Sachiko wegen ihrer überragenden Begabung aus den älteren Jahrgängen ausgewählt worden. Sie hatten bereits mit zwei Schwertern trainiert und führten
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