Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)
zwei weitere Schritte auf das Verhängnis zu, das ihn erwartet e – und erbrach sich über seine eigenen Füße.
»Hidori!«, rief eine ebenfalls betrunken klingende Stimme aus einem nahen Wirtshaus. »Du gibst eine Runde aus!«
Der Samurai wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, fluchte und schwankte nach drinnen. Jack tat einen Seufzer der Erleichterung. Fast hätte der Säufer ihre ganze Aktion auffliegen lassen.
Sie eilten rasch weiter, schlüpften in eine Nebenstraße und rannten hangaufwärts auf die Nebelburg zu. Die gewaltige Außenmauer ragte vor ihnen au f – für die meisten Angreifer ein unüberwindliches Hindernis, nicht jedoch für einen Ninja. Sie duckten sich in die Ecke, wo die Mauer des hinteren Burghofs an den Sockel der Burg stieß. In einiger Entfernung flackerten Fackeln neben einem befestigten Tor.
Es sieht aus wie der Eingang zur Hölle , dachte Jack. Je mehr sie sich Gemnans Garten näherten, desto größer wurde seine Sorge um Hanzo.
Die beiden Posten, die am Tor wachten, bemerkten die Ninja nicht. Zenjubo holte Kletterkrallen für Hände und Füße aus seiner Tasche und verteilte sie an Miyuki, Shiro und Jack. Sie streiften sie über und kletterten nacheinander lautlos die Mauer hinauf.
Jack stellte fest, dass die Krallen und Haken sich mühelos in den weichen Putz der Mauer bohrten. Wenigstens kannte er jetzt das Geheimnis der außerordentlichen Kletterkünste seines alten Feindes Drachenauge. Auch er selbst konnte mit den Krallen Gebäude hinaufklettern wie eine Schwarze Witw e – mit dem Unterschied, dass er nicht zum Töten kam, sondern um seine Freunde zu retten.
In die Ecke geschmiegt, in der es am dunkelsten war, zog er sich hinauf. Er kam gut voran, doch dann bröckelte plötzlich der Putz unter seinem rechten Fuß und kleine Brocken fielen auf den Boden. Das Geräusch war kaum lauter als das Rieseln von Staub, doch in Jacks Ohren dröhnte es wie ein Erdrutsch und auch die Wachen bemerkten es.
»Hast du das gehört?«, fragte der eine.
Jack klammerte sich an die Mauer und versuchte mit dem Dunkel zu verschmelzen. Er hörte das Scharren sich nähernder Schritte, wagte aber nicht, sich umzudrehen.
Ein Vogel krähte dreimal. Man hörte Flügel schlagen.
»Es war nur eine Krähe«, sagte die Wache.
Jack hielt vollkommen still. Wie eine Napfschnecke hing er an der Mauer. Seine Arme begannen zu zittern. Da hörte er von unten ein Flüstern.
»Weiter!«
Jack setzte sich wieder in Bewegung und kletterte zu Zenjubo und Shiro auf das schmale Ziegeldach hinauf, das die Mauer krönte. Miyuki folgte unmittelbar hinter ihm. Sie drückten sich auf die Schräge und verschmolzen mit dem Dach.
»Was für ein Glück, dass der Vogel geschrien hat«, flüsterte Jack.
»Das war kein Vogel!«, sagte Miyuki leise.
Jack blickte staunend zu Zenjubo. Man sah dem wortkargen Ninja seine vielen außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht an.
»Wo sind die anderen?«, fragte Miyuki ungeduldig und sah sich nach Tenzen und Akiko um.
Auch Jack blickte besorgt um sich. Das Gefühl der Bedrohung war zurückgekehrt.
»Ich wusste, dass wir diesem Mädchen nicht trauen dürfen«, brummte Miyuki.
Bevor Jack etwas erwidern konnte, legte Zenjubo den Finger an die Lippen und zeigte dann nach unten.
Auf der Straße näherte sich Akiko. Sie zog Tenzen hinter sich her, der einen erbärmlichen Anblick bot. Er hinkte stark, blutete im Gesicht und man hatte ihm die Arme auf den Rücken gefesselt.
Miyuki sah Jack erschrocken an. »Was hat sie bloß mit ihm angestellt?«
50
Kachimushi
Akiko trat mit ihrem Gefangenen vor die Torwachen und wurde ohne Fragen durchgelassen. Eine Wache begleitete sie in die Richtung von Gemnans Garten.
»Sie lockt uns in eine Falle!«, beharrte Miyuki.
Jack vertraute Akiko vollkommen, aber auch er war von Tenzens schrecklichem Zustand geschockt. War etwas schiefgegangen?
Die vier Ninja folgten Akiko auf dem Dach. Akiko und ihr Gefangener wurden zu einem zweiten Tor geführt und einem Wächter höheren Ranges übergeben, einem brutalen Kerl mit dichtem Bart und mächtigen Pranken. Er packte Tenzen am Hals und betrachtete voller Schadenfreude die Wunde auf seiner Stirn. »Der braucht vielleicht gar kein Kreuz mehr!«, sagte er mit einem hämischen Lachen und spuckte Tenzen ins Gesicht. »Sieht schon jetzt wie eine Leiche aus.«
Tenzen wehrte sich nicht und brachte nur ein schwaches Stöhnen zustande. Sein Kopf fiel willenlos auf die Seite.
»Hier lang! Bevor er ganz
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