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Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition)

Titel: Samurai 5: Der Ring des Wassers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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einen weißen Stein und Jack setzte ihn, ohne zu überlegen, auf den leeren Punkt unterhalb des schwarzen Steins.
    »Gut«, sagte Ronin. »Aber halte den Stein immer zwischen Mittel- und Zeigefinger. Das sieht eleganter aus und gilt als korrekter.«
    Ronin nahm Jacks weißen Stein wieder vom Brett, ersetzte ihn durch einen schwarzen und fügte einige weitere schwarze Steine hinzu, sodass ein L entstand.
    »Steine, die auf horizontal und vertikal benachbarten Punkten liegen, bilden eine Kette. Stell dir diese Ketten wie kleine Regimenter vor. Sie besitzen gemeinsame Freiheiten und sind deshalb stärker und nicht so leicht gefangen zu nehmen. Eine Kette kann nur dadurch gefangen genommen werden, dass alle ihre Freiheiten von gegnerischen Steinen besetzt werden.«
    Er umstellte die L-förmige Kette schwarzer Steine mit weißen Steinen.
    »Diese Kette ist jetzt gefangen.« Er entfernte die schwarzen Steine. »Und Weiß hat durch seinen Angriff das gesamte Gebiet erobert. Solche Kämpfe entscheiden darüber, wer das Spiel gewinnt. Zum Schluss, wenn kein Spieler mehr Gebiete erobern, Steine gefangen nehmen oder das Gebiet des Gegners verkleinern kann, zählt jeder die freien Punkte innerhalb seines Gebiets und die Gefangenen, die er gemacht hat. Am Ende gewinnt der Spieler mit der höchsten Punktzahl.«
    »Das klingt leicht«, sagte Jack. Er hatte wenig Mühe, das Spiel zu verstehen, denn es kam ihm nicht schwerer vor als das Damespiel, das er mit seinem Vater gespielt hatte.
    »Lass dich nicht täuschen!«, warnte Ronin. »Steine des Gegners gefangen zu nehmen, ist nur eine Möglichkeit, ein Gebiet zu erobern. Der Sieg hängt aber mehr davon ab, wie man mit seinen eigenen Steinen ein Gebiet absteckt. Bei diesem Spiel kommt letztlich alles auf die richtige Strategie an.«
    Er legte verschiedene Ketten von Steinen auf dem Spielbrett aus. »Steine, die man nebeneinander legt, unterstützen sich gegenseitig und können nicht so leicht gefangen genommen werden. Siehst du hier?« Er zeigte auf eine schwarze Kette, die von weißen Steinen umgeben war, aber noch zwei Freiheiten aufwies. »Steine auf dem ganzen Brett zu verteilen, verschafft einem dagegen größeren Einfluss und hilft dabei, Gebiete für sich zu gewinnen.« Er umgab zu Demonstrationszwecken die obere rechte Ecke des Spielbretts mit weißen Steinen. »Die Herausforderung beim Go besteht darin, beiden Anforderungen gerecht zu werden. Man muss zugleich defensiv und offensiv spielen und sich immer zwischen taktischer Notwendigkeit und strategischer Planung entscheiden.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Hana, die mit gekreuzten Beinen neben ihnen saß, fasziniert.
    »Mein Vater und ich haben täglich gespielt«, antwortete Ronin wehmütig.
    Um seine Mundwinkel erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln, das allerdings sofort wieder verschwand.
    »Seiner Meinung nach sollte Go zur Ausbildung jedes Kriegers gehören. Denn im Grunde ist es eine Kampfkunst. Und man lernt es am besten, indem man es spielt.«
    Ronin schob Jack die Schale mit den schwarzen Steinen hin.
    »Schwarz beginnt. Alles Weitere erkläre ich dir während des Spiels.«
    Sie spielten eine Probepartie. Zuerst verteilte Jack seine Steine willkürlich auf dem Brett, stellte allerdings schnell fest, dass er schon bald überall von Weiß angegriffen wurde. Im weiteren Verlauf der Partie zeigte Ronin ihm, wie er die eigenen Steine verbinden, Ketten des Gegners durchbrechen, dessen Einflussbereich verkleinern und in das Gebiet des Gegners eindringen konnte.
    »Es geht bei diesem Spiel um ›Leben‹ und ›Tod‹«, fuhr Ronin in seinen Ausführungen fort. Er zeigte auf zwei Gruppen Jacks. »Sie haben zwar noch Freiheiten, sind aber schon tot, weil eine Gefangennahme unvermeidlich ist. Verschwende deine Zeit also nicht damit, weiter an ihnen anzubauen.« Er wies zum Vergleich auf eine weiße Gruppe in Form einer Acht. »Diese Gruppe hingegen lebt, weil sie nicht geschlagen werden kann. Du siehst die beiden ›Augen‹ in der Mitte, hier und hier? Dort kannst du keinen Stein hineinsetzen, denn er hätte keine Freiheiten und würde ›Selbstmord‹ begehen. Solche Gruppen sind für das Überleben auf dem Brett entscheidend.«
    Sie spielten einige weitere Partien und Jack hielt jedes Mal ein wenig länger durch. Auf diese Weise erfuhr er immer mehr über das Spiel. Dann machte Ronin ihn mit der Strategie des sente vertraut – Zügen, die den Gegner mit Gefangennahme bedrohten und die Entwicklung anderer

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