Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
bemerken.«
Jack sah Zenjubo ehrfürchtig an. Er wusste zwar, dass man mithilfe von zai Kontrolle über die Elemente gewinnen konnte, aber an eine solche Wirkung hatte er nicht gedacht. »Das hast du gemacht?«
Zenjubo schüttelte den Kopf. »Nur begünstigt.«
Jack begriff, dass wieder einmal der Ring der Erde ihnen half.
Als Erste gingen Tenzen und Akiko.
»Wir treffen uns in der Burg«, sagte Akiko. Aus ihren Augen sprach jene eiserne Entschlossenheit, die Jack so gut kannte. Sie hatte ihre Rüstung wieder angelegt und brannte darauf, ihren kleinen Bruder zu finden und notfalls um sein Leben zu kämpfen.
»Viel Glück!«, flüsterte Jack und sah ihr nach. Sie verschwand im Nebel.
Plötzlich überlief ihn ein Fröstel n – eine Vorahnung, dass alles auf schreckliche Weise schiefgehen würde. Auf einmal kamen ihm Zweifel, ob es richtig gewesen war, Akiko herzuholen. Wenn er sich nun irrte und Hanzo gar nicht ihr Bruder war? Dann gefährdete er Akikos Leben völlig grundlos. Fast hätte er ihr nachgerufen, sie solle umkehren. Doch dazu war es zu spät. Die Befreiungsaktion war angelaufen und es gab kein Zurück mehr.
»Bereit?«, fragte Miyuki.
Jack nickte und verdrängte seine bösen Vorahnungen. Sie den anderen mitzuteilen hatte jetzt auch keinen Sinn mehr.
Miyuki trat neben ihn. »Tut mir leid, wenn ich in letzter Zeit etwas gereizt war«, sagte sie leise.
Jack nickte. »Ich verstehe das. Der Überfall hat uns alle mitgenommen.«
»Es ist nicht nur das. Ich weiß zwar, dass das Mädchen eine Freundin von dir is t … aber ich mag die Samurai einfach nicht.«
»Akiko ist anders.«
»Nicht wie du.« Miyuki erwiderte Jacks Blick, in ihren Augen spiegelte sich das Mondlicht.
»Wir gehen los«, befahl Zenjubo und auch der widerstrebende Shiro musste aufstehen.
Zu viert traten sie aus dem Schutz der Bäume und verschmolzen wie Geister mit dem Nebel. Kajiya, Danjo und Kato würden noch warten, bis sie den Stadtrand erreicht hatten.
Jack folgte den flüchtigen Schatten der anderen über die Ebene. Eine unheimliche Stille herrschte und er hörte nur das Geräusch ihres Atems und ihrer durch das hohe Gras eilenden Füße. Im dichten Nebel verlor er jedes Gefühl für Entfernungen. Ihm war, als träumte er und als müsste er endlos weiterlaufen. Er argwöhnte schon, Zenjubo hätte sich in der Richtung getäuscht, da ragte vor ihnen plötzlich ein großes schwarzes Kreuz aus dem Nebel. Zenjubo entfernte sich sofort in diagonaler Richtung von der Straße, die auf das Haupttor zuführte. Der Stadtwall tauchte aus dem Nebel auf.
Miyuki lief voraus, blieb vor der Mauer stehen und verschränkte die Hände, um den anderen hinüberzuhelfen. Zenjubo flog in die Höhe und über die Mauer. Shiro folgte dicht hinter ihm. Dann war Jack an der Reihe. Das schadenfrohe Grinsen Miyukis fiel ihm ein, als sie ihn damals auf den Misthaufen geworfen hatte.
Du musst aufpassen, wohin du springst.
Also landete Jack zunächst auf der Mauerkrone und vergewisserte sich kurz, dass ihn auf der anderen Seite kein offenes Wasserfass erwartete. Erst dann sprang er hinunter und kam sicher in einer verlassenen Gasse auf.
Zenjubo und Shiro warteten schon im Schatten auf ihn. Zenjubo entrollte sein Kletterseil und warf ein Ende über die Mauer. Einen Augenblick später landete auch Miyuki auf der anderen Seite. Bisher hatte alles geklappt wie am Schnürchen.
Jack konnte nur hoffen, dass auch Akiko gut durchgekommen war.
49
Die betrunkenen Samurai
In der Stadt war kein Nebel, doch ihre schwarzen Kleider machten Jack und seine Gefährten in der Nacht unsichtbar. Zenjubo führte sie durch ein Gewirr kleiner Straßen und Gassen. Dunkel und bedrohlich hob die Burg sich vor ihnen vom nächtlichen Himmel ab. Auf den Straßen war alles ungewöhnlich ruhig, doch nicht weit von ihnen entfernt waren ausgelassenes Geschrei und Gelächter zu hören. Sie näherten sich dem großen Platz, und da sah Jack sie: betrunkene Samurai, die ihren Sieg feierten.
»Was gibt es denn da zu feiern?«, zischte Miyuki böse.
Im selben Moment stand plötzlich ein Samurai in ihrer Gasse.
Zenjubo zog Jack hastig in den Schatten. Mit angehaltenem Atem beobachteten sie, wie der Samurai sich schwankend und stolpernd näherte und gegen eine Mauer lehnte. Er hatte ganz offensichtlich zu viel Reiswein getrunken. Jack sah aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen. Zenjubo hatte sein Messer gezogen. Jack schüttelte in stummem Protest den Kopf.
Der Samurai ging nichts ahnend
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